Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

Straffen und ernstere Schläge seyn zuerkant worden, die sie noch weit
schmertzlicher würden gefühlet haben; allein die preiß-würdige Königs-
Gnade ist gewiß darzu getreten, hat nichts weiteres als was in Dero
Lande von ihnen Böses gethan, gerichtlich recognosciren, und nach
erkanten Verbrechen dieses Urthel vollenziehen lassen, mit welchem aber
nach eigenem Geständniß unsrer executirten armen Sünder, ihre ver-
diente Straffe gelindert und solche ernste Schläge nach ihrer selbst er-
kandten Proportion vielmehr erweichet, als verhärtet worden.

§. 205.

GOtt Lob! an diesen ist dem Bösen gewehret, daß
wir für ihnen im Lande können sicher wohnen, und wie wir von unsern
Lutherischen Maleficanten nach der Liebe hoffen, also gewehret, daß die
Göttliche Straff-Gerechtigkeit über sie in Christo JEsu, zu welchem
bekehret zu werden, sie überflüßige Anweisung gehabt, befriediget wor-
den. Sie lassen euch alle beyde zweyerley hertzlich bitten (a) ihre Ubel-
thaten, damit sie euch geärgert und in der Welt geschadet haben, um
Christi willen zu vergeben, (b) ihren hinterlassenen unmündigen, und
zum Theil noch säugenden Kindern, so sie unter euer Gesicht kämen, es
heute oder morgen nicht vorzuwerffen, daß sie ihre unglückliche Eltern
um ihrer Missethat willen allhie haben eingebüsset.

§. 206.

Jst es mit des andern Bekehrung gleich schwerer zu
gegangen, also daß wir nur noch gestern eine rechtschaffene Schächer-
Busse zum Durchbruche an ihm erblickten, so zeugen wir doch für
GOtt, es hat weder die Obrigkeit, noch das Predigt-Amt etwas ver-
säumen wollen, welches zu seiner zeitigern Herbeybringung zu GOtt,
Zuschub thun, oder Handleitung geben können. Aber Bekehrung ist
keines Menschen Werck! Hätte es der alleinige GOtt nicht eintzig
und allein in seinen Händen, und ergriffe damit unsre arme Seele, wir
giengen alle in der Jrre, und unser keiner brächte es einmal so weit, als
dieser arme Sünder es bracht hat. Und wer mag die unbegreiffliche
Gerichte dieses GOttes erforschen? Die beyden Catholischen Malefitz-
Personen haben von uns Evangelischen Predigern ein Wort zur Be-
kehrung weder hören noch beständig desselben gebrauchen wollen, dahero
niemand besser als ihre Herren Patres es bezeugen werden, wie weit

der

Straffen und ernſtere Schlaͤge ſeyn zuerkant worden, die ſie noch weit
ſchmertzlicher wuͤrden gefuͤhlet haben; allein die preiß-wuͤrdige Koͤnigs-
Gnade iſt gewiß darzu getreten, hat nichts weiteres als was in Dero
Lande von ihnen Boͤſes gethan, gerichtlich recognoſciren, und nach
erkanten Verbrechen dieſes Urthel vollenziehen laſſen, mit welchem aber
nach eigenem Geſtaͤndniß unſrer executirten armen Suͤnder, ihre ver-
diente Straffe gelindert und ſolche ernſte Schlaͤge nach ihrer ſelbſt er-
kandten Proportion vielmehr erweichet, als verhaͤrtet worden.

§. 205.

GOtt Lob! an dieſen iſt dem Boͤſen gewehret, daß
wir fuͤr ihnen im Lande koͤnnen ſicher wohnen, und wie wir von unſern
Lutheriſchen Maleficanten nach der Liebe hoffen, alſo gewehret, daß die
Goͤttliche Straff-Gerechtigkeit uͤber ſie in Chriſto JEſu, zu welchem
bekehret zu werden, ſie uͤberfluͤßige Anweiſung gehabt, befriediget wor-
den. Sie laſſen euch alle beyde zweyerley hertzlich bitten (a) ihre Ubel-
thaten, damit ſie euch geaͤrgert und in der Welt geſchadet haben, um
Chriſti willen zu vergeben, (b) ihren hinterlaſſenen unmuͤndigen, und
zum Theil noch ſaͤugenden Kindern, ſo ſie unter euer Geſicht kaͤmen, es
heute oder morgen nicht vorzuwerffen, daß ſie ihre ungluͤckliche Eltern
um ihrer Miſſethat willen allhie haben eingebuͤſſet.

§. 206.

Jſt es mit des andern Bekehrung gleich ſchwerer zu
gegangen, alſo daß wir nur noch geſtern eine rechtſchaffene Schaͤcher-
Buſſe zum Durchbruche an ihm erblickten, ſo zeugen wir doch fuͤr
GOtt, es hat weder die Obrigkeit, noch das Predigt-Amt etwas ver-
ſaͤumen wollen, welches zu ſeiner zeitigern Herbeybringung zu GOtt,
Zuſchub thun, oder Handleitung geben koͤnnen. Aber Bekehrung iſt
keines Menſchen Werck! Haͤtte es der alleinige GOtt nicht eintzig
und allein in ſeinen Haͤnden, und ergriffe damit unſre arme Seele, wir
giengen alle in der Jrre, und unſer keiner braͤchte es einmal ſo weit, als
dieſer arme Suͤnder es bracht hat. Und wer mag die unbegreiffliche
Gerichte dieſes GOttes erforſchen? Die beyden Catholiſchen Malefitz-
Perſonen haben von uns Evangeliſchen Predigern ein Wort zur Be-
kehrung weder hoͤren noch beſtaͤndig deſſelben gebrauchen wollen, dahero
niemand beſſer als ihre Herren Patres es bezeugen werden, wie weit

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0122" n="116[114]"/>
Straffen und ern&#x017F;tere Schla&#x0364;ge &#x017F;eyn zuerkant worden, die &#x017F;ie noch weit<lb/>
&#x017F;chmertzlicher wu&#x0364;rden gefu&#x0364;hlet haben; allein die preiß-wu&#x0364;rdige Ko&#x0364;nigs-<lb/>
Gnade i&#x017F;t gewiß darzu getreten, hat nichts weiteres als was in Dero<lb/>
Lande von ihnen Bo&#x0364;&#x017F;es gethan, gerichtlich <hi rendition="#aq">recogno&#x017F;ci</hi>ren, und nach<lb/>
erkanten Verbrechen die&#x017F;es Urthel vollenziehen la&#x017F;&#x017F;en, mit welchem aber<lb/>
nach eigenem Ge&#x017F;ta&#x0364;ndniß un&#x017F;rer <hi rendition="#aq">executir</hi>ten armen Su&#x0364;nder, ihre ver-<lb/>
diente Straffe gelindert und &#x017F;olche ern&#x017F;te Schla&#x0364;ge nach ihrer &#x017F;elb&#x017F;t er-<lb/>
kandten Proportion vielmehr erweichet, als verha&#x0364;rtet worden.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 205.</head>
        <p>GOtt Lob! an die&#x017F;en i&#x017F;t dem Bo&#x0364;&#x017F;en gewehret, daß<lb/>
wir fu&#x0364;r ihnen im Lande ko&#x0364;nnen &#x017F;icher wohnen, und wie wir von un&#x017F;ern<lb/>
Lutheri&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Malefican</hi>ten nach der Liebe hoffen, al&#x017F;o gewehret, daß die<lb/>
Go&#x0364;ttliche Straff-Gerechtigkeit u&#x0364;ber &#x017F;ie in Chri&#x017F;to JE&#x017F;u, zu welchem<lb/>
bekehret zu werden, &#x017F;ie u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Anwei&#x017F;ung gehabt, befriediget wor-<lb/>
den. Sie la&#x017F;&#x017F;en euch alle beyde zweyerley hertzlich bitten (<hi rendition="#aq">a</hi>) ihre Ubel-<lb/>
thaten, damit &#x017F;ie euch gea&#x0364;rgert und in der Welt ge&#x017F;chadet haben, um<lb/>
Chri&#x017F;ti willen zu vergeben, (<hi rendition="#aq">b</hi>) ihren hinterla&#x017F;&#x017F;enen unmu&#x0364;ndigen, und<lb/>
zum Theil noch &#x017F;a&#x0364;ugenden Kindern, &#x017F;o &#x017F;ie unter euer Ge&#x017F;icht ka&#x0364;men, es<lb/>
heute oder morgen nicht vorzuwerffen, daß &#x017F;ie ihre unglu&#x0364;ckliche Eltern<lb/>
um ihrer Mi&#x017F;&#x017F;ethat willen allhie haben eingebu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 206.</head>
        <p>J&#x017F;t es mit des andern Bekehrung gleich &#x017F;chwerer zu<lb/>
gegangen, al&#x017F;o daß wir nur noch ge&#x017F;tern eine recht&#x017F;chaffene Scha&#x0364;cher-<lb/>
Bu&#x017F;&#x017F;e zum Durchbruche an ihm erblickten, &#x017F;o zeugen wir doch fu&#x0364;r<lb/>
GOtt, es hat weder die Obrigkeit, noch das Predigt-Amt etwas ver-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;umen wollen, welches zu &#x017F;einer zeitigern Herbeybringung zu GOtt,<lb/>
Zu&#x017F;chub thun, oder Handleitung geben ko&#x0364;nnen. Aber Bekehrung i&#x017F;t<lb/>
keines Men&#x017F;chen Werck! Ha&#x0364;tte es der alleinige GOtt nicht eintzig<lb/>
und allein in &#x017F;einen Ha&#x0364;nden, und ergriffe damit un&#x017F;re arme Seele, wir<lb/>
giengen alle in der Jrre, und un&#x017F;er keiner bra&#x0364;chte es einmal &#x017F;o weit, als<lb/>
die&#x017F;er arme Su&#x0364;nder es bracht hat. Und wer mag die unbegreiffliche<lb/>
Gerichte die&#x017F;es GOttes erfor&#x017F;chen? Die beyden Catholi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Malefi</hi>tz-<lb/>
Per&#x017F;onen haben von uns Evangeli&#x017F;chen Predigern ein Wort zur Be-<lb/>
kehrung weder ho&#x0364;ren noch be&#x017F;ta&#x0364;ndig de&#x017F;&#x017F;elben gebrauchen wollen, dahero<lb/>
niemand be&#x017F;&#x017F;er als ihre Herren <hi rendition="#aq">Patres</hi> es bezeugen werden, wie weit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116[114]/0122] Straffen und ernſtere Schlaͤge ſeyn zuerkant worden, die ſie noch weit ſchmertzlicher wuͤrden gefuͤhlet haben; allein die preiß-wuͤrdige Koͤnigs- Gnade iſt gewiß darzu getreten, hat nichts weiteres als was in Dero Lande von ihnen Boͤſes gethan, gerichtlich recognoſciren, und nach erkanten Verbrechen dieſes Urthel vollenziehen laſſen, mit welchem aber nach eigenem Geſtaͤndniß unſrer executirten armen Suͤnder, ihre ver- diente Straffe gelindert und ſolche ernſte Schlaͤge nach ihrer ſelbſt er- kandten Proportion vielmehr erweichet, als verhaͤrtet worden. §. 205. GOtt Lob! an dieſen iſt dem Boͤſen gewehret, daß wir fuͤr ihnen im Lande koͤnnen ſicher wohnen, und wie wir von unſern Lutheriſchen Maleficanten nach der Liebe hoffen, alſo gewehret, daß die Goͤttliche Straff-Gerechtigkeit uͤber ſie in Chriſto JEſu, zu welchem bekehret zu werden, ſie uͤberfluͤßige Anweiſung gehabt, befriediget wor- den. Sie laſſen euch alle beyde zweyerley hertzlich bitten (a) ihre Ubel- thaten, damit ſie euch geaͤrgert und in der Welt geſchadet haben, um Chriſti willen zu vergeben, (b) ihren hinterlaſſenen unmuͤndigen, und zum Theil noch ſaͤugenden Kindern, ſo ſie unter euer Geſicht kaͤmen, es heute oder morgen nicht vorzuwerffen, daß ſie ihre ungluͤckliche Eltern um ihrer Miſſethat willen allhie haben eingebuͤſſet. §. 206. Jſt es mit des andern Bekehrung gleich ſchwerer zu gegangen, alſo daß wir nur noch geſtern eine rechtſchaffene Schaͤcher- Buſſe zum Durchbruche an ihm erblickten, ſo zeugen wir doch fuͤr GOtt, es hat weder die Obrigkeit, noch das Predigt-Amt etwas ver- ſaͤumen wollen, welches zu ſeiner zeitigern Herbeybringung zu GOtt, Zuſchub thun, oder Handleitung geben koͤnnen. Aber Bekehrung iſt keines Menſchen Werck! Haͤtte es der alleinige GOtt nicht eintzig und allein in ſeinen Haͤnden, und ergriffe damit unſre arme Seele, wir giengen alle in der Jrre, und unſer keiner braͤchte es einmal ſo weit, als dieſer arme Suͤnder es bracht hat. Und wer mag die unbegreiffliche Gerichte dieſes GOttes erforſchen? Die beyden Catholiſchen Malefitz- Perſonen haben von uns Evangeliſchen Predigern ein Wort zur Be- kehrung weder hoͤren noch beſtaͤndig deſſelben gebrauchen wollen, dahero niemand beſſer als ihre Herren Patres es bezeugen werden, wie weit der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/122
Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 116[114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/122>, abgerufen am 03.12.2024.