Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.Corporal auf der Stätte annoch ein Brandmahl, Kranichfelds Frau wurde §. 179. GOtt ist diesen Leuten sonderlich gnädig gewesen, der es §. 180. Fixel hat uns grosse Freudigkeit gemachet, der Christum §. 181. Und ob er gleich auf dem Platze, da er die aufgerichtete Rä- §. 182. So wir nechst Gottes Beystande jemanden was zuschrei- §. 183. Dieses ist die Beschreibung von unserer Land- und Strassen- bet
Corporal auf der Staͤtte annoch ein Brandmahl, Kranichfelds Frau wurde §. 179. GOtt iſt dieſen Leuten ſonderlich gnaͤdig geweſen, der es §. 180. Fixel hat uns groſſe Freudigkeit gemachet, der Chriſtum §. 181. Und ob er gleich auf dem Platze, da er die aufgerichtete Raͤ- §. 182. So wir nechſt Gottes Beyſtande jemanden was zuſchrei- §. 183. Dieſes iſt die Beſchreibung von unſerer Land- und Straſſen- bet
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="108[106]"/><hi rendition="#aq">Corporal</hi> auf der Staͤtte annoch ein Brandmahl, Kranichfelds Frau wurde<lb/> ins Zucht-Hauß nach Spandow gebracht, und die erſchlagene Coͤrper auf<lb/> den Raͤdern geflochten.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 179.</head> <p>GOtt iſt dieſen Leuten ſonderlich gnaͤdig geweſen, der es<lb/> wunderbahrlich fuͤgete, daß ihr Sterbe-Tag viermahl von Jhro Majeſtaͤt<lb/> ausgeſetzet und befohlen wurde. Jſt unter ihnen jemand zuruͤcke von der ſe-<lb/> ligen Ewigkeit geblieben, ſoll unſern Gerichten ſo wenig, als uns, die wir die-<lb/> ſelbe dazu haben bereiten ſollen, ſchuld gegeben werden. GOtt weiß es, daß<lb/> wir treulich gearbeitet und uͤber ſie gerungen haben, bevorab da wir wuſten,<lb/> daß ſie Fremdlinge unter uns und ſonſt niemanden zuvor bekant waren, die<lb/> auch von Jugend an anders nichts als boͤſes gewuͤrcket hatten, anbey aber<lb/> ſonſt von Gottes heiligem Worte wenig, zum theil gar nichts wuſten.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 180.</head> <p>Fixel hat uns groſſe Freudigkeit gemachet, der Chriſtum<lb/> mit bußfertigen Hertzen durch den Glauben aufgenommen und ihn beſtaͤndig<lb/> biß an ſeinem verlangten ſeligen Ende feſt behalten.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 181.</head> <p>Und ob er gleich auf dem Platze, da er die aufgerichtete Raͤ-<lb/> der erblickete, erbaͤrmlich annoch weinete und Thraͤnen vergoß, da er ſonſt den<lb/> weiten Weg her <hi rendition="#aq">devot</hi> und freudig ſich bezeuget hatte, gab er doch, da er befra-<lb/> get, warum? zu verſtehen, daß er mit dieſen Thraͤnen ſeine wahre Buſſe<lb/> offenbahrete, und GOtt baͤte, einen armen unwuͤrdigen Suͤnder um Chriſti<lb/> willen numehro zu Gnaden anzunehmen.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 182.</head> <p>So wir nechſt Gottes Beyſtande jemanden was zuſchrei-<lb/> ben wollen, der zu des Schiefferdeckers, wiewol ſpaͤten Herumholung was<lb/> mit <hi rendition="#aq">contribui</hi>ret, ſo iſt es warhafftig Fixel mit geweſen: Denn ſeine gute<lb/> Todes-Bereitung bewegete den Schiefferdecker viele Tage zuvor, daß er nicht<lb/> allein nimmer wider denſelben Klage fuͤhrete, ohngeachtet er ihre gantze Muͤh-<lb/> len-Karte verrathen hatte, ſondern bejammerte ihn noch mehr, da er mehr<lb/> von GOtt erweichet ward, und ſprach vielfaͤltig: Das arme Schaaf Fixel<lb/> iſt ſo verfuͤhret worden, haͤtte er das ſchaͤdliche Weib gehen laſſen, die Wan-<lb/> ckin, ſo waͤre er unter die leidige Zigeuner-Bande nicht gerathen, als welche<lb/> mit ſeinem Weibe lange zuvor ſchon in Bekantſchafft geweſen war.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 183.</head> <p>Dieſes iſt die Beſchreibung von unſerer Land- und Straſſen-<lb/> Raͤuber Bande, daraus der heilige GOtt dieſe abjochen, und dieſelbe, obgleich<lb/> zum Verderben des Fleiſches, doch zum Heil ihrer Seelen hergethan hatte.<lb/> Haben ſie dieſe heilige Abſicht ihres Gottes nicht alle erkennen wollen, ſo blei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bet</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [108[106]/0114]
Corporal auf der Staͤtte annoch ein Brandmahl, Kranichfelds Frau wurde
ins Zucht-Hauß nach Spandow gebracht, und die erſchlagene Coͤrper auf
den Raͤdern geflochten.
§. 179. GOtt iſt dieſen Leuten ſonderlich gnaͤdig geweſen, der es
wunderbahrlich fuͤgete, daß ihr Sterbe-Tag viermahl von Jhro Majeſtaͤt
ausgeſetzet und befohlen wurde. Jſt unter ihnen jemand zuruͤcke von der ſe-
ligen Ewigkeit geblieben, ſoll unſern Gerichten ſo wenig, als uns, die wir die-
ſelbe dazu haben bereiten ſollen, ſchuld gegeben werden. GOtt weiß es, daß
wir treulich gearbeitet und uͤber ſie gerungen haben, bevorab da wir wuſten,
daß ſie Fremdlinge unter uns und ſonſt niemanden zuvor bekant waren, die
auch von Jugend an anders nichts als boͤſes gewuͤrcket hatten, anbey aber
ſonſt von Gottes heiligem Worte wenig, zum theil gar nichts wuſten.
§. 180. Fixel hat uns groſſe Freudigkeit gemachet, der Chriſtum
mit bußfertigen Hertzen durch den Glauben aufgenommen und ihn beſtaͤndig
biß an ſeinem verlangten ſeligen Ende feſt behalten.
§. 181. Und ob er gleich auf dem Platze, da er die aufgerichtete Raͤ-
der erblickete, erbaͤrmlich annoch weinete und Thraͤnen vergoß, da er ſonſt den
weiten Weg her devot und freudig ſich bezeuget hatte, gab er doch, da er befra-
get, warum? zu verſtehen, daß er mit dieſen Thraͤnen ſeine wahre Buſſe
offenbahrete, und GOtt baͤte, einen armen unwuͤrdigen Suͤnder um Chriſti
willen numehro zu Gnaden anzunehmen.
§. 182. So wir nechſt Gottes Beyſtande jemanden was zuſchrei-
ben wollen, der zu des Schiefferdeckers, wiewol ſpaͤten Herumholung was
mit contribuiret, ſo iſt es warhafftig Fixel mit geweſen: Denn ſeine gute
Todes-Bereitung bewegete den Schiefferdecker viele Tage zuvor, daß er nicht
allein nimmer wider denſelben Klage fuͤhrete, ohngeachtet er ihre gantze Muͤh-
len-Karte verrathen hatte, ſondern bejammerte ihn noch mehr, da er mehr
von GOtt erweichet ward, und ſprach vielfaͤltig: Das arme Schaaf Fixel
iſt ſo verfuͤhret worden, haͤtte er das ſchaͤdliche Weib gehen laſſen, die Wan-
ckin, ſo waͤre er unter die leidige Zigeuner-Bande nicht gerathen, als welche
mit ſeinem Weibe lange zuvor ſchon in Bekantſchafft geweſen war.
§. 183. Dieſes iſt die Beſchreibung von unſerer Land- und Straſſen-
Raͤuber Bande, daraus der heilige GOtt dieſe abjochen, und dieſelbe, obgleich
zum Verderben des Fleiſches, doch zum Heil ihrer Seelen hergethan hatte.
Haben ſie dieſe heilige Abſicht ihres Gottes nicht alle erkennen wollen, ſo blei-
bet
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