machet hatte, wäre ihr auch vom Schieffer-Decker gerne gegönnet, weil er ihre freche Ableugnung selbst detestirete. Nachdem sie aber nicht allein selbst, so offt sie auf der Marter-Bancke saß, umftändlich das Caput delicti gestand, sondern auch von allen ihren Complicibus am meisten überzeuget wurde, so lange biß ihr der Catholische Hoffmann einst einen blinden Re- ligions-Affect beweisen, und aus Trotz wider die Gerichte, wiewol ohne alle Raison, von demselben wieder loßzeugen wolte, wozu er sie doch zuvor selbst mit hatte heran bringen helffen.
§. 20,
Jch habe solches in diesem Vorbericht allhier deßwegen berühret, nicht daß ich unser Hoff-Gerichte wider was besorglichen Verdacht in De- fension nehme, sondern daß ich hauptsächlich Gottlosen Leuten ihre Vor- burg zerreisse, wie ihre angestrengte Boßheit und Lügen-Kräffte nichts helffen, ob sie auch unter den Vorwand unerträglicher Tortur, vom Confesso biß im Tode resiliren wolten, sondern ist ein äusserlich Zeugniß gnugsam wider sie im Gerichte, so lässet sich die Weißheit eines Königes nicht abschröcken, das zuerkannte Rad über sie ergehen zu lassen, die Gefahr komme auf den Gottlosen, der seiner Seelen nicht besser habe rathen lassen wollen.
Nun
machet hatte, waͤꝛe ihr auch vom Schieffer-Decker gerne gegoͤnnet, weil er ihre freche Ableugnung ſelbſt deteſtirete. Nachdem ſie aber nicht allein ſelbſt, ſo offt ſie auf der Marter-Bancke ſaß, umftaͤndlich das Caput delicti geſtand, ſondern auch von allen ihren Complicibus am meiſten uͤberzeuget wurde, ſo lange biß ihr der Catholiſche Hoffmann einſt einen blinden Re- ligions-Affect beweiſen, und aus Trotz wider die Gerichte, wiewol ohne alle Raiſon, von demſelben wieder loßzeugen wolte, wozu er ſie doch zuvor ſelbſt mit hatte heran bringen helffen.
§. 20,
Jch habe ſolches in dieſem Vorbericht allhier deßwegen beruͤhret, nicht daß ich unſer Hoff-Gerichte wider was beſorglichen Verdacht in De- fenſion nehme, ſondern daß ich hauptſaͤchlich Gottloſen Leuten ihre Vor- burg zerreiſſe, wie ihre angeſtrengte Boßheit und Luͤgen-Kraͤffte nichts helffen, ob ſie auch unter den Vorwand unertraͤglicher Tortur, vom Confeſſo biß im Tode reſiliren wolten, ſondern iſt ein aͤuſſerlich Zeugniß gnugſam wider ſie im Gerichte, ſo laͤſſet ſich die Weißheit eines Koͤniges nicht abſchroͤcken, das zuerkannte Rad uͤber ſie ergehen zu laſſen, die Gefahr komme auf den Gottloſen, der ſeiner Seelen nicht beſſer habe rathen laſſen wollen.
Nun
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[15[13]/0013]
machet hatte, waͤꝛe ihr auch vom Schieffer-Decker gerne gegoͤnnet, weil
er ihre freche Ableugnung ſelbſt deteſtirete. Nachdem ſie aber nicht allein
ſelbſt, ſo offt ſie auf der Marter-Bancke ſaß, umftaͤndlich das Caput delicti
geſtand, ſondern auch von allen ihren Complicibus am meiſten uͤberzeuget
wurde, ſo lange biß ihr der Catholiſche Hoffmann einſt einen blinden Re-
ligions-Affect beweiſen, und aus Trotz wider die Gerichte, wiewol ohne
alle Raiſon, von demſelben wieder loßzeugen wolte, wozu er ſie doch zuvor
ſelbſt mit hatte heran bringen helffen.
§. 20,Jch habe ſolches in dieſem Vorbericht allhier deßwegen beruͤhret,
nicht daß ich unſer Hoff-Gerichte wider was beſorglichen Verdacht in De-
fenſion nehme, ſondern daß ich hauptſaͤchlich Gottloſen Leuten ihre Vor-
burg zerreiſſe, wie ihre angeſtrengte Boßheit und Luͤgen-Kraͤffte nichts helffen,
ob ſie auch unter den Vorwand unertraͤglicher Tortur, vom Confeſſo biß
im Tode reſiliren wolten, ſondern iſt ein aͤuſſerlich Zeugniß gnugſam wider
ſie im Gerichte, ſo laͤſſet ſich die Weißheit eines Koͤniges nicht abſchroͤcken,
das zuerkannte Rad uͤber ſie ergehen zu laſſen, die Gefahr komme auf
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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 15[13]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/13>, abgerufen am 03.07.2024.
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