Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.ihren Grimm wider Fixeln bezeigeten, nachdem sie mit Worten ihm schwer §. 72. Terminus executionis würde am Freytage richtig blieben §. 73. Der Herr Vice Director des Hoff-Gerichts, der Königl. ver-
ihren Grimm wider Fixeln bezeigeten, nachdem ſie mit Worten ihm ſchwer §. 72. Terminus executionis wuͤrde am Freytage richtig blieben §. 73. Der Herr Vice Director des Hoff-Gerichts, der Koͤnigl. ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="54[52]"/> ihren Grimm wider Fixeln bezeigeten, nachdem ſie mit Worten ihm ſchwer<lb/> zu fallen fuͤr dem loͤblichen Gerichte Scheu hatten, wiewol wenn die Fixelin<lb/> ſo einen gifftigen <hi rendition="#aq">Floſculum</hi> mit einſchieben konnte, trug ſie eben kein groſſes<lb/> Bedencken; Hergegen daß Fixel aus gantz anderm <hi rendition="#aq">Affect</hi>e gegen ſie alle<lb/> drey handelte, gab er mit ſanfften Gebehrden und beweglichen Worten zu<lb/> verſtehen, die gemeiniglich alle wege hieſſen: Du lieber GOtt! was wollen<lb/> wir uns doch lange ſperren? wir ſind ja alle 4. bey der Pluͤnderung ge-<lb/> weſen.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 72.</head> <p><hi rendition="#aq">Terminus executionis</hi> wuͤrde am Freytage richtig blieben<lb/> ſeyn, ohngeachtet die Herren <hi rendition="#aq">Patres</hi> ihre anderweitige Arbeit vorſchuͤtzeten,<lb/> an dem Tage ihren Catholiſchen <hi rendition="#aq">Malefitz</hi>-Perſonen nicht beywohnen zu koͤn-<lb/> nen; Alleine Jhro Majeſt. hatten bereits befohlen, nochmahls Anfrage zu<lb/> halten, bevorab da der Bericht von dem vor Havelberg geſchehenen Bru-<lb/> der-Mord wider den Kranichfeld eingelauffen war, deswegen war der <hi rendition="#aq">Ter-<lb/> min</hi> zur <hi rendition="#aq">Execution</hi> biß auf den folgenden Dienſtag, war der 6. <hi rendition="#aq">Febr.</hi> aus-<lb/> geſetzet. Der eingelauffene Bericht von Havelberge aber heiſſet zur Zeit<lb/> nichts weiters, als was die Fixelin wider den Kranichfeld <hi rendition="#aq">deponir</hi>t, die Ge-<lb/> richte aber ſolche Ausſage an Sr. Majeſt. nach Potsdamm berichtet, und<lb/> von daher Befehl erhalten hatten, die <hi rendition="#aq">Execution</hi> aufzuhalten, biß der aus-<lb/> geſandte Hoff-Gerichts-Bothe wehrender Zeit von Havelberg zuruͤck kom-<lb/> men, und die Sache alſo einen voͤlligern Aufſchluß gewinnen moͤchte.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 73.</head> <p>Der Herr <hi rendition="#aq">Vice Director</hi> des Hoff-Gerichts, der Koͤnigl.<lb/> Preußiſche Geheimter Krieges-Rath <hi rendition="#aq">Mylius</hi> that ihnen ſaͤmptlichen eine be-<lb/> wegliche doch ernſtliche Vorſtellung, wenn ſie nun ihrer Seelen nicht war-<lb/> nehmen wolten, moͤchten ſie es ihrem eigenen Muthwillen dancken, daß ſie<lb/> ſelber der Goͤttlichen Guͤte widerſtanden, die ſie deswegen in die Gerichte<lb/> gelieſſert haͤtte, daß ſie von hieraus mit ihrer Seelen zu GOtt gute Anwei-<lb/> ſung annehmen ſolten, ſprachs aber dem Fixel in Gegenwart aller zum<lb/> Troſte: Wenn der uͤbrigen ihre Bekehrung nicht beſſer gienge, als ſie biß-<lb/> her gegangen waͤre, zweiffle er ſehr, daß er, Fixel, einen von allen zum Gefehrten<lb/> in den Himmel bekaͤme. Welche Rede Fixeln zu vielen Thraͤnen bewegete,<lb/> da hergegen die andere alle ſtunden wie Kieſel-Steine, auſſer daß Kranich-<lb/> feld ſeine Maͤnnerchen machete, und bey allen abgeleugneten Fragen, ſonder-<lb/> lich, daß er noch Ducaten habe verwechſeln, und davon ſeinem Weibe uͤber<lb/> 1½. Thir zuſtecken laſſen koͤnnen, in GOttes Nahmen (wie ſein Geſchwaͤtze<lb/> war,) immerhin zuſterben, verwegen vorgab. So ſehr er ſich aber mit dem<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [54[52]/0060]
ihren Grimm wider Fixeln bezeigeten, nachdem ſie mit Worten ihm ſchwer
zu fallen fuͤr dem loͤblichen Gerichte Scheu hatten, wiewol wenn die Fixelin
ſo einen gifftigen Floſculum mit einſchieben konnte, trug ſie eben kein groſſes
Bedencken; Hergegen daß Fixel aus gantz anderm Affecte gegen ſie alle
drey handelte, gab er mit ſanfften Gebehrden und beweglichen Worten zu
verſtehen, die gemeiniglich alle wege hieſſen: Du lieber GOtt! was wollen
wir uns doch lange ſperren? wir ſind ja alle 4. bey der Pluͤnderung ge-
weſen.
§. 72.Terminus executionis wuͤrde am Freytage richtig blieben
ſeyn, ohngeachtet die Herren Patres ihre anderweitige Arbeit vorſchuͤtzeten,
an dem Tage ihren Catholiſchen Malefitz-Perſonen nicht beywohnen zu koͤn-
nen; Alleine Jhro Majeſt. hatten bereits befohlen, nochmahls Anfrage zu
halten, bevorab da der Bericht von dem vor Havelberg geſchehenen Bru-
der-Mord wider den Kranichfeld eingelauffen war, deswegen war der Ter-
min zur Execution biß auf den folgenden Dienſtag, war der 6. Febr. aus-
geſetzet. Der eingelauffene Bericht von Havelberge aber heiſſet zur Zeit
nichts weiters, als was die Fixelin wider den Kranichfeld deponirt, die Ge-
richte aber ſolche Ausſage an Sr. Majeſt. nach Potsdamm berichtet, und
von daher Befehl erhalten hatten, die Execution aufzuhalten, biß der aus-
geſandte Hoff-Gerichts-Bothe wehrender Zeit von Havelberg zuruͤck kom-
men, und die Sache alſo einen voͤlligern Aufſchluß gewinnen moͤchte.
§. 73.Der Herr Vice Director des Hoff-Gerichts, der Koͤnigl.
Preußiſche Geheimter Krieges-Rath Mylius that ihnen ſaͤmptlichen eine be-
wegliche doch ernſtliche Vorſtellung, wenn ſie nun ihrer Seelen nicht war-
nehmen wolten, moͤchten ſie es ihrem eigenen Muthwillen dancken, daß ſie
ſelber der Goͤttlichen Guͤte widerſtanden, die ſie deswegen in die Gerichte
gelieſſert haͤtte, daß ſie von hieraus mit ihrer Seelen zu GOtt gute Anwei-
ſung annehmen ſolten, ſprachs aber dem Fixel in Gegenwart aller zum
Troſte: Wenn der uͤbrigen ihre Bekehrung nicht beſſer gienge, als ſie biß-
her gegangen waͤre, zweiffle er ſehr, daß er, Fixel, einen von allen zum Gefehrten
in den Himmel bekaͤme. Welche Rede Fixeln zu vielen Thraͤnen bewegete,
da hergegen die andere alle ſtunden wie Kieſel-Steine, auſſer daß Kranich-
feld ſeine Maͤnnerchen machete, und bey allen abgeleugneten Fragen, ſonder-
lich, daß er noch Ducaten habe verwechſeln, und davon ſeinem Weibe uͤber
1½. Thir zuſtecken laſſen koͤnnen, in GOttes Nahmen (wie ſein Geſchwaͤtze
war,) immerhin zuſterben, verwegen vorgab. So ſehr er ſich aber mit dem
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