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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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liederliche Müßiggang begehret, lieber als ein anderer, der im Schweiß sei-
nes Angesichtes sein Brodt geneust/ mit wenigern auskommt, und bey seiner
Hände Arbeit vergnügt ist. Zu dem waren sie auch alle junge wehlige
Leute, denen man es ansehen konnte, daß sie ihrem Leibe keine Futterung
versaget hatten, konnten auch, da sie an der Kleidung nicht zerrissen giengen,
mancherley Figuren machen und Aufzüge halten, daß man sie zum wenig-
sten zu denen Zigeunern, Ratzen-Fängern, Hechel-Trägern und Sieb-
machern nicht so leicht würde gezählet haben. Wie wol ich nicht wolte
Bürge seyn, wer ihre drey Weiber nun, da sie das gelegte Diebes-Schmaltz
abgezehret hatten, und mit dem Gefangen-Brodt abgespeiset wurden, an-
geschauet, ob dieselbe, da sie von Kindes-Beinen an das Land durchgezogen,
nicht die Züge unter den Zigeunern eine Weile mit möchten gethan haben.
Bestärcken möchte einem diese Muthmassung nicht allein ihre äusserliche
Forme und verzweiffeltes Mund-Zeug, sondern auch ihre gehabte Bekannt-
schafft mit denen Zigeunern, indem sie ihre Männer dazu heran geführet, so
solche schädliche Land-Diebe zum Theil noch nicht gekannt hatten, wie wirs
nachgehends auch in dieser Historie anmercken wollen.

§. 7.

Uberdem ist es sattsam bekandt, daß die Zigeuner-Gesellschafft
eine Mixtur von allerley Nationen sey, was in keinem Lande gut thun will,
und also nicht in demselben kan gelitten werden, sondern öffters mit Stau-
penschlägen und Brandmahlen hinweg gethan wird, ist ihnen ein ange-
nehmer Zunfft-Genosse, mit welchen sie zur Erlernung und Ausübung ihrer
Buben-Stücke die wenigste Mühe haben. Sind Kinder im Hause Christ-
licher Eltern mit ihrer Zucht zu GOtt nicht zufrieden, und lauffen von selbst
von ihnen, können aber diesem dissoluten Volcke ankommen, werden sie
sonder Schwürigkeit aufgenommen und fein zeitig zur Büberey, Schande
und Lastern angewehnet, damit solche Satans-Brut ja wurtzele, und den
Erdboden drucken möchte, wie sie sich denn überall mit solchen Dingen, wo
sie wancken, nicht anders erweisen.

Zingaros variarum nationum mixturam esse, vel hinc aestimabimus, quod
recipiant passim & viros & foeminas volentes in cnnctis provinciis,
qui se illorum miscent contubernio, nempe ne sua propago facile in-
tercidere possit. In Germania quidem qui circumaguntur, maximam
partem Germani sunt. Quare sceleratissimi quique & stigmatibus
notati in eorum societatem tanquam in portum confugiunt. Non hoc
satis. Comperti sunt quoque teneros aliorum liberos plagiario scelere

in-
C 2

liederliche Muͤßiggang begehret, lieber als ein anderer, der im Schweiß ſei-
nes Angeſichtes ſein Brodt geneuſt/ mit wenigern auskommt, und bey ſeiner
Haͤnde Arbeit vergnuͤgt iſt. Zu dem waren ſie auch alle junge wehlige
Leute, denen man es anſehen konnte, daß ſie ihrem Leibe keine Futterung
verſaget hatten, konnten auch, da ſie an der Kleidung nicht zerriſſen giengen,
mancherley Figuren machen und Aufzuͤge halten, daß man ſie zum wenig-
ſten zu denen Zigeunern, Ratzen-Faͤngern, Hechel-Traͤgern und Sieb-
machern nicht ſo leicht wuͤrde gezaͤhlet haben. Wie wol ich nicht wolte
Buͤrge ſeyn, wer ihre drey Weiber nun, da ſie das gelegte Diebes-Schmaltz
abgezehret hatten, und mit dem Gefangen-Brodt abgeſpeiſet wurden, an-
geſchauet, ob dieſelbe, da ſie von Kindes-Beinen an das Land durchgezogen,
nicht die Zuͤge unter den Zigeunern eine Weile mit moͤchten gethan haben.
Beſtaͤrcken moͤchte einem dieſe Muthmaſſung nicht allein ihre aͤuſſerliche
Forme und verzweiffeltes Mund-Zeug, ſondern auch ihre gehabte Bekannt-
ſchafft mit denen Zigeunern, indem ſie ihre Maͤnner dazu heran gefuͤhret, ſo
ſolche ſchaͤdliche Land-Diebe zum Theil noch nicht gekannt hatten, wie wirs
nachgehends auch in dieſer Hiſtorie anmercken wollen.

§. 7.

Uberdem iſt es ſattſam bekandt, daß die Zigeuner-Geſellſchafft
eine Mixtur von allerley Nationen ſey, was in keinem Lande gut thun will,
und alſo nicht in demſelben kan gelitten werden, ſondern oͤffters mit Stau-
penſchlaͤgen und Brandmahlen hinweg gethan wird, iſt ihnen ein ange-
nehmer Zunfft-Genoſſe, mit welchen ſie zur Erlernung und Ausuͤbung ihrer
Buben-Stuͤcke die wenigſte Muͤhe haben. Sind Kinder im Hauſe Chriſt-
licher Eltern mit ihrer Zucht zu GOtt nicht zufrieden, und lauffen von ſelbſt
von ihnen, koͤnnen aber dieſem diſſoluten Volcke ankommen, werden ſie
ſonder Schwuͤrigkeit aufgenommen und fein zeitig zur Buͤberey, Schande
und Laſtern angewehnet, damit ſolche Satans-Brut ja wurtzele, und den
Erdboden drucken moͤchte, wie ſie ſich denn uͤberall mit ſolchen Dingen, wo
ſie wancken, nicht anders erweiſen.

Zingaros variarum nationum mixturam eſſe, vel hinc æſtimabimus, quòd
recipiant pasſim & viros & fœminas volentes in cnnctis provinciis,
qui ſe illorum miſcent contubernio, nempe ne ſua propago facile in-
tercidere posſit. In Germania quidem qui circumaguntur, maximam
partem Germani ſunt. Quare ſceleratisſimi quique & ſtigmatibus
notati in eorum ſocietatem tanquam in portum confugiunt. Non hoc
ſatis. Comperti ſunt quoque teneros aliorum liberos plagiario ſcelere

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C 2
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[19[17]/0017] liederliche Muͤßiggang begehret, lieber als ein anderer, der im Schweiß ſei- nes Angeſichtes ſein Brodt geneuſt/ mit wenigern auskommt, und bey ſeiner Haͤnde Arbeit vergnuͤgt iſt. Zu dem waren ſie auch alle junge wehlige Leute, denen man es anſehen konnte, daß ſie ihrem Leibe keine Futterung verſaget hatten, konnten auch, da ſie an der Kleidung nicht zerriſſen giengen, mancherley Figuren machen und Aufzuͤge halten, daß man ſie zum wenig- ſten zu denen Zigeunern, Ratzen-Faͤngern, Hechel-Traͤgern und Sieb- machern nicht ſo leicht wuͤrde gezaͤhlet haben. Wie wol ich nicht wolte Buͤrge ſeyn, wer ihre drey Weiber nun, da ſie das gelegte Diebes-Schmaltz abgezehret hatten, und mit dem Gefangen-Brodt abgeſpeiſet wurden, an- geſchauet, ob dieſelbe, da ſie von Kindes-Beinen an das Land durchgezogen, nicht die Zuͤge unter den Zigeunern eine Weile mit moͤchten gethan haben. Beſtaͤrcken moͤchte einem dieſe Muthmaſſung nicht allein ihre aͤuſſerliche Forme und verzweiffeltes Mund-Zeug, ſondern auch ihre gehabte Bekannt- ſchafft mit denen Zigeunern, indem ſie ihre Maͤnner dazu heran gefuͤhret, ſo ſolche ſchaͤdliche Land-Diebe zum Theil noch nicht gekannt hatten, wie wirs nachgehends auch in dieſer Hiſtorie anmercken wollen. §. 7.Uberdem iſt es ſattſam bekandt, daß die Zigeuner-Geſellſchafft eine Mixtur von allerley Nationen ſey, was in keinem Lande gut thun will, und alſo nicht in demſelben kan gelitten werden, ſondern oͤffters mit Stau- penſchlaͤgen und Brandmahlen hinweg gethan wird, iſt ihnen ein ange- nehmer Zunfft-Genoſſe, mit welchen ſie zur Erlernung und Ausuͤbung ihrer Buben-Stuͤcke die wenigſte Muͤhe haben. Sind Kinder im Hauſe Chriſt- licher Eltern mit ihrer Zucht zu GOtt nicht zufrieden, und lauffen von ſelbſt von ihnen, koͤnnen aber dieſem diſſoluten Volcke ankommen, werden ſie ſonder Schwuͤrigkeit aufgenommen und fein zeitig zur Buͤberey, Schande und Laſtern angewehnet, damit ſolche Satans-Brut ja wurtzele, und den Erdboden drucken moͤchte, wie ſie ſich denn uͤberall mit ſolchen Dingen, wo ſie wancken, nicht anders erweiſen. Zingaros variarum nationum mixturam eſſe, vel hinc æſtimabimus, quòd recipiant pasſim & viros & fœminas volentes in cnnctis provinciis, qui ſe illorum miſcent contubernio, nempe ne ſua propago facile in- tercidere posſit. In Germania quidem qui circumaguntur, maximam partem Germani ſunt. Quare ſceleratisſimi quique & ſtigmatibus notati in eorum ſocietatem tanquam in portum confugiunt. Non hoc ſatis. Comperti ſunt quoque teneros aliorum liberos plagiario ſcelere in- C 2

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 19[17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/17>, abgerufen am 18.12.2024.