Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite
neugefundene terracotten.

Von sehr merkwürdigen, seit meinem letzten Bericht
gefundenen Terracottas erwähne ich noch zwei an der
Nordseite in 7 bis 8 Meter Tiefe entdeckte Kannen,
wovon jede zwei aufrecht nebeneinanderstehende Hälse
hat, deren Henkel sich aber vereinigen; die eine der-
selben hat auch neben den Münden oder Oeffnungen
zwei kleine Erhöhungen, die wol Augen andeuten sollen.
Von einer dritten Kanne dieser Art habe ich nur den
obern Theil. Ich erwähne weiter einen in 4 Meter
Tiefe gefundenen, höchst sonderbaren Becher, der aus
einer auf drei Füsse gestützten und in zwei kleine und
einen grossen Pokal auslaufenden Röhre besteht; der
grössere Pokal ist durch einen Henkel mit der entge-
gengesetzten Seite der Röhre verbunden; ferner aus
gleicher Tiefe eine grosse, mit drei Füssen und zwei
sehr hübschen Henkeln und Röhren zum Aufhängen
versehene und mit Einschnitten verzierte Vase, auf deren
einer Seite man eine kleine separate Vase hervorstehen
sieht. Ebenfalls in 4 Meter Tiefe fand ich eine Vase mit
zwei Frauenbrüsten, zwei grossen Henkeln und Buch-
staben ähnlichen Einschnitten. Von höchst sonderbaren
Terracottas erwähne ich ferner drei mit drei Reihen
von Durchbohrungen versehene Töpfe mit gewöhnlichem
Henkel an einer Seite und an der andern Seite mit drei
Füssen, sowie drei auf allen Seiten ringsherum von un-
ten bis oben mit Durchbohrungen versehene grosse
Vasen, wovon ich zwei auf Tafel 217 abbilde; der Ge-
brauch derselben ist mir ein Räthsel; sollten sie als
Bienenkörbe gedient haben? Auch ein Gefäss in Ge-
stalt eines Schweines mit vier Füssen, die aber kür-
zer sind als der Bauch, sodass es nicht darauf hinge-

neugefundene terracotten.

Von sehr merkwürdigen, seit meinem letzten Bericht
gefundenen Terracottas erwähne ich noch zwei an der
Nordseite in 7 bis 8 Meter Tiefe entdeckte Kannen,
wovon jede zwei aufrecht nebeneinanderstehende Hälse
hat, deren Henkel sich aber vereinigen; die eine der-
selben hat auch neben den Münden oder Oeffnungen
zwei kleine Erhöhungen, die wol Augen andeuten sollen.
Von einer dritten Kanne dieser Art habe ich nur den
obern Theil. Ich erwähne weiter einen in 4 Meter
Tiefe gefundenen, höchst sonderbaren Becher, der aus
einer auf drei Füsse gestützten und in zwei kleine und
einen grossen Pokal auslaufenden Röhre besteht; der
grössere Pokal ist durch einen Henkel mit der entge-
gengesetzten Seite der Röhre verbunden; ferner aus
gleicher Tiefe eine grosse, mit drei Füssen und zwei
sehr hübschen Henkeln und Röhren zum Aufhängen
versehene und mit Einschnitten verzierte Vase, auf deren
einer Seite man eine kleine separate Vase hervorstehen
sieht. Ebenfalls in 4 Meter Tiefe fand ich eine Vase mit
zwei Frauenbrüsten, zwei grossen Henkeln und Buch-
staben ähnlichen Einschnitten. Von höchst sonderbaren
Terracottas erwähne ich ferner drei mit drei Reihen
von Durchbohrungen versehene Töpfe mit gewöhnlichem
Henkel an einer Seite und an der andern Seite mit drei
Füssen, sowie drei auf allen Seiten ringsherum von un-
ten bis oben mit Durchbohrungen versehene grosse
Vasen, wovon ich zwei auf Tafel 217 abbilde; der Ge-
brauch derselben ist mir ein Räthsel; sollten sie als
Bienenkörbe gedient haben? Auch ein Gefäss in Ge-
stalt eines Schweines mit vier Füssen, die aber kür-
zer sind als der Bauch, sodass es nicht darauf hinge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0378" n="312"/>
        <fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">neugefundene terracotten</hi>.</fw><lb/>
        <p>Von sehr merkwürdigen, seit meinem letzten Bericht<lb/>
gefundenen Terracottas erwähne ich noch zwei an der<lb/>
Nordseite in 7 bis 8 Meter Tiefe entdeckte Kannen,<lb/>
wovon jede zwei aufrecht nebeneinanderstehende Hälse<lb/>
hat, deren Henkel sich aber vereinigen; die eine der-<lb/>
selben hat auch neben den Münden oder Oeffnungen<lb/>
zwei kleine Erhöhungen, die wol Augen andeuten sollen.<lb/>
Von einer dritten Kanne dieser Art habe ich nur den<lb/>
obern Theil. Ich erwähne weiter einen in 4 Meter<lb/>
Tiefe gefundenen, höchst sonderbaren Becher, der aus<lb/>
einer auf drei Füsse gestützten und in zwei kleine und<lb/>
einen grossen Pokal auslaufenden Röhre besteht; der<lb/>
grössere Pokal ist durch einen Henkel mit der entge-<lb/>
gengesetzten Seite der Röhre verbunden; ferner aus<lb/>
gleicher Tiefe eine grosse, mit drei Füssen und zwei<lb/>
sehr hübschen Henkeln und Röhren zum Aufhängen<lb/>
versehene und mit Einschnitten verzierte Vase, auf deren<lb/>
einer Seite man eine kleine separate Vase hervorstehen<lb/>
sieht. Ebenfalls in 4 Meter Tiefe fand ich eine Vase mit<lb/>
zwei Frauenbrüsten, zwei grossen Henkeln und Buch-<lb/>
staben ähnlichen Einschnitten. Von höchst sonderbaren<lb/>
Terracottas erwähne ich ferner drei mit drei Reihen<lb/>
von Durchbohrungen versehene Töpfe mit gewöhnlichem<lb/>
Henkel an einer Seite und an der andern Seite mit drei<lb/>
Füssen, sowie drei auf allen Seiten ringsherum von un-<lb/>
ten bis oben mit Durchbohrungen versehene grosse<lb/>
Vasen, wovon ich zwei auf Tafel 217 abbilde; der Ge-<lb/>
brauch derselben ist mir ein Räthsel; sollten sie als<lb/>
Bienenkörbe gedient haben? Auch ein Gefäss in Ge-<lb/>
stalt eines Schweines mit vier Füssen, die aber kür-<lb/>
zer sind als der Bauch, sodass es nicht darauf hinge-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0378] neugefundene terracotten. Von sehr merkwürdigen, seit meinem letzten Bericht gefundenen Terracottas erwähne ich noch zwei an der Nordseite in 7 bis 8 Meter Tiefe entdeckte Kannen, wovon jede zwei aufrecht nebeneinanderstehende Hälse hat, deren Henkel sich aber vereinigen; die eine der- selben hat auch neben den Münden oder Oeffnungen zwei kleine Erhöhungen, die wol Augen andeuten sollen. Von einer dritten Kanne dieser Art habe ich nur den obern Theil. Ich erwähne weiter einen in 4 Meter Tiefe gefundenen, höchst sonderbaren Becher, der aus einer auf drei Füsse gestützten und in zwei kleine und einen grossen Pokal auslaufenden Röhre besteht; der grössere Pokal ist durch einen Henkel mit der entge- gengesetzten Seite der Röhre verbunden; ferner aus gleicher Tiefe eine grosse, mit drei Füssen und zwei sehr hübschen Henkeln und Röhren zum Aufhängen versehene und mit Einschnitten verzierte Vase, auf deren einer Seite man eine kleine separate Vase hervorstehen sieht. Ebenfalls in 4 Meter Tiefe fand ich eine Vase mit zwei Frauenbrüsten, zwei grossen Henkeln und Buch- staben ähnlichen Einschnitten. Von höchst sonderbaren Terracottas erwähne ich ferner drei mit drei Reihen von Durchbohrungen versehene Töpfe mit gewöhnlichem Henkel an einer Seite und an der andern Seite mit drei Füssen, sowie drei auf allen Seiten ringsherum von un- ten bis oben mit Durchbohrungen versehene grosse Vasen, wovon ich zwei auf Tafel 217 abbilde; der Ge- brauch derselben ist mir ein Räthsel; sollten sie als Bienenkörbe gedient haben? Auch ein Gefäss in Ge- stalt eines Schweines mit vier Füssen, die aber kür- zer sind als der Bauch, sodass es nicht darauf hinge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/378
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/378>, abgerufen am 02.05.2024.