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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung/ derer von super-klugen
daß ich am Grünen-Donnerstage/ wiewohl
nicht um dieser Ursach willen/ Bretzeln gegessen
habe; ist also von diesem vermeinten Fieber Prae-
servativ
nichts zu halten. Wiewohl ich auch
nicht glaube/ daß ein kluger vernünfftiger
Mensch drauff trauen werde; ich halte viel-
mehr
davor/ daß diese Sage nur aus einer Spaß-
Rede ihren Anfang genommen habe/ denn es ist
bekandt/ daß in Sachsen-Lande gewöhnlicher
massen an Fastnacht der Anfang mit Backung
der Bretzeln gemacht wird/ und am Grünen-
Donnerstage die letzten gebacken werden. Wer
dem nach zu guter letzt noch neugebackene Bre-
tzeln essen will/ muß es längstens am Grünen-
Donnerstage thun/ dahero Zweiffels ohne ei-
ner einmahl aus Schertz mag gesagt haben/ wer
am Grünen-Donnerstage keine Bretzeln esse/
der müste gewärtig seyn/ daß er solches Jahr das
Fieber bekomme. Hierbey fällt mir ein/ was sich
vor 20. Jahren in Leipzig begab/ nehmlich/ es
bekam eine Magd einen grossen Bauch/ dahero
sie von iederman vor schwanger gehalten wurde/
welches sie aber hefftig läugnete/ dahero sie vor
die Stadt-Gerichten gefodert und besichtiget
wurde/ welche/ da sie vor schwanger erkannt
wurde/ keinen Vater anzugeben wuste/ sondern
gab vor/ sie sey am Grünen-Donnerstage auff
dem Burg-Keller gewesen/ eine Kanne Tor-

gauer

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
daß ich am Gruͤnen-Donnerſtage/ wiewohl
nicht um dieſer Urſach willen/ Bretzeln gegeſſen
habe; iſt alſo von dieſem vermeinten Fieber Præ-
ſervativ
nichts zu halten. Wiewohl ich auch
nicht glaube/ daß ein kluger vernuͤnfftiger
Menſch drauff trauen werde; ich halte viel-
mehr
davor/ daß dieſe Sage nur aus einer Spaß-
Rede ihren Anfang genommen habe/ denn es iſt
bekandt/ daß in Sachſen-Lande gewoͤhnlicher
maſſen an Faſtnacht der Anfang mit Backung
der Bretzeln gemacht wird/ und am Gruͤnen-
Donnerſtage die letzten gebacken werden. Wer
dem nach zu guter letzt noch neugebackene Bre-
tzeln eſſen will/ muß es laͤngſtens am Gruͤnen-
Donnerſtage thun/ dahero Zweiffels ohne ei-
ner einmahl aus Schertz mag geſagt haben/ wer
am Gruͤnen-Donnerſtage keine Bretzeln eſſe/
der muͤſte gewaͤrtig ſeyn/ daß er ſolches Jahr das
Fieber bekomme. Hierbey faͤllt mir ein/ was ſich
vor 20. Jahren in Leipzig begab/ nehmlich/ es
bekam eine Magd einen groſſen Bauch/ dahero
ſie von iederman vor ſchwanger gehalten wurde/
welches ſie aber hefftig laͤugnete/ dahero ſie vor
die Stadt-Gerichten gefodert und beſichtiget
wurde/ welche/ da ſie vor ſchwanger erkannt
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dem Burg-Keller geweſen/ eine Kanne Tor-

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[80/0102] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen daß ich am Gruͤnen-Donnerſtage/ wiewohl nicht um dieſer Urſach willen/ Bretzeln gegeſſen habe; iſt alſo von dieſem vermeinten Fieber Præ- ſervativ nichts zu halten. Wiewohl ich auch nicht glaube/ daß ein kluger vernuͤnfftiger Menſch drauff trauen werde; ich halte viel- mehr davor/ daß dieſe Sage nur aus einer Spaß- Rede ihren Anfang genommen habe/ denn es iſt bekandt/ daß in Sachſen-Lande gewoͤhnlicher maſſen an Faſtnacht der Anfang mit Backung der Bretzeln gemacht wird/ und am Gruͤnen- Donnerſtage die letzten gebacken werden. Wer dem nach zu guter letzt noch neugebackene Bre- tzeln eſſen will/ muß es laͤngſtens am Gruͤnen- Donnerſtage thun/ dahero Zweiffels ohne ei- ner einmahl aus Schertz mag geſagt haben/ wer am Gruͤnen-Donnerſtage keine Bretzeln eſſe/ der muͤſte gewaͤrtig ſeyn/ daß er ſolches Jahr das Fieber bekomme. Hierbey faͤllt mir ein/ was ſich vor 20. Jahren in Leipzig begab/ nehmlich/ es bekam eine Magd einen groſſen Bauch/ dahero ſie von iederman vor ſchwanger gehalten wurde/ welches ſie aber hefftig laͤugnete/ dahero ſie vor die Stadt-Gerichten gefodert und beſichtiget wurde/ welche/ da ſie vor ſchwanger erkannt wurde/ keinen Vater anzugeben wuſte/ ſondern gab vor/ ſie ſey am Gruͤnen-Donnerſtage auff dem Burg-Keller geweſen/ eine Kanne Tor- gauer

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/102>, abgerufen am 23.11.2024.