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Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.

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Vermutlich ist der geneigte Leser neugie-
rig, die Ursache zu wissen, warum sich
der Hr. CR. so ungebührlich gegen meine
Hrn. Zuhörer aufführe, die ihn doch wol
so wenig, wie ich, jemals beleidiget haben?
-- -- Ein gemeiner Recensentenkniff steckt
dahinter. Mein Buch ist, meinem eigenen
Geständnisse nach, für meine Zuhörer ge-
schrieben; sind nun meine Zuhörer Schüler
und Kinder, so ist folglich mein Buch ein
Elementarbuch; und da es fast alle Eigen-
schaften nicht hat, die ein Elementarbuch
haben muß, so kan nun Hr. H. mit Recht
seufzen, klagen, und fragen:

So viel wir gerne zugeben, daß in die-
ser Schrift Gedachtes und Nützliches sei
--: wo aber poedagogische Treue? Zweck
und Würde eines akademischen Lerers?
Soll der für seine Zuhörer! -- Schüler!
-- Kinder!
-- so glänzen wollen?

Aber wenn ich nun Hrn. Herdern sagte: ein
guter Katechismus muß in Frag und Ant-
wort seyn; es muß kein Endpfahl, kein
perlendes Krausgewinde, kein Luftschwär-
mer, noch weniger eine grobe Unwarheit,
oder ein pöbelhaftes Schimpfwort, darinnen
stehen. Alle diese Eigenschaften felen dem

gedruck-


Vermutlich iſt der geneigte Leſer neugie-
rig, die Urſache zu wiſſen, warum ſich
der Hr. CR. ſo ungebuͤhrlich gegen meine
Hrn. Zuhoͤrer auffuͤhre, die ihn doch wol
ſo wenig, wie ich, jemals beleidiget haben?
— — Ein gemeiner Recenſentenkniff ſteckt
dahinter. Mein Buch iſt, meinem eigenen
Geſtaͤndniſſe nach, fuͤr meine Zuhoͤrer ge-
ſchrieben; ſind nun meine Zuhoͤrer Schüler
und Kinder, ſo iſt folglich mein Buch ein
Elementarbuch; und da es faſt alle Eigen-
ſchaften nicht hat, die ein Elementarbuch
haben muß, ſo kan nun Hr. H. mit Recht
ſeufzen, klagen, und fragen:

So viel wir gerne zugeben, daß in die-
ſer Schrift Gedachtes und Nützliches ſei
—: wo aber pœdagogiſche Treue? Zweck
und Würde eines akademiſchen Lerers?
Soll der für ſeine Zuhörer! — Schüler!
— Kinder!
— ſo glänzen wollen?

Aber wenn ich nun Hrn. Herdern ſagte: ein
guter Katechismus muß in Frag und Ant-
wort ſeyn; es muß kein Endpfahl, kein
perlendes Krausgewinde, kein Luftſchwär-
mer, noch weniger eine grobe Unwarheit,
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[364[140]/0160] Vermutlich iſt der geneigte Leſer neugie- rig, die Urſache zu wiſſen, warum ſich der Hr. CR. ſo ungebuͤhrlich gegen meine Hrn. Zuhoͤrer auffuͤhre, die ihn doch wol ſo wenig, wie ich, jemals beleidiget haben? — — Ein gemeiner Recenſentenkniff ſteckt dahinter. Mein Buch iſt, meinem eigenen Geſtaͤndniſſe nach, fuͤr meine Zuhoͤrer ge- ſchrieben; ſind nun meine Zuhoͤrer Schüler und Kinder, ſo iſt folglich mein Buch ein Elementarbuch; und da es faſt alle Eigen- ſchaften nicht hat, die ein Elementarbuch haben muß, ſo kan nun Hr. H. mit Recht ſeufzen, klagen, und fragen: So viel wir gerne zugeben, daß in die- ſer Schrift Gedachtes und Nützliches ſei —: wo aber pœdagogiſche Treue? Zweck und Würde eines akademiſchen Lerers? Soll der für ſeine Zuhörer! — Schüler! — Kinder! — ſo glänzen wollen? Aber wenn ich nun Hrn. Herdern ſagte: ein guter Katechismus muß in Frag und Ant- wort ſeyn; es muß kein Endpfahl, kein perlendes Krausgewinde, kein Luftſchwär- mer, noch weniger eine grobe Unwarheit, oder ein pöbelhaftes Schimpfwort, darinnen ſtehen. Alle dieſe Eigenſchaften felen dem gedruck-

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Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 364[140]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/160>, abgerufen am 06.05.2024.