Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Synthetische Anordnung.
1. chronographisch. Das ist, man
ordnet gar nicht synthetisch, sondern fast
bloß synchronistisch; und erzählt nach grös-
seren oder kleineren Zeiträumen, nach
Jahrhunderten oder gar nach einzelnen
Jahren, alle Weltbegebenheiten, die in
diesen Zeitraum fallen.
So machen es Simson, Offerhaus,
Freyer, Zopf,
und viele andre. Aber so er-
liegt das Gedächtniß unter der Menge der
Abtheilungen, und der Realzusammenhang
der Begebenheiten gehet fast gänzlich ver-
loren.
2. technographisch. Vorausgesetzt näm-
lich, daß die Universalhistorie eine Ge-
schichte der Menschheit und ihrer stufen-
mäßigen Veredlung oder Verschlimme-
rung ist, diese Stufen aber, auf denen der
menschliche Verstand unter ganzen Na-
tionen bald auf-bald niedersteigt, in weit-
läuftigster Bedeutung Künste und Er-
findun-
G
Synthetiſche Anordnung.
1. chronographiſch. Das iſt, man
ordnet gar nicht ſynthetiſch, ſondern faſt
bloß ſynchroniſtiſch; und erzaͤhlt nach groͤſ-
ſeren oder kleineren Zeitraͤumen, nach
Jahrhunderten oder gar nach einzelnen
Jahren, alle Weltbegebenheiten, die in
dieſen Zeitraum fallen.
So machen es Simſon, Offerhaus,
Freyer, Zopf,
und viele andre. Aber ſo er-
liegt das Gedaͤchtniß unter der Menge der
Abtheilungen, und der Realzuſammenhang
der Begebenheiten gehet faſt gaͤnzlich ver-
loren.
2. technographiſch. Vorausgeſetzt naͤm-
lich, daß die Univerſalhiſtorie eine Ge-
ſchichte der Menſchheit und ihrer ſtufen-
maͤßigen Veredlung oder Verſchlimme-
rung iſt, dieſe Stufen aber, auf denen der
menſchliche Verſtand unter ganzen Na-
tionen bald auf-bald niederſteigt, in weit-
laͤuftigſter Bedeutung Kuͤnſte und Er-
findun-
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0109" n="97"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Syntheti&#x017F;che Anordnung.</hi> </fw><lb/>
          <list>
            <item>1. <hi rendition="#fr">chronographi&#x017F;ch.</hi> Das i&#x017F;t, man<lb/>
ordnet gar nicht &#x017F;yntheti&#x017F;ch, &#x017F;ondern fa&#x017F;t<lb/>
bloß &#x017F;ynchroni&#x017F;ti&#x017F;ch; und erza&#x0364;hlt nach gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;eren oder kleineren Zeitra&#x0364;umen, nach<lb/>
Jahrhunderten oder gar nach einzelnen<lb/>
Jahren, alle Weltbegebenheiten, die in<lb/>
die&#x017F;en Zeitraum fallen.<lb/><list><item>So machen es <hi rendition="#fr">Sim&#x017F;on, Offerhaus,<lb/>
Freyer, Zopf,</hi> und viele andre. Aber &#x017F;o er-<lb/>
liegt das Geda&#x0364;chtniß unter der Menge der<lb/>
Abtheilungen, und der Realzu&#x017F;ammenhang<lb/>
der Begebenheiten gehet fa&#x017F;t ga&#x0364;nzlich ver-<lb/>
loren.</item></list></item><lb/>
            <item>2. <hi rendition="#fr">technographi&#x017F;ch.</hi> Vorausge&#x017F;etzt na&#x0364;m-<lb/>
lich, daß die Univer&#x017F;alhi&#x017F;torie eine Ge-<lb/>
&#x017F;chichte der Men&#x017F;chheit und ihrer &#x017F;tufen-<lb/>
ma&#x0364;ßigen Veredlung oder Ver&#x017F;chlimme-<lb/>
rung i&#x017F;t, die&#x017F;e Stufen aber, auf denen der<lb/>
men&#x017F;chliche Ver&#x017F;tand unter ganzen Na-<lb/>
tionen bald auf-bald nieder&#x017F;teigt, in weit-<lb/>
la&#x0364;uftig&#x017F;ter Bedeutung <hi rendition="#fr">Ku&#x0364;n&#x017F;te</hi> und Er-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">findun-</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0109] Synthetiſche Anordnung. 1. chronographiſch. Das iſt, man ordnet gar nicht ſynthetiſch, ſondern faſt bloß ſynchroniſtiſch; und erzaͤhlt nach groͤſ- ſeren oder kleineren Zeitraͤumen, nach Jahrhunderten oder gar nach einzelnen Jahren, alle Weltbegebenheiten, die in dieſen Zeitraum fallen. So machen es Simſon, Offerhaus, Freyer, Zopf, und viele andre. Aber ſo er- liegt das Gedaͤchtniß unter der Menge der Abtheilungen, und der Realzuſammenhang der Begebenheiten gehet faſt gaͤnzlich ver- loren. 2. technographiſch. Vorausgeſetzt naͤm- lich, daß die Univerſalhiſtorie eine Ge- ſchichte der Menſchheit und ihrer ſtufen- maͤßigen Veredlung oder Verſchlimme- rung iſt, dieſe Stufen aber, auf denen der menſchliche Verſtand unter ganzen Na- tionen bald auf-bald niederſteigt, in weit- laͤuftigſter Bedeutung Kuͤnſte und Er- findun- G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/109
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/109>, abgerufen am 28.04.2024.