beizulegen, habe ich ein grosses Christusbild an der Nordwestseite der Thurmstrasse in der Erdwand befestigt. Gegen die Angriffe der abergläubischen Christen dieser Ebene sind daher die Dallen vollkommen gesichert, und, wie ich hoffe, auch gegen die Habgier der Türken, denn wenngleich diese die Heiligenbilder verabscheuen, so flössen ihnen dieselben dennoch eine gewisse Furcht ein.
Neben dem Christusbilde sieht man in dieser Erd- wand drei höchst merkwürdige, übereinandergebaute Mauern aus kleinen Steinen mit Erde verbunden, welche in sehr verschiedenen Zeitabschnitten gebaut sind, wo- von aber selbst die oberste neueste, wie es das Material beweist, bedeutend älter sein muss als die Gründung der griechischen Colonie im Jahre 700 v. Chr. Diese oberste Mauer ist 1 Meter 50 Centimeter dick, in 31/2 Meter Tiefe gebaut, und reicht bis 50 Centimeter unter der Oberfläche, was mir ganz unerklärlich ist; denn, da die Trümmer der griechischen Colonie bis zu einer Tiefe von 2 Meter gehen, so muss sie lange Jahrhunderte hoch aus der Erde emporgestanden haben; immerhin mag sie aber von der griechischen Colonie als Unterbau eines Gebäudes benutzt und auf diese Weise erhalten worden sein. Unter dieser Mauer findet man eine Erd- schicht von 30 Centimeter Dicke, und darauf folgt die zweite, um 30 Centimeter hervorstehende, 2 Meter hohe Mauer, welche wiederum auf einer andern, noch viel ältern Mauer ruht. Letztere läuft in schräger, mit dem Thurmwege parallel laufender Linie nach Süd- westen ab und liefert einen zweiten Beweis, dass die
verschiedene mauern.
beizulegen, habe ich ein grosses Christusbild an der Nordwestseite der Thurmstrasse in der Erdwand befestigt. Gegen die Angriffe der abergläubischen Christen dieser Ebene sind daher die Dallen vollkommen gesichert, und, wie ich hoffe, auch gegen die Habgier der Türken, denn wenngleich diese die Heiligenbilder verabscheuen, so flössen ihnen dieselben dennoch eine gewisse Furcht ein.
Neben dem Christusbilde sieht man in dieser Erd- wand drei höchst merkwürdige, übereinandergebaute Mauern aus kleinen Steinen mit Erde verbunden, welche in sehr verschiedenen Zeitabschnitten gebaut sind, wo- von aber selbst die oberste neueste, wie es das Material beweist, bedeutend älter sein muss als die Gründung der griechischen Colonie im Jahre 700 v. Chr. Diese oberste Mauer ist 1 Meter 50 Centimeter dick, in 3½ Meter Tiefe gebaut, und reicht bis 50 Centimeter unter der Oberfläche, was mir ganz unerklärlich ist; denn, da die Trümmer der griechischen Colonie bis zu einer Tiefe von 2 Meter gehen, so muss sie lange Jahrhunderte hoch aus der Erde emporgestanden haben; immerhin mag sie aber von der griechischen Colonie als Unterbau eines Gebäudes benutzt und auf diese Weise erhalten worden sein. Unter dieser Mauer findet man eine Erd- schicht von 30 Centimeter Dicke, und darauf folgt die zweite, um 30 Centimeter hervorstehende, 2 Meter hohe Mauer, welche wiederum auf einer andern, noch viel ältern Mauer ruht. Letztere läuft in schräger, mit dem Thurmwege parallel laufender Linie nach Süd- westen ab und liefert einen zweiten Beweis, dass die
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verschiedene mauern.
beizulegen, habe ich ein grosses Christusbild an der
Nordwestseite der Thurmstrasse in der Erdwand befestigt.
Gegen die Angriffe der abergläubischen Christen dieser
Ebene sind daher die Dallen vollkommen gesichert, und,
wie ich hoffe, auch gegen die Habgier der Türken,
denn wenngleich diese die Heiligenbilder verabscheuen,
so flössen ihnen dieselben dennoch eine gewisse
Furcht ein.
Neben dem Christusbilde sieht man in dieser Erd-
wand drei höchst merkwürdige, übereinandergebaute
Mauern aus kleinen Steinen mit Erde verbunden, welche
in sehr verschiedenen Zeitabschnitten gebaut sind, wo-
von aber selbst die oberste neueste, wie es das Material
beweist, bedeutend älter sein muss als die Gründung
der griechischen Colonie im Jahre 700 v. Chr. Diese
oberste Mauer ist 1 Meter 50 Centimeter dick, in 3½
Meter Tiefe gebaut, und reicht bis 50 Centimeter unter
der Oberfläche, was mir ganz unerklärlich ist; denn, da
die Trümmer der griechischen Colonie bis zu einer Tiefe
von 2 Meter gehen, so muss sie lange Jahrhunderte
hoch aus der Erde emporgestanden haben; immerhin
mag sie aber von der griechischen Colonie als Unterbau
eines Gebäudes benutzt und auf diese Weise erhalten
worden sein. Unter dieser Mauer findet man eine Erd-
schicht von 30 Centimeter Dicke, und darauf folgt die
zweite, um 30 Centimeter hervorstehende, 2 Meter hohe
Mauer, welche wiederum auf einer andern, noch viel
ältern Mauer ruht. Letztere läuft in schräger, mit
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westen ab und liefert einen zweiten Beweis, dass die
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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/321>, abgerufen am 12.05.2024.
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