Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.masse des schuttes. Wetter unmöglich den ganzen Tag still sitzen würde.Sie hatten sich aber geirrt, denn ich schickte sofort meinen Aufseher in die übrigen umliegenden Dörfer, und es gelang mir, zum Entsetzen der 70 Renkoiten, die die ganze Nacht vor meiner Thür gewartet hatten, ohne sie für den nächsten Morgen 120 Arbeiter zusam- menzubringen. Mein energisches Verfahren hat nun endlich die Renkoiten, von deren Frechheit ich hier bei meinen vorjährigen Ausgrabungen so viel zu leiden hatte, aufs tiefste gedemüthigt und auch auf alle meine jetzigen Arbeiter einen segensreichen Einfluss gehabt, sodass es mir möglich geworden ist, nach dem Aufruhr nicht nur das Nichtrauchen streng einzuführen, sondern auch die Arbeitszeit täglich um eine Stunde zu verlän- gern; denn anstatt wie früher von 51/2 Uhr morgens bis 51/2 Uhr abends lasse ich jetzt stets von 5 Uhr morgens bis 6 Uhr abends arbeiten. Ich gebe aber, wie früher, um 9 Uhr morgens eine halbe und um 11/2 Uhr nach- mittags eine Stunde zum Essen und Rauchen. Nach genauer Berechnung des Ingenieurs Herrn Die Plateforme ist bereits 15 Meter in den Berg masse des schuttes. Wetter unmöglich den ganzen Tag still sitzen würde.Sie hatten sich aber geirrt, denn ich schickte sofort meinen Aufseher in die übrigen umliegenden Dörfer, und es gelang mir, zum Entsetzen der 70 Renkoïten, die die ganze Nacht vor meiner Thür gewartet hatten, ohne sie für den nächsten Morgen 120 Arbeiter zusam- menzubringen. Mein energisches Verfahren hat nun endlich die Renkoïten, von deren Frechheit ich hier bei meinen vorjährigen Ausgrabungen so viel zu leiden hatte, aufs tiefste gedemüthigt und auch auf alle meine jetzigen Arbeiter einen segensreichen Einfluss gehabt, sodass es mir möglich geworden ist, nach dem Aufruhr nicht nur das Nichtrauchen streng einzuführen, sondern auch die Arbeitszeit täglich um eine Stunde zu verlän- gern; denn anstatt wie früher von 5½ Uhr morgens bis 5½ Uhr abends lasse ich jetzt stets von 5 Uhr morgens bis 6 Uhr abends arbeiten. Ich gebe aber, wie früher, um 9 Uhr morgens eine halbe und um 1½ Uhr nach- mittags eine Stunde zum Essen und Rauchen. Nach genauer Berechnung des Ingenieurs Herrn Die Plateforme ist bereits 15 Meter in den Berg <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="60"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">masse des schuttes.</hi></fw><lb/> Wetter unmöglich den ganzen Tag still sitzen würde.<lb/> Sie hatten sich aber geirrt, denn ich schickte sofort<lb/> meinen Aufseher in die übrigen umliegenden Dörfer,<lb/> und es gelang mir, zum Entsetzen der 70 Renkoïten,<lb/> die die ganze Nacht vor meiner Thür gewartet hatten,<lb/> ohne sie für den nächsten Morgen 120 Arbeiter zusam-<lb/> menzubringen. Mein energisches Verfahren hat nun<lb/> endlich die Renkoïten, von deren Frechheit ich hier<lb/> bei meinen vorjährigen Ausgrabungen so viel zu leiden<lb/> hatte, aufs tiefste gedemüthigt und auch auf alle meine<lb/> jetzigen Arbeiter einen segensreichen Einfluss gehabt,<lb/> sodass es mir möglich geworden ist, nach dem Aufruhr<lb/> nicht nur das Nichtrauchen streng einzuführen, sondern<lb/> auch die Arbeitszeit täglich um eine Stunde zu verlän-<lb/> gern; denn anstatt wie früher von 5½ Uhr morgens bis<lb/> 5½ Uhr abends lasse ich jetzt stets von 5 Uhr morgens<lb/> bis 6 Uhr abends arbeiten. Ich gebe aber, wie früher,<lb/> um 9 Uhr morgens eine halbe und um 1½ Uhr nach-<lb/> mittags eine Stunde zum Essen und Rauchen.</p><lb/> <p>Nach genauer Berechnung des Ingenieurs Herrn<lb/> A. Laurent habe ich in den 17 Tagen, an welchen seit<lb/> dem 1. d. M. gearbeitet wurde, 8500 Kubikmeter Schutt<lb/> fortgeschafft; es kommen somit 500 Kubikmeter auf jeden<lb/> Tag und etwas über 4 Kubikmeter täglich auf jeden<lb/> Arbeiter.</p><lb/> <p>Die Plateforme ist bereits 15 Meter in den Berg<lb/> vorgerückt, aber zu meinem allergrössten Erstaunen habe<lb/> ich bisjetzt den Urboden noch nicht erreicht. Meine,<lb/> in meinem Bericht vom 24. November v. J. ausgespro-<lb/> chene Meinung, dass die Dicke des Berges an der Nord-<lb/> seite seit uralten Zeiten nicht zugenommen hat, fand ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0126]
masse des schuttes.
Wetter unmöglich den ganzen Tag still sitzen würde.
Sie hatten sich aber geirrt, denn ich schickte sofort
meinen Aufseher in die übrigen umliegenden Dörfer,
und es gelang mir, zum Entsetzen der 70 Renkoïten,
die die ganze Nacht vor meiner Thür gewartet hatten,
ohne sie für den nächsten Morgen 120 Arbeiter zusam-
menzubringen. Mein energisches Verfahren hat nun
endlich die Renkoïten, von deren Frechheit ich hier
bei meinen vorjährigen Ausgrabungen so viel zu leiden
hatte, aufs tiefste gedemüthigt und auch auf alle meine
jetzigen Arbeiter einen segensreichen Einfluss gehabt,
sodass es mir möglich geworden ist, nach dem Aufruhr
nicht nur das Nichtrauchen streng einzuführen, sondern
auch die Arbeitszeit täglich um eine Stunde zu verlän-
gern; denn anstatt wie früher von 5½ Uhr morgens bis
5½ Uhr abends lasse ich jetzt stets von 5 Uhr morgens
bis 6 Uhr abends arbeiten. Ich gebe aber, wie früher,
um 9 Uhr morgens eine halbe und um 1½ Uhr nach-
mittags eine Stunde zum Essen und Rauchen.
Nach genauer Berechnung des Ingenieurs Herrn
A. Laurent habe ich in den 17 Tagen, an welchen seit
dem 1. d. M. gearbeitet wurde, 8500 Kubikmeter Schutt
fortgeschafft; es kommen somit 500 Kubikmeter auf jeden
Tag und etwas über 4 Kubikmeter täglich auf jeden
Arbeiter.
Die Plateforme ist bereits 15 Meter in den Berg
vorgerückt, aber zu meinem allergrössten Erstaunen habe
ich bisjetzt den Urboden noch nicht erreicht. Meine,
in meinem Bericht vom 24. November v. J. ausgespro-
chene Meinung, dass die Dicke des Berges an der Nord-
seite seit uralten Zeiten nicht zugenommen hat, fand ich
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