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Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.

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man sich nicht, das Gedächtniß mit unter
selbst durch kleine Spielwerke zu beschleichen:
auch ein altes Gedächtniß nimmt es nicht ü-
bel, wenn man es manchmal kindisch trac-
tirt, um ihm wesentliche Erleichterungen
zu verschaffen. Nur hüte man sich, nicht bloß,
nicht zu offt, zu spielen: der gesundeste An-
schlag, wenn er übertrieben wird, kan lä-
cherlich und schädlich werden. Nur verstehe
man es nicht so, daß man dergleichen Za-
len Schockweise auf einmal der jungen oder
alten Seele bieten dürfe: sonst vernichtet
freilich die Verwirrung, die Tochter der
Menge, alles Gute wieder, was sonst die
Leichtigkeit und Einförmigkeit unausbleib-
lich stiftet.

6. Gar keine Zalen behalten zu dür-
fen, ist leichter, als Zalen merken zu
müssen.

Mit andren Worten (Vorstell. S. 52):
"man lasse Zalen gänzlich weg, wenn man
seine Absicht (die Einsicht in den Synchro-
nismus) ohne sie erreichen kan", nämlich
durch den Realzusammenhang S. 54 --
57. Wer die Reihe der Persischen Kai-
ser in Ordnung weiß, und nun hört, daß
Pythagoras, bei Gelegenheit der Eroberung

Aegyptens



man ſich nicht, das Gedaͤchtniß mit unter
ſelbſt durch kleine Spielwerke zu beſchleichen:
auch ein altes Gedaͤchtniß nimmt es nicht uͤ-
bel, wenn man es manchmal kindiſch trac-
tirt, um ihm weſentliche Erleichterungen
zu verſchaffen. Nur huͤte man ſich, nicht bloß,
nicht zu offt, zu ſpielen: der geſundeſte An-
ſchlag, wenn er uͤbertrieben wird, kan laͤ-
cherlich und ſchaͤdlich werden. Nur verſtehe
man es nicht ſo, daß man dergleichen Za-
len Schockweiſe auf einmal der jungen oder
alten Seele bieten duͤrfe: ſonſt vernichtet
freilich die Verwirrung, die Tochter der
Menge, alles Gute wieder, was ſonſt die
Leichtigkeit und Einfoͤrmigkeit unausbleib-
lich ſtiftet.

6. Gar keine Zalen behalten zu duͤr-
fen, iſt leichter, als Zalen merken zu
muͤſſen.

Mit andren Worten (Vorſtell. S. 52):
“man laſſe Zalen gaͤnzlich weg, wenn man
ſeine Abſicht (die Einſicht in den Synchro-
nismus) ohne ſie erreichen kan„, naͤmlich
durch den Realzuſammenhang S. 54 —
57. Wer die Reihe der Perſiſchen Kai-
ſer in Ordnung weiß, und nun hoͤrt, daß
Pythagoras, bei Gelegenheit der Eroberung

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[294[70]/0090] man ſich nicht, das Gedaͤchtniß mit unter ſelbſt durch kleine Spielwerke zu beſchleichen: auch ein altes Gedaͤchtniß nimmt es nicht uͤ- bel, wenn man es manchmal kindiſch trac- tirt, um ihm weſentliche Erleichterungen zu verſchaffen. Nur huͤte man ſich, nicht bloß, nicht zu offt, zu ſpielen: der geſundeſte An- ſchlag, wenn er uͤbertrieben wird, kan laͤ- cherlich und ſchaͤdlich werden. Nur verſtehe man es nicht ſo, daß man dergleichen Za- len Schockweiſe auf einmal der jungen oder alten Seele bieten duͤrfe: ſonſt vernichtet freilich die Verwirrung, die Tochter der Menge, alles Gute wieder, was ſonſt die Leichtigkeit und Einfoͤrmigkeit unausbleib- lich ſtiftet. 6. Gar keine Zalen behalten zu duͤr- fen, iſt leichter, als Zalen merken zu muͤſſen. Mit andren Worten (Vorſtell. S. 52): “man laſſe Zalen gaͤnzlich weg, wenn man ſeine Abſicht (die Einſicht in den Synchro- nismus) ohne ſie erreichen kan„, naͤmlich durch den Realzuſammenhang S. 54 — 57. Wer die Reihe der Perſiſchen Kai- ſer in Ordnung weiß, und nun hoͤrt, daß Pythagoras, bei Gelegenheit der Eroberung Aegyptens

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Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 294[70]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/90>, abgerufen am 05.05.2024.