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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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das skaeische thor.

Inzwischen ist durch die beiden oben beschriebenen
Brunnen bereits so viel für die Wissenschaft gewonnen,
dass die von dem doppelten Thor und dem grossen
Thurm schroff, unter einem Winkel von 65 Grad, in
südwestlicher Richtung nach der Ebene ablaufende
Strasse unmöglich zu einem zweiten Thor geführt haben
kann, und dass daher das von mir blossgelegte doppelte
Thor nothwendigerweise das Skaeische Thor gewesen
sein muss; dasselbe ist ausgezeichnet erhalten, und fehlt
kein Stein daran.

Also neben diesem doppelten Thor, auf Iliums
grossem Thurm, am Rande des sehr schroffen westlichen
Bergabhanges der Pergamos sassen Priamos, die sieben
Stadtältesten, und Helene und hier fällt die herrlichste
Scene der Ilias (III, 146--244) vor; von hier aus über-
schaute die Gesellschaft die ganze Ebene und sah am
Fusse der Pergamos die Heere der Trojaner und der
Achäer nebeneinander, um den Vertrag abzuschliessen,
den Krieg durch einen Zweikampf zwischen Paris und
Menelaos entscheiden zu lassen.

Wenn Homer (Ilias, VI, 390--393) den Hektor von
der Pergamos hinabsteigen und die Stadt durchstürmen
lässt, um zum Skaeischen Thor zu gelangen, so kann
dies einzig und allein daher kommen, dass letzteres,
sowie die Strasse, die von demselben nach der Ebene
hinunterführte, durch die Zerstörung Trojas mit 3 Meter
hohen Schuttmassen bedeckt und nur durch die Tradition
bekannt, die eigentliche Lage desselben aber unbe-
kannt war.

Um den Leser nicht durch die ausführliche Be-
schreibung des Skaeischen Thors zu ermüden, gebe ich

Schliemann, Troja. 18
das skaeische thor.

Inzwischen ist durch die beiden oben beschriebenen
Brunnen bereits so viel für die Wissenschaft gewonnen,
dass die von dem doppelten Thor und dem grossen
Thurm schroff, unter einem Winkel von 65 Grad, in
südwestlicher Richtung nach der Ebene ablaufende
Strasse unmöglich zu einem zweiten Thor geführt haben
kann, und dass daher das von mir blossgelegte doppelte
Thor nothwendigerweise das Skaeische Thor gewesen
sein muss; dasselbe ist ausgezeichnet erhalten, und fehlt
kein Stein daran.

Also neben diesem doppelten Thor, auf Iliums
grossem Thurm, am Rande des sehr schroffen westlichen
Bergabhanges der Pergamos sassen Priamos, die sieben
Stadtältesten, und Helene und hier fällt die herrlichste
Scene der Ilias (III, 146—244) vor; von hier aus über-
schaute die Gesellschaft die ganze Ebene und sah am
Fusse der Pergamos die Heere der Trojaner und der
Achäer nebeneinander, um den Vertrag abzuschliessen,
den Krieg durch einen Zweikampf zwischen Paris und
Menelaos entscheiden zu lassen.

Wenn Homer (Ilias, VI, 390—393) den Hektor von
der Pergamos hinabsteigen und die Stadt durchstürmen
lässt, um zum Skaeischen Thor zu gelangen, so kann
dies einzig und allein daher kommen, dass letzteres,
sowie die Strasse, die von demselben nach der Ebene
hinunterführte, durch die Zerstörung Trojas mit 3 Meter
hohen Schuttmassen bedeckt und nur durch die Tradition
bekannt, die eigentliche Lage desselben aber unbe-
kannt war.

Um den Leser nicht durch die ausführliche Be-
schreibung des Skaeischen Thors zu ermüden, gebe ich

Schliemann, Troja. 18
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[273/0339] das skaeische thor. Inzwischen ist durch die beiden oben beschriebenen Brunnen bereits so viel für die Wissenschaft gewonnen, dass die von dem doppelten Thor und dem grossen Thurm schroff, unter einem Winkel von 65 Grad, in südwestlicher Richtung nach der Ebene ablaufende Strasse unmöglich zu einem zweiten Thor geführt haben kann, und dass daher das von mir blossgelegte doppelte Thor nothwendigerweise das Skaeische Thor gewesen sein muss; dasselbe ist ausgezeichnet erhalten, und fehlt kein Stein daran. Also neben diesem doppelten Thor, auf Iliums grossem Thurm, am Rande des sehr schroffen westlichen Bergabhanges der Pergamos sassen Priamos, die sieben Stadtältesten, und Helene und hier fällt die herrlichste Scene der Ilias (III, 146—244) vor; von hier aus über- schaute die Gesellschaft die ganze Ebene und sah am Fusse der Pergamos die Heere der Trojaner und der Achäer nebeneinander, um den Vertrag abzuschliessen, den Krieg durch einen Zweikampf zwischen Paris und Menelaos entscheiden zu lassen. Wenn Homer (Ilias, VI, 390—393) den Hektor von der Pergamos hinabsteigen und die Stadt durchstürmen lässt, um zum Skaeischen Thor zu gelangen, so kann dies einzig und allein daher kommen, dass letzteres, sowie die Strasse, die von demselben nach der Ebene hinunterführte, durch die Zerstörung Trojas mit 3 Meter hohen Schuttmassen bedeckt und nur durch die Tradition bekannt, die eigentliche Lage desselben aber unbe- kannt war. Um den Leser nicht durch die ausführliche Be- schreibung des Skaeischen Thors zu ermüden, gebe ich Schliemann, Troja. 18

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/339>, abgerufen am 28.11.2024.