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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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widerlegung der ansichten calvert's.
graphie gegebenen Schmucksachen sind von gediegenem
Golde, Elektron, Silber oder Kupfer. Irrig ist auch die
Angabe, dass ich hier auf den Gefässen bisweilen ein-
gravirte Darstellungen von Fischgräten finde; allerdings
finde ich oft Gefässe, die mit herumgehenden Reihen
von keilförmigen Einschnitten verziert sind; diese letz-
tern sind aber nie miteinander verbunden und haben
daher auch durchaus keine Aehnlichkeit mit Fischgräten.
Irrig ist ferner Herrn Calvert's Angabe, dass es in den
Tiefen dieses Berges Hausmauern aus roh übereinander-
gelegten unbehauenen Steinen gebe; der Architekt ist
noch nicht geboren, der aus solchen Steinen, ohne Ver-
bindungsmittel, Hausmauern aufzuführen im Stande wäre.
Die Wände aus Thon bestehen nicht, wie Herrn Calvert's
Angabe zu glauben veranlasst, aus einer Masse von
Thon, sondern sie bestehen aus an der Sonne getrock-
neten ungebrannten Ziegeln, und betheuere ich, auf
solchen Wänden noch niemals, wie Herr Calvert irrthüm-
lich angibt, die Eindrücke langen Schilfes, die auf An-
wendung von Flechtwerk hindeuten, gesehen zu haben.
Ebenso durchaus irrig ist des geehrten Freundes An-
gabe, dass der Fussboden einiger solcher Häuser glasirt
worden sei und dass die Regelmässigkeit des Nivellements
und die Glätte dieser Fussböden darauf hinweisen, dass
die Glasirung nicht das Ergebniss eines Zufalls gewesen
sei; ferner, dass einer dieser glasirten Fussböden eine
Länge von 20 Fuss hatte. Ich möchte viel darum geben,
wenn dies wahr wäre, denn ein solches trojanisches
Wunder würde Tausende von Wissbegierigen herbei-
ziehen. Leider aber bestehen solche glasirte Fussböden
nur in der Phantasie des Herrn Calvert. Ganz ebenso

widerlegung der ansichten calvert’s.
graphie gegebenen Schmucksachen sind von gediegenem
Golde, Elektron, Silber oder Kupfer. Irrig ist auch die
Angabe, dass ich hier auf den Gefässen bisweilen ein-
gravirte Darstellungen von Fischgräten finde; allerdings
finde ich oft Gefässe, die mit herumgehenden Reihen
von keilförmigen Einschnitten verziert sind; diese letz-
tern sind aber nie miteinander verbunden und haben
daher auch durchaus keine Aehnlichkeit mit Fischgräten.
Irrig ist ferner Herrn Calvert’s Angabe, dass es in den
Tiefen dieses Berges Hausmauern aus roh übereinander-
gelegten unbehauenen Steinen gebe; der Architekt ist
noch nicht geboren, der aus solchen Steinen, ohne Ver-
bindungsmittel, Hausmauern aufzuführen im Stande wäre.
Die Wände aus Thon bestehen nicht, wie Herrn Calvert’s
Angabe zu glauben veranlasst, aus einer Masse von
Thon, sondern sie bestehen aus an der Sonne getrock-
neten ungebrannten Ziegeln, und betheuere ich, auf
solchen Wänden noch niemals, wie Herr Calvert irrthüm-
lich angibt, die Eindrücke langen Schilfes, die auf An-
wendung von Flechtwerk hindeuten, gesehen zu haben.
Ebenso durchaus irrig ist des geehrten Freundes An-
gabe, dass der Fussboden einiger solcher Häuser glasirt
worden sei und dass die Regelmässigkeit des Nivellements
und die Glätte dieser Fussböden darauf hinweisen, dass
die Glasirung nicht das Ergebniss eines Zufalls gewesen
sei; ferner, dass einer dieser glasirten Fussböden eine
Länge von 20 Fuss hatte. Ich möchte viel darum geben,
wenn dies wahr wäre, denn ein solches trojanisches
Wunder würde Tausende von Wissbegierigen herbei-
ziehen. Leider aber bestehen solche glasirte Fussböden
nur in der Phantasie des Herrn Calvert. Ganz ebenso

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[239/0305] widerlegung der ansichten calvert’s. graphie gegebenen Schmucksachen sind von gediegenem Golde, Elektron, Silber oder Kupfer. Irrig ist auch die Angabe, dass ich hier auf den Gefässen bisweilen ein- gravirte Darstellungen von Fischgräten finde; allerdings finde ich oft Gefässe, die mit herumgehenden Reihen von keilförmigen Einschnitten verziert sind; diese letz- tern sind aber nie miteinander verbunden und haben daher auch durchaus keine Aehnlichkeit mit Fischgräten. Irrig ist ferner Herrn Calvert’s Angabe, dass es in den Tiefen dieses Berges Hausmauern aus roh übereinander- gelegten unbehauenen Steinen gebe; der Architekt ist noch nicht geboren, der aus solchen Steinen, ohne Ver- bindungsmittel, Hausmauern aufzuführen im Stande wäre. Die Wände aus Thon bestehen nicht, wie Herrn Calvert’s Angabe zu glauben veranlasst, aus einer Masse von Thon, sondern sie bestehen aus an der Sonne getrock- neten ungebrannten Ziegeln, und betheuere ich, auf solchen Wänden noch niemals, wie Herr Calvert irrthüm- lich angibt, die Eindrücke langen Schilfes, die auf An- wendung von Flechtwerk hindeuten, gesehen zu haben. Ebenso durchaus irrig ist des geehrten Freundes An- gabe, dass der Fussboden einiger solcher Häuser glasirt worden sei und dass die Regelmässigkeit des Nivellements und die Glätte dieser Fussböden darauf hinweisen, dass die Glasirung nicht das Ergebniss eines Zufalls gewesen sei; ferner, dass einer dieser glasirten Fussböden eine Länge von 20 Fuss hatte. Ich möchte viel darum geben, wenn dies wahr wäre, denn ein solches trojanisches Wunder würde Tausende von Wissbegierigen herbei- ziehen. Leider aber bestehen solche glasirte Fussböden nur in der Phantasie des Herrn Calvert. Ganz ebenso

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/305>, abgerufen am 13.05.2024.