Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

aus den Augen spiegelte, und sie rechte Figuren macheten von dem, was
sie sonsten wol jemanden haben bieten dürffen, wenn sie freye Hand haben
haben können.

§. 69.

Jch kundigte dem Fixel, der zur Zeit in seinem Lügen-Zeug-
niß für die Wanckin beharrete, meinen Dienst auf, reterirete mich auch
des Tages mit willen, da ich ihn sonst allewege Vor- und Nachmittags be-
suchet hatte. Jch gestehe auch, ich würde einen Ernst daraus gemachet,
und ihn hertzlich gern einem andern überlassen haben, der sein Heyl besser
an ihm versuchet hätte: Allein auf Fixels Seiten hielt ichs für eine schwere
Versuchungs-Stunde, in welcher vielleicht ein Stärckerer möchte gewan-
cket haben, dahero ich bey dem allen gute Hoffnung hatte, daß es dem bö-
sen Feinde dennoch nicht gelingen solte; Jndessen, daß ich mich wider ihn
also schärffete, hielt für höchst nöthig, indem ich wol besorgen konnte, er
würde mit seiner Retraction an denen andern Consorten nicht geringen
Schaden verursachen, welches auch gewiß also eingetroffen. Denn ich
diesem Absprung meistentheils Schuld gebe, daß Hoffmann seine vorige
Treuhertzigkeit verlohr, die Wanckin unverschämt trotzig, und der Schieffer-
Decker kecker wurde: War also nöthig, wenn wir Hoffnung haben wolten
sie von ihren Dingen wieder herab zubringen, daß wir Sorge trügen, Fixeln
erst wiederum ins vorige Geschick zu setzen, und dazu konnte ich vor der
Hand nichts bessers ersinnen, als daß ich ihme meine Beicht-Vaterschafft
aufkündigte, und ihme noch andere Serieuse Vorstellung thäte, weil ich
wuste, daß er nachsinnete und in der Stille ein Ding überlegete, auch sonst
mit Vertrauen sich zu mir gewehnet hätte. Wir haben die Publication
des confirmirten Urthels gedacht, wollen dahero dasselbe hiebey einfliessen
lassen.

Das im Königlichen Hoff-Berichte
gesprochene Urthel.

JM Peinlichen Sachen wider Leopold Fixeln,
Annen Sophien Wanckin, Abraham Hoff-
mannen, und Christoph Kranichfeldten,

auch

aus den Augen ſpiegelte, und ſie rechte Figuren macheten von dem, was
ſie ſonſten wol jemanden haben bieten duͤrffen, wenn ſie freye Hand haben
haben koͤnnen.

§. 69.

Jch kundigte dem Fixel, der zur Zeit in ſeinem Luͤgen-Zeug-
niß fuͤr die Wanckin beharrete, meinen Dienſt auf, reterirete mich auch
des Tages mit willen, da ich ihn ſonſt allewege Vor- und Nachmittags be-
ſuchet hatte. Jch geſtehe auch, ich wuͤrde einen Ernſt daraus gemachet,
und ihn hertzlich gern einem andern uͤberlaſſen haben, der ſein Heyl beſſer
an ihm verſuchet haͤtte: Allein auf Fixels Seiten hielt ichs fuͤr eine ſchwere
Verſuchungs-Stunde, in welcher vielleicht ein Staͤrckerer moͤchte gewan-
cket haben, dahero ich bey dem allen gute Hoffnung hatte, daß es dem boͤ-
ſen Feinde dennoch nicht gelingen ſolte; Jndeſſen, daß ich mich wider ihn
alſo ſchaͤrffete, hielt fuͤr hoͤchſt noͤthig, indem ich wol beſorgen konnte, er
wuͤrde mit ſeiner Retraction an denen andern Conſorten nicht geringen
Schaden verurſachen, welches auch gewiß alſo eingetroffen. Denn ich
dieſem Abſprung meiſtentheils Schuld gebe, daß Hoffmann ſeine vorige
Treuhertzigkeit verlohr, die Wanckin unverſchaͤmt trotzig, und der Schieffer-
Decker kecker wurde: War alſo noͤthig, wenn wir Hoffnung haben wolten
ſie von ihren Dingen wieder herab zubringen, daß wir Sorge truͤgen, Fixeln
erſt wiederum ins vorige Geſchick zu ſetzen, und dazu konnte ich vor der
Hand nichts beſſers erſinnen, als daß ich ihme meine Beicht-Vaterſchafft
aufkuͤndigte, und ihme noch andere Serieuſe Vorſtellung thaͤte, weil ich
wuſte, daß er nachſinnete und in der Stille ein Ding uͤberlegete, auch ſonſt
mit Vertrauen ſich zu mir gewehnet haͤtte. Wir haben die Publication
des confirmirten Urthels gedacht, wollen dahero daſſelbe hiebey einflieſſen
laſſen.

Das im Koͤniglichen Hoff-Berichte
geſprochene Urthel.

JM Peinlichen Sachen wider Leopold Fixeln,
Annen Sophien Wanckin, Abraham Hoff-
mannen, und Chriſtoph Kranichfeldten,

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="46[44]"/>
aus den Augen &#x017F;piegelte, und &#x017F;ie rechte <hi rendition="#aq">Figur</hi>en macheten von dem, was<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;ten wol jemanden haben bieten du&#x0364;rffen, wenn &#x017F;ie freye Hand haben<lb/>
haben ko&#x0364;nnen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 69.</head>
        <p>Jch kundigte dem Fixel, der zur Zeit in &#x017F;einem Lu&#x0364;gen-Zeug-<lb/>
niß fu&#x0364;r die Wanckin beharrete, meinen Dien&#x017F;t auf, <hi rendition="#aq">reterir</hi>ete mich auch<lb/>
des Tages mit willen, da ich ihn &#x017F;on&#x017F;t allewege Vor- und Nachmittags be-<lb/>
&#x017F;uchet hatte. Jch ge&#x017F;tehe auch, ich wu&#x0364;rde einen Ern&#x017F;t daraus gemachet,<lb/>
und ihn hertzlich gern einem andern u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en haben, der &#x017F;ein Heyl be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
an ihm ver&#x017F;uchet ha&#x0364;tte: Allein auf Fixels Seiten hielt ichs fu&#x0364;r eine &#x017F;chwere<lb/>
Ver&#x017F;uchungs-Stunde, in welcher vielleicht ein Sta&#x0364;rckerer mo&#x0364;chte gewan-<lb/>
cket haben, dahero ich bey dem allen gute Hoffnung hatte, daß es dem bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en Feinde dennoch nicht gelingen &#x017F;olte; Jnde&#x017F;&#x017F;en, daß ich mich wider ihn<lb/>
al&#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;rffete, hielt fu&#x0364;r ho&#x0364;ch&#x017F;t no&#x0364;thig, indem ich wol be&#x017F;orgen konnte, er<lb/>
wu&#x0364;rde mit &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Retraction</hi> an denen andern <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ort</hi>en nicht geringen<lb/>
Schaden verur&#x017F;achen, welches auch gewiß al&#x017F;o eingetroffen. Denn ich<lb/>
die&#x017F;em Ab&#x017F;prung mei&#x017F;tentheils Schuld gebe, daß Hoffmann &#x017F;eine vorige<lb/>
Treuhertzigkeit verlohr, die Wanckin unver&#x017F;cha&#x0364;mt trotzig, und der Schieffer-<lb/>
Decker kecker wurde: War al&#x017F;o no&#x0364;thig, wenn wir Hoffnung haben wolten<lb/>
&#x017F;ie von ihren Dingen wieder herab zubringen, daß wir Sorge tru&#x0364;gen, Fixeln<lb/>
er&#x017F;t wiederum ins vorige Ge&#x017F;chick zu &#x017F;etzen, und dazu konnte ich vor der<lb/>
Hand nichts be&#x017F;&#x017F;ers er&#x017F;innen, als daß ich ihme meine Beicht-Vater&#x017F;chafft<lb/>
aufku&#x0364;ndigte, und ihme noch andere <hi rendition="#aq">Serieu&#x017F;e</hi> Vor&#x017F;tellung tha&#x0364;te, weil ich<lb/>
wu&#x017F;te, daß er nach&#x017F;innete und in der Stille ein Ding u&#x0364;berlegete, auch &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
mit Vertrauen &#x017F;ich zu mir gewehnet ha&#x0364;tte. Wir haben die <hi rendition="#aq">Publication</hi><lb/>
des <hi rendition="#aq">confirmirt</hi>en Urthels gedacht, wollen dahero da&#x017F;&#x017F;elbe hiebey einflie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">D</hi>as im <hi rendition="#in">K</hi>o&#x0364;niglichen <hi rendition="#in">H</hi>off-<hi rendition="#in">B</hi>erichte<lb/>
ge&#x017F;prochene Urthel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>M Peinlichen Sachen wider <hi rendition="#fr">Leopold Fixeln,<lb/>
Annen Sophien Wanckin, Abraham Hoff-<lb/>
mannen, und Chri&#x017F;toph Kranichfeldten,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46[44]/0044] aus den Augen ſpiegelte, und ſie rechte Figuren macheten von dem, was ſie ſonſten wol jemanden haben bieten duͤrffen, wenn ſie freye Hand haben haben koͤnnen. §. 69.Jch kundigte dem Fixel, der zur Zeit in ſeinem Luͤgen-Zeug- niß fuͤr die Wanckin beharrete, meinen Dienſt auf, reterirete mich auch des Tages mit willen, da ich ihn ſonſt allewege Vor- und Nachmittags be- ſuchet hatte. Jch geſtehe auch, ich wuͤrde einen Ernſt daraus gemachet, und ihn hertzlich gern einem andern uͤberlaſſen haben, der ſein Heyl beſſer an ihm verſuchet haͤtte: Allein auf Fixels Seiten hielt ichs fuͤr eine ſchwere Verſuchungs-Stunde, in welcher vielleicht ein Staͤrckerer moͤchte gewan- cket haben, dahero ich bey dem allen gute Hoffnung hatte, daß es dem boͤ- ſen Feinde dennoch nicht gelingen ſolte; Jndeſſen, daß ich mich wider ihn alſo ſchaͤrffete, hielt fuͤr hoͤchſt noͤthig, indem ich wol beſorgen konnte, er wuͤrde mit ſeiner Retraction an denen andern Conſorten nicht geringen Schaden verurſachen, welches auch gewiß alſo eingetroffen. Denn ich dieſem Abſprung meiſtentheils Schuld gebe, daß Hoffmann ſeine vorige Treuhertzigkeit verlohr, die Wanckin unverſchaͤmt trotzig, und der Schieffer- Decker kecker wurde: War alſo noͤthig, wenn wir Hoffnung haben wolten ſie von ihren Dingen wieder herab zubringen, daß wir Sorge truͤgen, Fixeln erſt wiederum ins vorige Geſchick zu ſetzen, und dazu konnte ich vor der Hand nichts beſſers erſinnen, als daß ich ihme meine Beicht-Vaterſchafft aufkuͤndigte, und ihme noch andere Serieuſe Vorſtellung thaͤte, weil ich wuſte, daß er nachſinnete und in der Stille ein Ding uͤberlegete, auch ſonſt mit Vertrauen ſich zu mir gewehnet haͤtte. Wir haben die Publication des confirmirten Urthels gedacht, wollen dahero daſſelbe hiebey einflieſſen laſſen. Das im Koͤniglichen Hoff-Berichte geſprochene Urthel. JM Peinlichen Sachen wider Leopold Fixeln, Annen Sophien Wanckin, Abraham Hoff- mannen, und Chriſtoph Kranichfeldten, auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/44
Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 46[44]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/44>, abgerufen am 24.11.2024.