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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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bollwerk aus der zeit des lysimachos.
Schuttes zu haben, gezwungen waren dieselbe in 5 Me-
ter Tiefe unter der Bergfläche anzufangen; wir geben
ihr aber eine Senkung von 14°, sodass sie schon in
ungefähr 75 Meter Länge den Urboden erreichen muss.
Auf dieser südlichen Plateforme hat Georgios Photidas
das Commando ganz allein, denn er zeigt sich als ein
sehr gewandter Ingenieur und arbeitet mittels seiner
geschickt angelegten Seitenterrassen mit grosser Schnel-
ligkeit vorwärts; er hat aber bisjetzt nur sehr leichte
Trümmer fortzuschaffen und ist noch nicht auf jenen
steinharten, zähen, feuchten Schutt gestossen, den ich
auf meiner Plateforme in 10 bis 16 Meter Tiefe finde.
Er hat heute ein herrliches, aus grossen schön behauenen
Muschelkalksteinen und ohne Cement oder Kalk gebau-
tes Bollwerk ans Licht gebracht, das mir aber nicht
älter zu sein scheint als die Zeit des Lysimachos. Es
ist uns zwar sehr im Wege, aber es ist zu schön und
ehrwürdig, als dass ich wagen könnte Hand daran zu
legen, und es soll erhalten bleiben. Man sieht es gleich
links auf Tafel 109.

Auf dieser Südseite ist die Schuttaufhäufung aus
griechischer Zeit viel bedeutender als an der Nordseite und
auf der Bergfläche, und bisjetzt findet Georgias Photidas
noch immer griechische Töpferarbeit und jene runden
Stücke Terracotta mit zwei Löchern an einem Ende,
welche in meinen bisherigen Ausgrabungen bereits in
2 Meter Tiefe ganz aufhörten. Die meisten dieser
runden Stücke haben den bereits früher erwähnten
Töpferstempel, welcher über einem Altar eine Fliege
oder Biene mit ausgebreiteten Flügeln darstellt.

Auch der Plateforme an der Nordseite habe ich, um

bollwerk aus der zeit des lysimachos.
Schuttes zu haben, gezwungen waren dieselbe in 5 Me-
ter Tiefe unter der Bergfläche anzufangen; wir geben
ihr aber eine Senkung von 14°, sodass sie schon in
ungefähr 75 Meter Länge den Urboden erreichen muss.
Auf dieser südlichen Plateforme hat Georgios Photidas
das Commando ganz allein, denn er zeigt sich als ein
sehr gewandter Ingenieur und arbeitet mittels seiner
geschickt angelegten Seitenterrassen mit grosser Schnel-
ligkeit vorwärts; er hat aber bisjetzt nur sehr leichte
Trümmer fortzuschaffen und ist noch nicht auf jenen
steinharten, zähen, feuchten Schutt gestossen, den ich
auf meiner Plateforme in 10 bis 16 Meter Tiefe finde.
Er hat heute ein herrliches, aus grossen schön behauenen
Muschelkalksteinen und ohne Cement oder Kalk gebau-
tes Bollwerk ans Licht gebracht, das mir aber nicht
älter zu sein scheint als die Zeit des Lysimachos. Es
ist uns zwar sehr im Wege, aber es ist zu schön und
ehrwürdig, als dass ich wagen könnte Hand daran zu
legen, und es soll erhalten bleiben. Man sieht es gleich
links auf Tafel 109.

Auf dieser Südseite ist die Schuttaufhäufung aus
griechischer Zeit viel bedeutender als an der Nordseite und
auf der Bergfläche, und bisjetzt findet Georgias Photidas
noch immer griechische Töpferarbeit und jene runden
Stücke Terracotta mit zwei Löchern an einem Ende,
welche in meinen bisherigen Ausgrabungen bereits in
2 Meter Tiefe ganz aufhörten. Die meisten dieser
runden Stücke haben den bereits früher erwähnten
Töpferstempel, welcher über einem Altar eine Fliege
oder Biene mit ausgebreiteten Flügeln darstellt.

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[82/0148] bollwerk aus der zeit des lysimachos. Schuttes zu haben, gezwungen waren dieselbe in 5 Me- ter Tiefe unter der Bergfläche anzufangen; wir geben ihr aber eine Senkung von 14°, sodass sie schon in ungefähr 75 Meter Länge den Urboden erreichen muss. Auf dieser südlichen Plateforme hat Georgios Photidas das Commando ganz allein, denn er zeigt sich als ein sehr gewandter Ingenieur und arbeitet mittels seiner geschickt angelegten Seitenterrassen mit grosser Schnel- ligkeit vorwärts; er hat aber bisjetzt nur sehr leichte Trümmer fortzuschaffen und ist noch nicht auf jenen steinharten, zähen, feuchten Schutt gestossen, den ich auf meiner Plateforme in 10 bis 16 Meter Tiefe finde. Er hat heute ein herrliches, aus grossen schön behauenen Muschelkalksteinen und ohne Cement oder Kalk gebau- tes Bollwerk ans Licht gebracht, das mir aber nicht älter zu sein scheint als die Zeit des Lysimachos. Es ist uns zwar sehr im Wege, aber es ist zu schön und ehrwürdig, als dass ich wagen könnte Hand daran zu legen, und es soll erhalten bleiben. Man sieht es gleich links auf Tafel 109. Auf dieser Südseite ist die Schuttaufhäufung aus griechischer Zeit viel bedeutender als an der Nordseite und auf der Bergfläche, und bisjetzt findet Georgias Photidas noch immer griechische Töpferarbeit und jene runden Stücke Terracotta mit zwei Löchern an einem Ende, welche in meinen bisherigen Ausgrabungen bereits in 2 Meter Tiefe ganz aufhörten. Die meisten dieser runden Stücke haben den bereits früher erwähnten Töpferstempel, welcher über einem Altar eine Fliege oder Biene mit ausgebreiteten Flügeln darstellt. Auch der Plateforme an der Nordseite habe ich, um

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/148>, abgerufen am 01.05.2024.