Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
VIII. Mogolen.
stammten. Timur selbst war anfänglich
nur Bek (Herzog) von Kesch bei Samar-
kand, und dem Dschagataischen Chane
unterthänig. Durch Gewalt erzwang er
sich die Stelle eines Novians an dem Ho-
fe seines Herrn, und siegte über einen mäch-
tigen Competenten: alle Großen unterwar-
fen sich ihm, und nannten ihn Saheb Ke-
ran: er krönte sich selbst A. 1370, mach-
te Samarkand zur Residenz, und fuhr
fort, sich seines Kaisers Novian zu nennen.

Seine Absicht war, die Mogolische
Monarchie wieder in ihrem alten Glanze
herzustellen. Ganz Dschagataj gehorchte
ihm bereits: nun eroberte er Jsfahan,
und drang in Jndien ein. A. 1389 zog
er nach Kaptschak, und kam bis Jelez in
Rußland. Er ruckte in das Westliche
Asien vor, und kam den Staten der Os-
maner nahe: der Kaiser von Byzant bat
ihn um Schutz, der König von Castilien
schickte ihm einen Gesandten zu. A. 1401
schlug er den Bajessid, und ließ ihn nicht
in einen Kefich sperren. Nach diesem Sie-
ge unterwarfen sich ihm die Mamlucken,
und der Griechische Kaiser gab ihm Tri-
but. Nun gieng er nach der Bucharei zu-

rück,
VIII. Mogolen.
ſtammten. Timur ſelbſt war anfaͤnglich
nur Bek (Herzog) von Keſch bei Samar-
kand, und dem Dſchagataiſchen Chane
unterthaͤnig. Durch Gewalt erzwang er
ſich die Stelle eines Novians an dem Ho-
fe ſeines Herrn, und ſiegte uͤber einen maͤch-
tigen Competenten: alle Großen unterwar-
fen ſich ihm, und nannten ihn Saheb Ke-
ran: er kroͤnte ſich ſelbſt A. 1370, mach-
te Samarkand zur Reſidenz, und fuhr
fort, ſich ſeines Kaiſers Novian zu nennen.

Seine Abſicht war, die Mogoliſche
Monarchie wieder in ihrem alten Glanze
herzuſtellen. Ganz Dſchagataj gehorchte
ihm bereits: nun eroberte er Jsfahan,
und drang in Jndien ein. A. 1389 zog
er nach Kaptſchak, und kam bis Jelez in
Rußland. Er ruckte in das Weſtliche
Aſien vor, und kam den Staten der Os-
maner nahe: der Kaiſer von Byzant bat
ihn um Schutz, der Koͤnig von Caſtilien
ſchickte ihm einen Geſandten zu. A. 1401
ſchlug er den Bajeſſid, und ließ ihn nicht
in einen Kefich ſperren. Nach dieſem Sie-
ge unterwarfen ſich ihm die Mamlucken,
und der Griechiſche Kaiſer gab ihm Tri-
but. Nun gieng er nach der Bucharei zu-

ruͤck,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0231" n="219"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Mogolen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;tammten. Timur &#x017F;elb&#x017F;t war anfa&#x0364;nglich<lb/>
nur Bek (Herzog) von Ke&#x017F;ch bei Samar-<lb/>
kand, und dem D&#x017F;chagatai&#x017F;chen Chane<lb/>
untertha&#x0364;nig. Durch Gewalt erzwang er<lb/>
&#x017F;ich die Stelle eines Novians an dem Ho-<lb/>
fe &#x017F;eines Herrn, und &#x017F;iegte u&#x0364;ber einen ma&#x0364;ch-<lb/>
tigen Competenten: alle Großen unterwar-<lb/>
fen &#x017F;ich ihm, und nannten ihn Saheb Ke-<lb/>
ran: er kro&#x0364;nte &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t A. 1370, mach-<lb/>
te Samarkand zur Re&#x017F;idenz, und fuhr<lb/>
fort, &#x017F;ich &#x017F;eines Kai&#x017F;ers Novian zu nennen.</item>
            </list><lb/>
            <p>Seine Ab&#x017F;icht war, die Mogoli&#x017F;che<lb/>
Monarchie wieder in ihrem alten Glanze<lb/>
herzu&#x017F;tellen. Ganz D&#x017F;chagataj gehorchte<lb/>
ihm bereits: nun eroberte er Jsfahan,<lb/>
und drang in Jndien ein. A. 1389 zog<lb/>
er nach Kapt&#x017F;chak, und kam bis Jelez in<lb/>
Rußland. Er ruckte in das We&#x017F;tliche<lb/>
A&#x017F;ien vor, und kam den Staten der Os-<lb/>
maner nahe: der Kai&#x017F;er von Byzant bat<lb/>
ihn um Schutz, der Ko&#x0364;nig von Ca&#x017F;tilien<lb/>
&#x017F;chickte ihm einen Ge&#x017F;andten zu. A. 1401<lb/>
&#x017F;chlug er den Baje&#x017F;&#x017F;id, und ließ ihn nicht<lb/>
in einen Kefich &#x017F;perren. Nach die&#x017F;em Sie-<lb/>
ge unterwarfen &#x017F;ich ihm die Mamlucken,<lb/>
und der Griechi&#x017F;che Kai&#x017F;er gab ihm Tri-<lb/>
but. Nun gieng er nach der Bucharei zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ru&#x0364;ck,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0231] VIII. Mogolen. ſtammten. Timur ſelbſt war anfaͤnglich nur Bek (Herzog) von Keſch bei Samar- kand, und dem Dſchagataiſchen Chane unterthaͤnig. Durch Gewalt erzwang er ſich die Stelle eines Novians an dem Ho- fe ſeines Herrn, und ſiegte uͤber einen maͤch- tigen Competenten: alle Großen unterwar- fen ſich ihm, und nannten ihn Saheb Ke- ran: er kroͤnte ſich ſelbſt A. 1370, mach- te Samarkand zur Reſidenz, und fuhr fort, ſich ſeines Kaiſers Novian zu nennen. Seine Abſicht war, die Mogoliſche Monarchie wieder in ihrem alten Glanze herzuſtellen. Ganz Dſchagataj gehorchte ihm bereits: nun eroberte er Jsfahan, und drang in Jndien ein. A. 1389 zog er nach Kaptſchak, und kam bis Jelez in Rußland. Er ruckte in das Weſtliche Aſien vor, und kam den Staten der Os- maner nahe: der Kaiſer von Byzant bat ihn um Schutz, der Koͤnig von Caſtilien ſchickte ihm einen Geſandten zu. A. 1401 ſchlug er den Bajeſſid, und ließ ihn nicht in einen Kefich ſperren. Nach dieſem Sie- ge unterwarfen ſich ihm die Mamlucken, und der Griechiſche Kaiſer gab ihm Tri- but. Nun gieng er nach der Bucharei zu- ruͤck,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/231
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/231>, abgerufen am 02.05.2024.