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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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sonnendarstellungen auf terracotten.
frau bezeichnet wird, ist ein bisjetzt leider noch nicht
erklärtes uraltes arisches religiöses Symbol; es ist uralt,
weil ich es jetzt hier in 7 bis 10 Meter Tiefe in den
Schuttschichten der Nachfolger der Trojaner finde, die
ein Alter von nahe 1200 Jahren vor Christo haben müssen.
Das dem phönizischen Buchstaben "Nun" so ähnliche
Zeichen fand ich in 8 Meter Tiefe sechzehnmal auf einer
jener runden Terracottas dargestellt; diese Zeichen
stehen nämlich in Gruppen von vier und bilden durch ihre
Stellung ein Kreuz um die Sonne, oder, falls meine jetzt
aufgestellte Vermuthung richtig ist, um die Nabe des
den Sonnenwagen vorstellenden Rades. Das Bild dieses
Stückes findet sich Tafel 4, No. 124. Ich finde das Symbol
des Blitzes auch in allen höhern Schichten bis zu 3
Meter unter der Oberfläche. In allen Schuttschichten
von 10 Meter bis 1/2 Meter Tiefe finde ich unzählige
mal auf den runden Terracottas die Sonne mit ihren
Strahlen, ganz so wie sie auf der bei der Ausgrabung
des Tempels von mir gefundenen Metope auf dem
Haupte des Sonnengottes dargestellt ist; noch viel
öfter aber im Kreise von drei, vier, fünf, sechs oder acht
doppelten, dreifachen oder vierfachen aufgehenden Sonnen
und am allermeisten im Centrum von vier dreifachen
aufgehenden Sonnen, die ein Kreuz um sie bilden;
Hunderte von malen finde ich auch die Sonne von
Sternen umgeben im Mittelpunkt eines doppelten oder
dreifachen Kreuzes, welches an jedem der vier Enden
einen grossen Punkt hat. Diese Punkte bezeichnen ver-
muthlich die vier Nägel, womit das Holzgerüst zur Berei-
tung des heiligen Feuers befestigt wurde. Es kommen
auch, obwol seltener, in 10 bis 7 Meter Tiefe fünf mystische

sonnendarstellungen auf terracotten.
frau bezeichnet wird, ist ein bisjetzt leider noch nicht
erklärtes uraltes arisches religiöses Symbol; es ist uralt,
weil ich es jetzt hier in 7 bis 10 Meter Tiefe in den
Schuttschichten der Nachfolger der Trojaner finde, die
ein Alter von nahe 1200 Jahren vor Christo haben müssen.
Das dem phönizischen Buchstaben „Nun“ so ähnliche
Zeichen fand ich in 8 Meter Tiefe sechzehnmal auf einer
jener runden Terracottas dargestellt; diese Zeichen
stehen nämlich in Gruppen von vier und bilden durch ihre
Stellung ein Kreuz um die Sonne, oder, falls meine jetzt
aufgestellte Vermuthung richtig ist, um die Nabe des
den Sonnenwagen vorstellenden Rades. Das Bild dieses
Stückes findet sich Tafel 4, No. 124. Ich finde das Symbol
des Blitzes auch in allen höhern Schichten bis zu 3
Meter unter der Oberfläche. In allen Schuttschichten
von 10 Meter bis ½ Meter Tiefe finde ich unzählige
mal auf den runden Terracottas die Sonne mit ihren
Strahlen, ganz so wie sie auf der bei der Ausgrabung
des Tempels von mir gefundenen Metope auf dem
Haupte des Sonnengottes dargestellt ist; noch viel
öfter aber im Kreise von drei, vier, fünf, sechs oder acht
doppelten, dreifachen oder vierfachen aufgehenden Sonnen
und am allermeisten im Centrum von vier dreifachen
aufgehenden Sonnen, die ein Kreuz um sie bilden;
Hunderte von malen finde ich auch die Sonne von
Sternen umgeben im Mittelpunkt eines doppelten oder
dreifachen Kreuzes, welches an jedem der vier Enden
einen grossen Punkt hat. Diese Punkte bezeichnen ver-
muthlich die vier Nägel, womit das Holzgerüst zur Berei-
tung des heiligen Feuers befestigt wurde. Es kommen
auch, obwol seltener, in 10 bis 7 Meter Tiefe fünf mystische

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[114/0180] sonnendarstellungen auf terracotten. frau bezeichnet wird, ist ein bisjetzt leider noch nicht erklärtes uraltes arisches religiöses Symbol; es ist uralt, weil ich es jetzt hier in 7 bis 10 Meter Tiefe in den Schuttschichten der Nachfolger der Trojaner finde, die ein Alter von nahe 1200 Jahren vor Christo haben müssen. Das dem phönizischen Buchstaben „Nun“ so ähnliche Zeichen fand ich in 8 Meter Tiefe sechzehnmal auf einer jener runden Terracottas dargestellt; diese Zeichen stehen nämlich in Gruppen von vier und bilden durch ihre Stellung ein Kreuz um die Sonne, oder, falls meine jetzt aufgestellte Vermuthung richtig ist, um die Nabe des den Sonnenwagen vorstellenden Rades. Das Bild dieses Stückes findet sich Tafel 4, No. 124. Ich finde das Symbol des Blitzes auch in allen höhern Schichten bis zu 3 Meter unter der Oberfläche. In allen Schuttschichten von 10 Meter bis ½ Meter Tiefe finde ich unzählige mal auf den runden Terracottas die Sonne mit ihren Strahlen, ganz so wie sie auf der bei der Ausgrabung des Tempels von mir gefundenen Metope auf dem Haupte des Sonnengottes dargestellt ist; noch viel öfter aber im Kreise von drei, vier, fünf, sechs oder acht doppelten, dreifachen oder vierfachen aufgehenden Sonnen und am allermeisten im Centrum von vier dreifachen aufgehenden Sonnen, die ein Kreuz um sie bilden; Hunderte von malen finde ich auch die Sonne von Sternen umgeben im Mittelpunkt eines doppelten oder dreifachen Kreuzes, welches an jedem der vier Enden einen grossen Punkt hat. Diese Punkte bezeichnen ver- muthlich die vier Nägel, womit das Holzgerüst zur Berei- tung des heiligen Feuers befestigt wurde. Es kommen auch, obwol seltener, in 10 bis 7 Meter Tiefe fünf mystische

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/180>, abgerufen am 25.11.2024.