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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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nister für Volksaufklärung, zu wenden, welcher ein leb-
haftes Interesse für die Wissenschaft hegt, und auf dessen
Verwendung beim Grossvezier an Achmed-Pascha so-
gleich der verlangte Aufschluss gegeben wurde. Darüber
waren aber wieder 13 Tage vergangen, und erst am
10. October abends konnte ich mit meiner Frau von den
Dardanellen nach der acht Stunden davon entfernten
Ebene von Troja abreisen. Da ich laut des Fermans
von einem türkischen Beamten überwacht werden muss,
dessen Gehalt ich während der Zeit meiner Ausgra-
bungen zu entrichten habe, so wurde mir von Achmed-
Pascha der zweite Secretär seiner Justizkanzlei, ein Ar-
menier Namens Georgios Sarkis, mitgegeben, dem ich
täglich 23 Piaster bezahle.

Ich fing endlich am Mittwoch, 11. d. M., meine Aus-
grabungen mit 8 Arbeitern wieder an, konnte aber deren
Zahl schon am folgenden Tage auf 35 und am 13. d. M.
auf 74 Mann erhöhen, deren jeder täglich 9 Piaster
(1 Frc. 80 Cent.) erhält. Da ich leider nur acht Schieb-
karren von Frankreich mitgebracht habe und dieselben
hier nicht zu haben sind, in der ganzen Umgegend auch
nicht gemacht werden können, so muss ich zur Fort-
schaffung des Schuttes 52 Körbe zu Hülfe nehmen.
Diese Arbeit geht aber, da der Schutt eine weite Strecke
geschleppt werden muss, nur langsam vor sich und ist
sehr ermüdend. Ich wende daher auch vier Karren an,
die von Ochsen gezogen werden und deren jeder täglich
20 Piaster kostet. Ich arbeite mit grosser Energie und
scheue keine Kosten, um womöglich noch vor den
Winterregen, die jeden Augenblick eintreten können,
auf den Urboden zu kommen, und somit endlich das

der anfang der grossen excavationen.
nister für Volksaufklärung, zu wenden, welcher ein leb-
haftes Interesse für die Wissenschaft hegt, und auf dessen
Verwendung beim Grossvezier an Achmed-Pascha so-
gleich der verlangte Aufschluss gegeben wurde. Darüber
waren aber wieder 13 Tage vergangen, und erst am
10. October abends konnte ich mit meiner Frau von den
Dardanellen nach der acht Stunden davon entfernten
Ebene von Troja abreisen. Da ich laut des Fermans
von einem türkischen Beamten überwacht werden muss,
dessen Gehalt ich während der Zeit meiner Ausgra-
bungen zu entrichten habe, so wurde mir von Achmed-
Pascha der zweite Secretär seiner Justizkanzlei, ein Ar-
menier Namens Georgios Sarkis, mitgegeben, dem ich
täglich 23 Piaster bezahle.

Ich fing endlich am Mittwoch, 11. d. M., meine Aus-
grabungen mit 8 Arbeitern wieder an, konnte aber deren
Zahl schon am folgenden Tage auf 35 und am 13. d. M.
auf 74 Mann erhöhen, deren jeder täglich 9 Piaster
(1 Frc. 80 Cent.) erhält. Da ich leider nur acht Schieb-
karren von Frankreich mitgebracht habe und dieselben
hier nicht zu haben sind, in der ganzen Umgegend auch
nicht gemacht werden können, so muss ich zur Fort-
schaffung des Schuttes 52 Körbe zu Hülfe nehmen.
Diese Arbeit geht aber, da der Schutt eine weite Strecke
geschleppt werden muss, nur langsam vor sich und ist
sehr ermüdend. Ich wende daher auch vier Karren an,
die von Ochsen gezogen werden und deren jeder täglich
20 Piaster kostet. Ich arbeite mit grosser Energie und
scheue keine Kosten, um womöglich noch vor den
Winterregen, die jeden Augenblick eintreten können,
auf den Urboden zu kommen, und somit endlich das

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[4/0070] der anfang der grossen excavationen. nister für Volksaufklärung, zu wenden, welcher ein leb- haftes Interesse für die Wissenschaft hegt, und auf dessen Verwendung beim Grossvezier an Achmed-Pascha so- gleich der verlangte Aufschluss gegeben wurde. Darüber waren aber wieder 13 Tage vergangen, und erst am 10. October abends konnte ich mit meiner Frau von den Dardanellen nach der acht Stunden davon entfernten Ebene von Troja abreisen. Da ich laut des Fermans von einem türkischen Beamten überwacht werden muss, dessen Gehalt ich während der Zeit meiner Ausgra- bungen zu entrichten habe, so wurde mir von Achmed- Pascha der zweite Secretär seiner Justizkanzlei, ein Ar- menier Namens Georgios Sarkis, mitgegeben, dem ich täglich 23 Piaster bezahle. Ich fing endlich am Mittwoch, 11. d. M., meine Aus- grabungen mit 8 Arbeitern wieder an, konnte aber deren Zahl schon am folgenden Tage auf 35 und am 13. d. M. auf 74 Mann erhöhen, deren jeder täglich 9 Piaster (1 Frc. 80 Cent.) erhält. Da ich leider nur acht Schieb- karren von Frankreich mitgebracht habe und dieselben hier nicht zu haben sind, in der ganzen Umgegend auch nicht gemacht werden können, so muss ich zur Fort- schaffung des Schuttes 52 Körbe zu Hülfe nehmen. Diese Arbeit geht aber, da der Schutt eine weite Strecke geschleppt werden muss, nur langsam vor sich und ist sehr ermüdend. Ich wende daher auch vier Karren an, die von Ochsen gezogen werden und deren jeder täglich 20 Piaster kostet. Ich arbeite mit grosser Energie und scheue keine Kosten, um womöglich noch vor den Winterregen, die jeden Augenblick eintreten können, auf den Urboden zu kommen, und somit endlich das

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/70>, abgerufen am 30.04.2024.