Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.so lieb ich ihn hatte, und wider seine Aufrichtigkeit keinen Zweiffel hegete, §. 162. Es waren zwey fremde Prediger zugegen, die solches ge- §. 163. Sie waren beyde geübte Leute, die mehrmals schon eine Müh-
ſo lieb ich ihn hatte, und wider ſeine Aufrichtigkeit keinen Zweiffel hegete, §. 162. Es waren zwey fremde Prediger zugegen, die ſolches ge- §. 163. Sie waren beyde geuͤbte Leute, die mehrmals ſchon eine Muͤh-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="103[101]"/> ſo lieb ich ihn hatte, und wider ſeine Aufrichtigkeit keinen Zweiffel hegete,<lb/> machte ichs zehenmal ſchaͤrffer: Denn ich bißher noch immer Sorge trug<lb/> Kranichfeld wuͤrde in Luͤgen und Verſtockung beharren, dahero man weitere<lb/> Behutſamkeit gebrauchen moͤchte, wenn er dennoch bey beharrlicher Taͤu-<lb/> ſcherey das heilige Nachtmahl begehren ſolte; Allein der nunmehro auf-<lb/> richtige Fixel blieb bey dem feſte, was er bißher bekannt und zum neuen,<lb/> da er ſeine Verſuchung gelitten, durch den Herrn Kriegs-Rath <hi rendition="#aq">Anniſium</hi> zu <hi rendition="#aq">Pro-<lb/> tocoll</hi> gebracht und ausgeſaget hatte, wie ſein Weib, die Fixelin ſo wol, als<lb/> Schieffer-Decker bey der Damm-Muͤhlen-Pluͤnderung geweſen, that da-<lb/> bey mit gar tieffen Seufftzer hinzu, daß man auch daraus ſchlieſſen konnte,<lb/> wie ihm ſeine <hi rendition="#aq">Confesſion</hi> von Hertzen gienge: Ach wolte GOtt, ich haͤtte ſie<lb/> nicht mitgenommen und geſehen, wie gerne wolte ich <hi rendition="#aq">revocir</hi>en; Allein ich<lb/> habe mich der Warheit gewidmet, darin will ich leben und ſterben, und wird<lb/> GOtt mich im Himmel bey dieſer Warheit nicht laſſen zu ſchanden werden.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 162.</head> <p>Es waren zwey fremde Prediger zugegen, die ſolches ge-<lb/> hoͤret hatten ſo weit, daß ich auch mit der <hi rendition="#aq">Abſolution</hi> an ihm geſchaͤfftig war,<lb/> davon ſandte ich den Feld-Prediger von ihro <hi rendition="#aq">Excellen</hi>tz des Herrn <hi rendition="#aq">General-<lb/> Lieutenant</hi> von Gersdorffs Regiment nebſt dem andern zu ihme, <hi rendition="#aq">punctuell</hi><lb/> dem Schieffer-Decker ſolches zu melden, mit ſolchem Ernſt wie ſie mich<lb/> fragend und ihn antwortend ſelbſt gehoͤret haͤtten.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 163.</head> <p>Sie waren beyde geuͤbte Leute, die mehrmals ſchon eine<lb/> geſegnete Arbeit an armen Suͤndern unter Haͤnden gehabt, waren auch von<lb/> ſolcher Geſchicklichkeit, daß ſie die vorgefallene Umſtaͤnde mit Nachdruck<lb/> dem Schieſſer-Decker erzehlen konnten: Von Stunde an, da er ſolche<lb/><hi rendition="#aq">Relation</hi> aus des Herrn Feld-Predigers Munde hoͤrete, fiel der Mann auf<lb/> andere herrliche Gedancken, ſagende: Nun liegt mein gantzer Krahm, ich<lb/> weiß dawider nunmehro kein eintziges Wort zu ſprechen, es iſt mir auch<lb/> leid, daß ich bißher ſo viel vergebliche und ſuͤndliche Worte geredet: Der<lb/> ehrliche Fixel hat die Warheit recht geredet, ich bin auch, und die Fixelin<lb/> mit mir warhafftig beym Muͤhlen-Raube geweſen, daß ich mich aber ſo<lb/> lange immer geſperret, iſt mein verzweiffelter Unglaube geweſen, der es nim-<lb/> mer glauben koͤnnen, Fixel wuͤrde dabey ſo beſtaͤndig bleiben, mich ſo <hi rendition="#aq">accu-<lb/> rat</hi> geſehen und gehoͤret zu haben, weil er mich ſein Lebelang mit ſeinen Au-<lb/> gen nicht eher als in der Muͤhlen geſehen hatte; fiel ſeinem Herrn Prediger<lb/> mit Thraͤnen zu Fuſſe, bekandte dieſe und die uͤbrige Suͤnden, jedoch daß<lb/> er vielmals klaͤglich heraus brach: Ach die Damm-Muͤhle! die Damm-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Muͤh-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [103[101]/0109]
ſo lieb ich ihn hatte, und wider ſeine Aufrichtigkeit keinen Zweiffel hegete,
machte ichs zehenmal ſchaͤrffer: Denn ich bißher noch immer Sorge trug
Kranichfeld wuͤrde in Luͤgen und Verſtockung beharren, dahero man weitere
Behutſamkeit gebrauchen moͤchte, wenn er dennoch bey beharrlicher Taͤu-
ſcherey das heilige Nachtmahl begehren ſolte; Allein der nunmehro auf-
richtige Fixel blieb bey dem feſte, was er bißher bekannt und zum neuen,
da er ſeine Verſuchung gelitten, durch den Herrn Kriegs-Rath Anniſium zu Pro-
tocoll gebracht und ausgeſaget hatte, wie ſein Weib, die Fixelin ſo wol, als
Schieffer-Decker bey der Damm-Muͤhlen-Pluͤnderung geweſen, that da-
bey mit gar tieffen Seufftzer hinzu, daß man auch daraus ſchlieſſen konnte,
wie ihm ſeine Confesſion von Hertzen gienge: Ach wolte GOtt, ich haͤtte ſie
nicht mitgenommen und geſehen, wie gerne wolte ich revociren; Allein ich
habe mich der Warheit gewidmet, darin will ich leben und ſterben, und wird
GOtt mich im Himmel bey dieſer Warheit nicht laſſen zu ſchanden werden.
§. 162. Es waren zwey fremde Prediger zugegen, die ſolches ge-
hoͤret hatten ſo weit, daß ich auch mit der Abſolution an ihm geſchaͤfftig war,
davon ſandte ich den Feld-Prediger von ihro Excellentz des Herrn General-
Lieutenant von Gersdorffs Regiment nebſt dem andern zu ihme, punctuell
dem Schieffer-Decker ſolches zu melden, mit ſolchem Ernſt wie ſie mich
fragend und ihn antwortend ſelbſt gehoͤret haͤtten.
§. 163. Sie waren beyde geuͤbte Leute, die mehrmals ſchon eine
geſegnete Arbeit an armen Suͤndern unter Haͤnden gehabt, waren auch von
ſolcher Geſchicklichkeit, daß ſie die vorgefallene Umſtaͤnde mit Nachdruck
dem Schieſſer-Decker erzehlen konnten: Von Stunde an, da er ſolche
Relation aus des Herrn Feld-Predigers Munde hoͤrete, fiel der Mann auf
andere herrliche Gedancken, ſagende: Nun liegt mein gantzer Krahm, ich
weiß dawider nunmehro kein eintziges Wort zu ſprechen, es iſt mir auch
leid, daß ich bißher ſo viel vergebliche und ſuͤndliche Worte geredet: Der
ehrliche Fixel hat die Warheit recht geredet, ich bin auch, und die Fixelin
mit mir warhafftig beym Muͤhlen-Raube geweſen, daß ich mich aber ſo
lange immer geſperret, iſt mein verzweiffelter Unglaube geweſen, der es nim-
mer glauben koͤnnen, Fixel wuͤrde dabey ſo beſtaͤndig bleiben, mich ſo accu-
rat geſehen und gehoͤret zu haben, weil er mich ſein Lebelang mit ſeinen Au-
gen nicht eher als in der Muͤhlen geſehen hatte; fiel ſeinem Herrn Prediger
mit Thraͤnen zu Fuſſe, bekandte dieſe und die uͤbrige Suͤnden, jedoch daß
er vielmals klaͤglich heraus brach: Ach die Damm-Muͤhle! die Damm-
Muͤh-
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