Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

die fortschaffung der schuttmassen.
rechts und links von der Mündung des Einschnitts auf
die schroffe Bergseite geschüttet werden. Auch macht
das Herausholen und Fortschaffen der Massen unge-
heurer Steinblöcke, die uns fortwährend in den Weg
kommen, grosse Mühe und verursacht gar viel Zeitver-
lust, da in dem Augenblick, wo ein grosser Steinblock
bis an den Rand des Abhangs gewälzt ist, immer alle
meine Leute ihre Arbeiten verlassen und hineilen, um
Augenzeugen zu sein, wie die gewaltigen Lasten mit
donnerndem Getöse den steilen Pfad hinunterrollen und
sich erst in einiger Entfernung in der Ebene festlegen.
Auch bin ich, da ich allein allem vorstehe, in der abso-
luten Unmöglichkeit, jedem meiner Arbeiter die richtige
Beschäftigung zu geben und zu überwachen, dass jeder
seine Schuldigkeit thut. Dann müssen auch, behufs der
Fortschaffung des Schutts, die Seitenausgänge in Ord-
nung gehalten werden, was sehr zeitraubend ist, da
deren Senkung mit jedem Schritt, den wir tiefer gehen,
bedeutend modificirt werden muss.

Ungeachtet aller dieser Hindernisse aber schreitet
die Arbeit doch rasch vorwärts, und ich würde, wenn
ich nur einen Monat ununterbrochen fortarbeiten könnte,
trotz der ungeheuern Breite des Einschnitts, schon be-
stimmt eine Tiefe von 10 Meter erreichen.

Die bisjetzt aufgefundenen Medaillen sind sämmtlich
von Kupfer und meistentheils von Alexandria-Troas;
dann auch von Ilium aus den ersten Jahrhunderten vor
und nach Chr.

Meine liebe Frau, eine Athenienserin, die für Homer
schwärmt und die Ilias fast ganz auswendig weiss,
wohnt den Ausgrabungen von früh bis spät bei. Von

die fortschaffung der schuttmassen.
rechts und links von der Mündung des Einschnitts auf
die schroffe Bergseite geschüttet werden. Auch macht
das Herausholen und Fortschaffen der Massen unge-
heurer Steinblöcke, die uns fortwährend in den Weg
kommen, grosse Mühe und verursacht gar viel Zeitver-
lust, da in dem Augenblick, wo ein grosser Steinblock
bis an den Rand des Abhangs gewälzt ist, immer alle
meine Leute ihre Arbeiten verlassen und hineilen, um
Augenzeugen zu sein, wie die gewaltigen Lasten mit
donnerndem Getöse den steilen Pfad hinunterrollen und
sich erst in einiger Entfernung in der Ebene festlegen.
Auch bin ich, da ich allein allem vorstehe, in der abso-
luten Unmöglichkeit, jedem meiner Arbeiter die richtige
Beschäftigung zu geben und zu überwachen, dass jeder
seine Schuldigkeit thut. Dann müssen auch, behufs der
Fortschaffung des Schutts, die Seitenausgänge in Ord-
nung gehalten werden, was sehr zeitraubend ist, da
deren Senkung mit jedem Schritt, den wir tiefer gehen,
bedeutend modificirt werden muss.

Ungeachtet aller dieser Hindernisse aber schreitet
die Arbeit doch rasch vorwärts, und ich würde, wenn
ich nur einen Monat ununterbrochen fortarbeiten könnte,
trotz der ungeheuern Breite des Einschnitts, schon be-
stimmt eine Tiefe von 10 Meter erreichen.

Die bisjetzt aufgefundenen Medaillen sind sämmtlich
von Kupfer und meistentheils von Alexandria-Troas;
dann auch von Ilium aus den ersten Jahrhunderten vor
und nach Chr.

Meine liebe Frau, eine Athenienserin, die für Homer
schwärmt und die Ilias fast ganz auswendig weiss,
wohnt den Ausgrabungen von früh bis spät bei. Von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0073" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">die fortschaffung der schuttmassen</hi>.</fw><lb/>
rechts und links von der Mündung des Einschnitts auf<lb/>
die schroffe Bergseite geschüttet werden. Auch macht<lb/>
das Herausholen und Fortschaffen der Massen unge-<lb/>
heurer Steinblöcke, die uns fortwährend in den Weg<lb/>
kommen, grosse Mühe und verursacht gar viel Zeitver-<lb/>
lust, da in dem Augenblick, wo ein grosser Steinblock<lb/>
bis an den Rand des Abhangs gewälzt ist, immer alle<lb/>
meine Leute ihre Arbeiten verlassen und hineilen, um<lb/>
Augenzeugen zu sein, wie die gewaltigen Lasten mit<lb/>
donnerndem Getöse den steilen Pfad hinunterrollen und<lb/>
sich erst in einiger Entfernung in der Ebene festlegen.<lb/>
Auch bin ich, da ich allein allem vorstehe, in der abso-<lb/>
luten Unmöglichkeit, jedem meiner Arbeiter die richtige<lb/>
Beschäftigung zu geben und zu überwachen, dass jeder<lb/>
seine Schuldigkeit thut. Dann müssen auch, behufs der<lb/>
Fortschaffung des Schutts, die Seitenausgänge in Ord-<lb/>
nung gehalten werden, was sehr zeitraubend ist, da<lb/>
deren Senkung mit jedem Schritt, den wir tiefer gehen,<lb/>
bedeutend modificirt werden muss.</p><lb/>
        <p>Ungeachtet aller dieser Hindernisse aber schreitet<lb/>
die Arbeit doch rasch vorwärts, und ich würde, wenn<lb/>
ich nur einen Monat ununterbrochen fortarbeiten könnte,<lb/>
trotz der ungeheuern Breite des Einschnitts, schon be-<lb/>
stimmt eine Tiefe von 10 Meter erreichen.</p><lb/>
        <p>Die bisjetzt aufgefundenen Medaillen sind sämmtlich<lb/>
von Kupfer und meistentheils von Alexandria-Troas;<lb/>
dann auch von Ilium aus den ersten Jahrhunderten vor<lb/>
und nach Chr.</p><lb/>
        <p>Meine liebe Frau, eine Athenienserin, die für Homer<lb/>
schwärmt und die Ilias fast ganz auswendig weiss,<lb/>
wohnt den Ausgrabungen von früh bis spät bei. Von<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0073] die fortschaffung der schuttmassen. rechts und links von der Mündung des Einschnitts auf die schroffe Bergseite geschüttet werden. Auch macht das Herausholen und Fortschaffen der Massen unge- heurer Steinblöcke, die uns fortwährend in den Weg kommen, grosse Mühe und verursacht gar viel Zeitver- lust, da in dem Augenblick, wo ein grosser Steinblock bis an den Rand des Abhangs gewälzt ist, immer alle meine Leute ihre Arbeiten verlassen und hineilen, um Augenzeugen zu sein, wie die gewaltigen Lasten mit donnerndem Getöse den steilen Pfad hinunterrollen und sich erst in einiger Entfernung in der Ebene festlegen. Auch bin ich, da ich allein allem vorstehe, in der abso- luten Unmöglichkeit, jedem meiner Arbeiter die richtige Beschäftigung zu geben und zu überwachen, dass jeder seine Schuldigkeit thut. Dann müssen auch, behufs der Fortschaffung des Schutts, die Seitenausgänge in Ord- nung gehalten werden, was sehr zeitraubend ist, da deren Senkung mit jedem Schritt, den wir tiefer gehen, bedeutend modificirt werden muss. Ungeachtet aller dieser Hindernisse aber schreitet die Arbeit doch rasch vorwärts, und ich würde, wenn ich nur einen Monat ununterbrochen fortarbeiten könnte, trotz der ungeheuern Breite des Einschnitts, schon be- stimmt eine Tiefe von 10 Meter erreichen. Die bisjetzt aufgefundenen Medaillen sind sämmtlich von Kupfer und meistentheils von Alexandria-Troas; dann auch von Ilium aus den ersten Jahrhunderten vor und nach Chr. Meine liebe Frau, eine Athenienserin, die für Homer schwärmt und die Ilias fast ganz auswendig weiss, wohnt den Ausgrabungen von früh bis spät bei. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/73
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/73>, abgerufen am 30.04.2024.