tiefe der fundamente; reservoir der wasserleitungen.
als 2 Meter, und gewöhnlich nur 1 Meter Tiefe; der Fussboden desselben, der aus grossen Sandsteinplatten besteht und auf doppelten Schichten grosser behauener Blöcke derselben Steinart ruht, ist oft nur mit 30 Centi- meter und nie mit mehr als 1 Meter Humus bedeckt; daraus erklärt sich der gänzliche Mangel an Sculp- turen. Denn was davon im und am Tempel war, konnte hier auf dem Berggipfel nicht in die Erde dringen, blieb viele Jahrhunderte lang auf der Oberfläche liegen und wurde durch religiösen Eifer oder Muthwillen zertrüm- mert. So, aber auch nur so erklärt sich die enorme Masse von Bruchstücken von Statuen, womit der ganze Berg bedeckt ist.
Von grossen, schwer zerstörbaren, sculptirten Mar- morblöcken, welche korinthischen Stil zeigen, finde ich dagegen eine grosse Menge, und verursacht mir deren Fortschaffung die allergrösste Mühe und vielen Zeit- verlust. Da sich der im vorigen Jahre theilweise von mir blossgelegte grosse Thurm in grosser Tiefe gerade unter dem Tempel hinzieht und ich denselben auf jeden Fall in seiner ganzen Ausdehnung blosszulegen wünsche, so lasse ich nur die Reste der nördlichen und südlichen Tempelmauern stehen und sonst alles wegbrechen, bis auf ein im Heiligthum befindliches 8 Meter 43 Centi- meter langes, 8 Meter breites Reservoir, welches aus grossen, schön behauenen, ohne Cement oder Kalk zu- sammengelegten Kalksteinen gebaut ist und dessen Wände eine Dicke von 2 Meter 46 Centimeter haben. In dies Reservoir münden die früher erwähnten vier Was- serleitungen. Ich lasse es stehen, um den Besuchern der Troade einen schwachen Begriff von der Mühe zu geben,
tiefe der fundamente; reservoir der wasserleitungen.
als 2 Meter, und gewöhnlich nur 1 Meter Tiefe; der Fussboden desselben, der aus grossen Sandsteinplatten besteht und auf doppelten Schichten grosser behauener Blöcke derselben Steinart ruht, ist oft nur mit 30 Centi- meter und nie mit mehr als 1 Meter Humus bedeckt; daraus erklärt sich der gänzliche Mangel an Sculp- turen. Denn was davon im und am Tempel war, konnte hier auf dem Berggipfel nicht in die Erde dringen, blieb viele Jahrhunderte lang auf der Oberfläche liegen und wurde durch religiösen Eifer oder Muthwillen zertrüm- mert. So, aber auch nur so erklärt sich die enorme Masse von Bruchstücken von Statuen, womit der ganze Berg bedeckt ist.
Von grossen, schwer zerstörbaren, sculptirten Mar- morblöcken, welche korinthischen Stil zeigen, finde ich dagegen eine grosse Menge, und verursacht mir deren Fortschaffung die allergrösste Mühe und vielen Zeit- verlust. Da sich der im vorigen Jahre theilweise von mir blossgelegte grosse Thurm in grosser Tiefe gerade unter dem Tempel hinzieht und ich denselben auf jeden Fall in seiner ganzen Ausdehnung blosszulegen wünsche, so lasse ich nur die Reste der nördlichen und südlichen Tempelmauern stehen und sonst alles wegbrechen, bis auf ein im Heiligthum befindliches 8 Meter 43 Centi- meter langes, 8 Meter breites Reservoir, welches aus grossen, schön behauenen, ohne Cement oder Kalk zu- sammengelegten Kalksteinen gebaut ist und dessen Wände eine Dicke von 2 Meter 46 Centimeter haben. In dies Reservoir münden die früher erwähnten vier Was- serleitungen. Ich lasse es stehen, um den Besuchern der Troade einen schwachen Begriff von der Mühe zu geben,
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tiefe der fundamente; reservoir der wasserleitungen.
als 2 Meter, und gewöhnlich nur 1 Meter Tiefe; der
Fussboden desselben, der aus grossen Sandsteinplatten
besteht und auf doppelten Schichten grosser behauener
Blöcke derselben Steinart ruht, ist oft nur mit 30 Centi-
meter und nie mit mehr als 1 Meter Humus bedeckt;
daraus erklärt sich der gänzliche Mangel an Sculp-
turen. Denn was davon im und am Tempel war, konnte
hier auf dem Berggipfel nicht in die Erde dringen, blieb
viele Jahrhunderte lang auf der Oberfläche liegen und
wurde durch religiösen Eifer oder Muthwillen zertrüm-
mert. So, aber auch nur so erklärt sich die enorme Masse
von Bruchstücken von Statuen, womit der ganze Berg
bedeckt ist.
Von grossen, schwer zerstörbaren, sculptirten Mar-
morblöcken, welche korinthischen Stil zeigen, finde ich
dagegen eine grosse Menge, und verursacht mir deren
Fortschaffung die allergrösste Mühe und vielen Zeit-
verlust. Da sich der im vorigen Jahre theilweise von
mir blossgelegte grosse Thurm in grosser Tiefe gerade
unter dem Tempel hinzieht und ich denselben auf jeden
Fall in seiner ganzen Ausdehnung blosszulegen wünsche,
so lasse ich nur die Reste der nördlichen und südlichen
Tempelmauern stehen und sonst alles wegbrechen, bis
auf ein im Heiligthum befindliches 8 Meter 43 Centi-
meter langes, 8 Meter breites Reservoir, welches aus
grossen, schön behauenen, ohne Cement oder Kalk zu-
sammengelegten Kalksteinen gebaut ist und dessen
Wände eine Dicke von 2 Meter 46 Centimeter haben.
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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/278>, abgerufen am 27.07.2024.
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