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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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funde in d. neuern hause oberh. d. skaeischen thores.
zur Zeit gefüllt sein kann, so würde es Homer keinenfalls
fortwährend hervorgehoben haben, dass der gefüllt hin-
gereichte Becher ein Doppelbecher war, denn es würde
kein Sinn in dem Worte sein. Er wollte aber mit amphi-
kupellon hervorheben, dass der mit einem Henkel hinge-
reichte, gefüllte Becher mit dem andern Henkel entge-
gengenommen wurde, und liegt auf diese Weise erklärt
viel Sinn in dem Worte.

Ich fand ferner im Hause des Priamos zwei grosse
Bruchstücke einer grossen, durch eingravirte Verzierun-
gen aufs herrlichste geschmückten, glänzend gelben
Urne; dieselbe hat unter anderm mehrere herumlaufende
Reihen von Kreisen, in deren jedem man ein dreifaches
Kreuz sieht; die Eleganz des Gefässes wird noch erhöht
durch die auch auf den breiten Henkeln befindlichen
Kreise mit dreifachen Kreuzen. Es versteht sich von
selbst, dass ich sowol von diesen Bruchstücken, als auch
von jedem andern Gegenstande, der nur irgendwie In-
teresse für die Wissenschaft haben könnte, eine genaue
Zeichnung gebe.

Noch fand ich in dem Königshause einen 111/2 Cen-
timeter langen, von einem Gefäss abgebrochenen Griff
in Gestalt einer Schlange.

In dem obern, neuern Hause oberhalb des
Skaeischen Thors fand ich die unten spitz zulaufende,
mit zwei Henkeln und brillenförmiger Verzierung ver-
sehene Vase No. 3087 auf Tafel 161, den hübschen
Eulenkopf No. 3082 und die herrliche, mit vier Henkeln
und Deckel versehene Vase No. 3084, die Eulenkopfvase
No. 3269, Tafel 167, die grosse Kanne No. 3088, die
einen grossen und zwei kleine Henkel hat, und viele

funde in d. neuern hause oberh. d. skaeischen thores.
zur Zeit gefüllt sein kann, so würde es Homer keinenfalls
fortwährend hervorgehoben haben, dass der gefüllt hin-
gereichte Becher ein Doppelbecher war, denn es würde
kein Sinn in dem Worte sein. Er wollte aber mit ἀμφι-
κυπελλον hervorheben, dass der mit einem Henkel hinge-
reichte, gefüllte Becher mit dem andern Henkel entge-
gengenommen wurde, und liegt auf diese Weise erklärt
viel Sinn in dem Worte.

Ich fand ferner im Hause des Priamos zwei grosse
Bruchstücke einer grossen, durch eingravirte Verzierun-
gen aufs herrlichste geschmückten, glänzend gelben
Urne; dieselbe hat unter anderm mehrere herumlaufende
Reihen von Kreisen, in deren jedem man ein dreifaches
Kreuz sieht; die Eleganz des Gefässes wird noch erhöht
durch die auch auf den breiten Henkeln befindlichen
Kreise mit dreifachen Kreuzen. Es versteht sich von
selbst, dass ich sowol von diesen Bruchstücken, als auch
von jedem andern Gegenstande, der nur irgendwie In-
teresse für die Wissenschaft haben könnte, eine genaue
Zeichnung gebe.

Noch fand ich in dem Königshause einen 11½ Cen-
timeter langen, von einem Gefäss abgebrochenen Griff
in Gestalt einer Schlange.

In dem obern, neuern Hause oberhalb des
Skaeischen Thors fand ich die unten spitz zulaufende,
mit zwei Henkeln und brillenförmiger Verzierung ver-
sehene Vase No. 3087 auf Tafel 161, den hübschen
Eulenkopf No. 3082 und die herrliche, mit vier Henkeln
und Deckel versehene Vase No. 3084, die Eulenkopfvase
No. 3269, Tafel 167, die grosse Kanne No. 3088, die
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[281/0347] funde in d. neuern hause oberh. d. skaeischen thores. zur Zeit gefüllt sein kann, so würde es Homer keinenfalls fortwährend hervorgehoben haben, dass der gefüllt hin- gereichte Becher ein Doppelbecher war, denn es würde kein Sinn in dem Worte sein. Er wollte aber mit ἀμφι- κυπελλον hervorheben, dass der mit einem Henkel hinge- reichte, gefüllte Becher mit dem andern Henkel entge- gengenommen wurde, und liegt auf diese Weise erklärt viel Sinn in dem Worte. Ich fand ferner im Hause des Priamos zwei grosse Bruchstücke einer grossen, durch eingravirte Verzierun- gen aufs herrlichste geschmückten, glänzend gelben Urne; dieselbe hat unter anderm mehrere herumlaufende Reihen von Kreisen, in deren jedem man ein dreifaches Kreuz sieht; die Eleganz des Gefässes wird noch erhöht durch die auch auf den breiten Henkeln befindlichen Kreise mit dreifachen Kreuzen. Es versteht sich von selbst, dass ich sowol von diesen Bruchstücken, als auch von jedem andern Gegenstande, der nur irgendwie In- teresse für die Wissenschaft haben könnte, eine genaue Zeichnung gebe. Noch fand ich in dem Königshause einen 11½ Cen- timeter langen, von einem Gefäss abgebrochenen Griff in Gestalt einer Schlange. In dem obern, neuern Hause oberhalb des Skaeischen Thors fand ich die unten spitz zulaufende, mit zwei Henkeln und brillenförmiger Verzierung ver- sehene Vase No. 3087 auf Tafel 161, den hübschen Eulenkopf No. 3082 und die herrliche, mit vier Henkeln und Deckel versehene Vase No. 3084, die Eulenkopfvase No. 3269, Tafel 167, die grosse Kanne No. 3088, die einen grossen und zwei kleine Henkel hat, und viele

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/347>, abgerufen am 13.05.2024.