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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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die steinernen werkzeuge.
oben hinuntergeworfenen Schutt zugenommen haben
kann.

Dann weiss ich mir auch nicht zu erklären, wie es
möglich ist, dass ich Sachen finde, die doch augen-
scheinlich im Gebrauche der rohen Menschen der Stein-
periode gewesen sein müssen, die aber mit den ihnen
zu Gebote stehenden groben steinernen Werkzeugen nie
angefertigt werden konnten. Dahin gehören nun vor-
nehmlich die in grossen Massen vorkommenden irdenen
Gefässe, die zwar ohne alle Verzierungen, auch nicht
fein, doch aber ausgezeichnet gearbeitet sind. Keins
dieser Gefässe ist auf dem Töpferrade gedreht, und
dennoch scheint es mir, dass man sie nicht anfertigen
konnte, ohne eine Art von Maschinen zu benutzen, diese
waren aber mit den groben steinernen Werkzeugen der
Epoche nicht herzustellen.

Dann erstaune ich über die in dieser Steinperiode
mehr als je zuvor vorkommenden runden Stücke mit
einem Loch in der Mitte, die bald die Form von Brumm-
kreiseln oder Carrouselen, bald die von feuerspeienden
Bergen haben, und in dieser letztern Gestalt, im klei-
nen, die auffallendste Aehnlichkeit besitzen mit den
riesenmässigen Grabhügeln dieser Gegend, die deswegen,
auch weil in einem derselben (dem Chanai-Tepe) stei-
nerne Werkzeuge gefunden wurden, wahrscheinlich der
Steinperiode angehören und somit vielleicht Jahrtausende
älter sind als der Trojanische Krieg. In 3 Meter Tiefe
kam eins dieser Stücke von sehr feinem Marmor vor, alle
übrigen waren von ausgezeichnetem, sehr hart gebranntem
Thon; fast alle haben Verzierungen, welche augen-
scheinlich eingeritzt, sind, als der Thon noch ungebrannt

die steinernen werkzeuge.
oben hinuntergeworfenen Schutt zugenommen haben
kann.

Dann weiss ich mir auch nicht zu erklären, wie es
möglich ist, dass ich Sachen finde, die doch augen-
scheinlich im Gebrauche der rohen Menschen der Stein-
periode gewesen sein müssen, die aber mit den ihnen
zu Gebote stehenden groben steinernen Werkzeugen nie
angefertigt werden konnten. Dahin gehören nun vor-
nehmlich die in grossen Massen vorkommenden irdenen
Gefässe, die zwar ohne alle Verzierungen, auch nicht
fein, doch aber ausgezeichnet gearbeitet sind. Keins
dieser Gefässe ist auf dem Töpferrade gedreht, und
dennoch scheint es mir, dass man sie nicht anfertigen
konnte, ohne eine Art von Maschinen zu benutzen, diese
waren aber mit den groben steinernen Werkzeugen der
Epoche nicht herzustellen.

Dann erstaune ich über die in dieser Steinperiode
mehr als je zuvor vorkommenden runden Stücke mit
einem Loch in der Mitte, die bald die Form von Brumm-
kreiseln oder Carrouselen, bald die von feuerspeienden
Bergen haben, und in dieser letztern Gestalt, im klei-
nen, die auffallendste Aehnlichkeit besitzen mit den
riesenmässigen Grabhügeln dieser Gegend, die deswegen,
auch weil in einem derselben (dem Chanaï-Tépé) stei-
nerne Werkzeuge gefunden wurden, wahrscheinlich der
Steinperiode angehören und somit vielleicht Jahrtausende
älter sind als der Trojanische Krieg. In 3 Meter Tiefe
kam eins dieser Stücke von sehr feinem Marmor vor, alle
übrigen waren von ausgezeichnetem, sehr hart gebranntem
Thon; fast alle haben Verzierungen, welche augen-
scheinlich eingeritzt, sind, als der Thon noch ungebrannt

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[23/0089] die steinernen werkzeuge. oben hinuntergeworfenen Schutt zugenommen haben kann. Dann weiss ich mir auch nicht zu erklären, wie es möglich ist, dass ich Sachen finde, die doch augen- scheinlich im Gebrauche der rohen Menschen der Stein- periode gewesen sein müssen, die aber mit den ihnen zu Gebote stehenden groben steinernen Werkzeugen nie angefertigt werden konnten. Dahin gehören nun vor- nehmlich die in grossen Massen vorkommenden irdenen Gefässe, die zwar ohne alle Verzierungen, auch nicht fein, doch aber ausgezeichnet gearbeitet sind. Keins dieser Gefässe ist auf dem Töpferrade gedreht, und dennoch scheint es mir, dass man sie nicht anfertigen konnte, ohne eine Art von Maschinen zu benutzen, diese waren aber mit den groben steinernen Werkzeugen der Epoche nicht herzustellen. Dann erstaune ich über die in dieser Steinperiode mehr als je zuvor vorkommenden runden Stücke mit einem Loch in der Mitte, die bald die Form von Brumm- kreiseln oder Carrouselen, bald die von feuerspeienden Bergen haben, und in dieser letztern Gestalt, im klei- nen, die auffallendste Aehnlichkeit besitzen mit den riesenmässigen Grabhügeln dieser Gegend, die deswegen, auch weil in einem derselben (dem Chanaï-Tépé) stei- nerne Werkzeuge gefunden wurden, wahrscheinlich der Steinperiode angehören und somit vielleicht Jahrtausende älter sind als der Trojanische Krieg. In 3 Meter Tiefe kam eins dieser Stücke von sehr feinem Marmor vor, alle übrigen waren von ausgezeichnetem, sehr hart gebranntem Thon; fast alle haben Verzierungen, welche augen- scheinlich eingeritzt, sind, als der Thon noch ungebrannt

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/89>, abgerufen am 30.04.2024.