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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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§. 1.

EJn weiser König zerstreuet die Gottlosen, und
bringet das Rad über sie.
Solche Worte stehen ge-
schrieben in den Sprichwörtern Salomonis Cap. XX. 26.
Jch brauche mich ihrer, daß ich mit denenselben dem ge-
neigten Leser abermals eine klägliche Maleficanten-Hi-
storie aufschliesse, die bey uns in unserm Lande passiret,
und zum Vorschein kommen ist, dahero dero Thäter ih-
ren verdienten Malefitz-Lohn sich mit dem Rade geholet.

§. 2.

Solches wolverdiente Straff-Urthel zuschreiben, oder doch zu unter-
schreiben, schämet sich ein weiser König und hohe Landes-Obrigkeit nicht,
weil es ihrem Göttlichen Beruffe gantz gemäß ist, und zu dem jure & exer-
citio gladii
gehöret, damit der Allerhöchste die Lenden der weltlichen Obrig-
keit gegurtet. Rom. XIII 4.

§. 3.

Weise Könige sind die eintzige Werckzeuge unsrer sichtbaren Beschir-
mung, und gehören mit unter die Wolthaten des ersten Articuls in unserm
Apostolischen Glaubens-Bekänntnisse; werden als ein Seegen unter irrdi-
schen Gütern von GOTT erbeten in der vierten Bitte des Vater Unsers;
und haben nach Anweisung des vierten Geboths von ihren Unterthanen dafür
mit aller Billigkeit und Recht zu fodern, daß sie als Patres Patriae erkannt
und geehret werden.

§. 4.

Jhre Weißheit wolte wol lieber andere Dinge vornehmen, als betrübte
Blut-Urthel zu confirmiren, und wäre es ihre Lust, die Unterthanen zur
Furcht des HErrn, und ihnen allesamt zu ihrem Zeitlichen sowol ewigen
Wolseyn beförderlich zu seyn, als das Rad wancken zu lassen. Das solches
eine Königs-That sey, meldet der Vater des Salomons, David, Psal.
XXXIV. 12. seqq. Kommet her, Kinder, höret mir zu, ich will euch die

Furcht
A 2


§. 1.

EJn weiſer Koͤnig zerſtreuet die Gottloſen, und
bringet das Rad uͤber ſie.
Solche Worte ſtehen ge-
ſchrieben in den Sprichwoͤrtern Salomonis Cap. XX. 26.
Jch brauche mich ihrer, daß ich mit denenſelben dem ge-
neigten Leſer abermals eine klaͤgliche Maleficanten-Hi-
ſtorie aufſchlieſſe, die bey uns in unſerm Lande pasſiret,
und zum Vorſchein kommen iſt, dahero dero Thaͤter ih-
ren verdienten Malefitz-Lohn ſich mit dem Rade geholet.

§. 2.

Solches wolverdiente Straff-Urthel zuſchreiben, oder doch zu unter-
ſchreiben, ſchaͤmet ſich ein weiſer Koͤnig und hohe Landes-Obrigkeit nicht,
weil es ihrem Goͤttlichen Beruffe gantz gemaͤß iſt, und zu dem jure & exer-
citio gladii
gehoͤret, damit der Allerhoͤchſte die Lenden der weltlichen Obrig-
keit gegurtet. Rom. XIII 4.

§. 3.

Weiſe Koͤnige ſind die eintzige Werckzeuge unſrer ſichtbaren Beſchir-
mung, und gehoͤren mit unter die Wolthaten des erſten Articuls in unſerm
Apoſtoliſchen Glaubens-Bekaͤnntniſſe; werden als ein Seegen unter irrdi-
ſchen Guͤtern von GOTT erbeten in der vierten Bitte des Vater Unſers;
und haben nach Anweiſung des vierten Geboths von ihren Unterthanen dafuͤr
mit aller Billigkeit und Recht zu fodern, daß ſie als Patres Patriæ erkannt
und geehret werden.

§. 4.

Jhre Weißheit wolte wol lieber andere Dinge vornehmen, als betruͤbte
Blut-Urthel zu confirmiren, und waͤre es ihre Luſt, die Unterthanen zur
Furcht des HErrn, und ihnen alleſamt zu ihrem Zeitlichen ſowol ewigen
Wolſeyn befoͤrderlich zu ſeyn, als das Rad wancken zu laſſen. Das ſolches
eine Koͤnigs-That ſey, meldet der Vater des Salomons, David, Pſal.
XXXIV. 12. ſeqq. Kommet her, Kinder, hoͤret mir zu, ich will euch die

Furcht
A 2
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[[3]/0003] §. 1. EJn weiſer Koͤnig zerſtreuet die Gottloſen, und bringet das Rad uͤber ſie. Solche Worte ſtehen ge- ſchrieben in den Sprichwoͤrtern Salomonis Cap. XX. 26. Jch brauche mich ihrer, daß ich mit denenſelben dem ge- neigten Leſer abermals eine klaͤgliche Maleficanten-Hi- ſtorie aufſchlieſſe, die bey uns in unſerm Lande pasſiret, und zum Vorſchein kommen iſt, dahero dero Thaͤter ih- ren verdienten Malefitz-Lohn ſich mit dem Rade geholet. §. 2.Solches wolverdiente Straff-Urthel zuſchreiben, oder doch zu unter- ſchreiben, ſchaͤmet ſich ein weiſer Koͤnig und hohe Landes-Obrigkeit nicht, weil es ihrem Goͤttlichen Beruffe gantz gemaͤß iſt, und zu dem jure & exer- citio gladii gehoͤret, damit der Allerhoͤchſte die Lenden der weltlichen Obrig- keit gegurtet. Rom. XIII 4. §. 3.Weiſe Koͤnige ſind die eintzige Werckzeuge unſrer ſichtbaren Beſchir- mung, und gehoͤren mit unter die Wolthaten des erſten Articuls in unſerm Apoſtoliſchen Glaubens-Bekaͤnntniſſe; werden als ein Seegen unter irrdi- ſchen Guͤtern von GOTT erbeten in der vierten Bitte des Vater Unſers; und haben nach Anweiſung des vierten Geboths von ihren Unterthanen dafuͤr mit aller Billigkeit und Recht zu fodern, daß ſie als Patres Patriæ erkannt und geehret werden. §. 4.Jhre Weißheit wolte wol lieber andere Dinge vornehmen, als betruͤbte Blut-Urthel zu confirmiren, und waͤre es ihre Luſt, die Unterthanen zur Furcht des HErrn, und ihnen alleſamt zu ihrem Zeitlichen ſowol ewigen Wolſeyn befoͤrderlich zu ſeyn, als das Rad wancken zu laſſen. Das ſolches eine Koͤnigs-That ſey, meldet der Vater des Salomons, David, Pſal. XXXIV. 12. ſeqq. Kommet her, Kinder, hoͤret mir zu, ich will euch die Furcht A 2

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/3>, abgerufen am 19.04.2024.