Das vorliegende Werk ist eine Art von Tagebuch meiner Ausgrabungen in Troja, denn alle Aufsätze, woraus es besteht, sind, wie die Lebhaftigkeit der Schil- derungen es beweist, an Ort und Stelle, beim Fort- schreiten der Arbeiten, von mir niedergeschrieben.
Wenn meine Aufsätze hin und wieder Widersprüche enthalten, so hoffe ich, dass man mir diese zugute halten wird, wenn man berücksichtigt, dass ich hier eine neue Welt für die Archäologie aufgedeckt, dass man bisjetzt noch nie oder nur höchst wenige solcher Sachen gefun- den, wie ich sie zu Tausenden ans Licht gebracht, dass mir daher alles fremd und räthselhaft erschien, und ich somit oft Vermuthungen wagte, die ich bei reiflicher Ueberlegung wieder umwerfen musste, bis ich endlich zur gründlichen Einsicht gelangte und auf viele that- sächliche Beweise gegründete Schlüsse ziehen konnte.
Eine meiner grössten Schwierigkeiten ist es aber gewesen, die enorme Schuttaufhäufung in Troja mit der Chronologie in Einverständniss zu bringen, und ist mir dies trotz langem Forschen und Grübeln nur theilweise gelungen. Nach Herodot (VII, 43): "kam Xerxes bei seinem Zuge durch Troas vor seinem Einfall in Griechen-
EINLEITUNG.
Das vorliegende Werk ist eine Art von Tagebuch meiner Ausgrabungen in Troja, denn alle Aufsätze, woraus es besteht, sind, wie die Lebhaftigkeit der Schil- derungen es beweist, an Ort und Stelle, beim Fort- schreiten der Arbeiten, von mir niedergeschrieben.
Wenn meine Aufsätze hin und wieder Widersprüche enthalten, so hoffe ich, dass man mir diese zugute halten wird, wenn man berücksichtigt, dass ich hier eine neue Welt für die Archäologie aufgedeckt, dass man bisjetzt noch nie oder nur höchst wenige solcher Sachen gefun- den, wie ich sie zu Tausenden ans Licht gebracht, dass mir daher alles fremd und räthselhaft erschien, und ich somit oft Vermuthungen wagte, die ich bei reiflicher Ueberlegung wieder umwerfen musste, bis ich endlich zur gründlichen Einsicht gelangte und auf viele that- sächliche Beweise gegründete Schlüsse ziehen konnte.
Eine meiner grössten Schwierigkeiten ist es aber gewesen, die enorme Schuttaufhäufung in Troja mit der Chronologie in Einverständniss zu bringen, und ist mir dies trotz langem Forschen und Grübeln nur theilweise gelungen. Nach Herodot (VII, 43): „kam Xerxes bei seinem Zuge durch Troas vor seinem Einfall in Griechen-
<TEI><text><front><pbfacs="#f0011"n="[V]"/><divn="1"><head><hirendition="#g">EINLEITUNG</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Das vorliegende Werk ist eine Art von Tagebuch<lb/>
meiner Ausgrabungen in Troja, denn alle Aufsätze,<lb/>
woraus es besteht, sind, wie die Lebhaftigkeit der Schil-<lb/>
derungen es beweist, an Ort und Stelle, beim Fort-<lb/>
schreiten der Arbeiten, von mir niedergeschrieben.</p><lb/><p>Wenn meine Aufsätze hin und wieder Widersprüche<lb/>
enthalten, so hoffe ich, dass man mir diese zugute halten<lb/>
wird, wenn man berücksichtigt, dass ich hier eine neue<lb/>
Welt für die Archäologie aufgedeckt, dass man bisjetzt<lb/>
noch nie oder nur höchst wenige solcher Sachen gefun-<lb/>
den, wie ich sie zu Tausenden ans Licht gebracht, dass<lb/>
mir daher alles fremd und räthselhaft erschien, und ich<lb/>
somit oft Vermuthungen wagte, die ich bei reiflicher<lb/>
Ueberlegung wieder umwerfen musste, bis ich endlich<lb/>
zur gründlichen Einsicht gelangte und auf viele that-<lb/>
sächliche Beweise gegründete Schlüsse ziehen konnte.</p><lb/><p>Eine meiner grössten Schwierigkeiten ist es aber<lb/>
gewesen, die enorme Schuttaufhäufung in Troja mit der<lb/>
Chronologie in Einverständniss zu bringen, und ist mir<lb/>
dies trotz langem Forschen und Grübeln nur theilweise<lb/>
gelungen. Nach Herodot (VII, 43): „kam Xerxes bei<lb/>
seinem Zuge durch Troas vor seinem Einfall in Griechen-<lb/></p></div></front></text></TEI>
[[V]/0011]
EINLEITUNG.
Das vorliegende Werk ist eine Art von Tagebuch
meiner Ausgrabungen in Troja, denn alle Aufsätze,
woraus es besteht, sind, wie die Lebhaftigkeit der Schil-
derungen es beweist, an Ort und Stelle, beim Fort-
schreiten der Arbeiten, von mir niedergeschrieben.
Wenn meine Aufsätze hin und wieder Widersprüche
enthalten, so hoffe ich, dass man mir diese zugute halten
wird, wenn man berücksichtigt, dass ich hier eine neue
Welt für die Archäologie aufgedeckt, dass man bisjetzt
noch nie oder nur höchst wenige solcher Sachen gefun-
den, wie ich sie zu Tausenden ans Licht gebracht, dass
mir daher alles fremd und räthselhaft erschien, und ich
somit oft Vermuthungen wagte, die ich bei reiflicher
Ueberlegung wieder umwerfen musste, bis ich endlich
zur gründlichen Einsicht gelangte und auf viele that-
sächliche Beweise gegründete Schlüsse ziehen konnte.
Eine meiner grössten Schwierigkeiten ist es aber
gewesen, die enorme Schuttaufhäufung in Troja mit der
Chronologie in Einverständniss zu bringen, und ist mir
dies trotz langem Forschen und Grübeln nur theilweise
gelungen. Nach Herodot (VII, 43): „kam Xerxes bei
seinem Zuge durch Troas vor seinem Einfall in Griechen-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. [V]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/11>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.