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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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ter unter der jetzigen Oberfläche reichen, die nämlichen
Stücke Terracotta mit religiösen Symbolen.

Da ich bei jedem Gegenstand in den photographi-
schen Tafeln des Atlas genau die Tiefe vermerkt habe,
in welcher er gefunden worden ist, so kann man leicht
die von diesem Volke stammenden Sachen herausfinden.
Die Töpferwaaren dieser Nation haben Aehnlichkeit mit
denen der Trojaner, sind aber schlechter und gröber,
und es kommen viele neue Typen vor; fast alle Vasen
haben auch hier eine Röhre an jeder Seite zum Auf-
hängen mit Schnüren. Ich fand hier, in 5 Meter Tiefe,
das steinerne Stück einer Leier mit sechs Saiten, und
in 4 Meter Tiefe das schön verzierte elfenbeinene Stück
einer andern von sieben Saiten. Man findet beide
Stücke in den photographirten Tafeln des Atlas dar-
gestellt.

Die Architektur dieses Volks war, wie man aus den
vielen von mir aufgedeckten Hauswänden ersieht, durch-
gehends von kleinen mit Erde vereinigten Steinen; je-
doch sieht man auch auf zwei Stellen in den Tiefen
des Minervatempels eine Mauer von an der Sonne ge-
trockneten Ziegeln, die dieser Nation anzugehören schei-
nen. Die Häuser derselben waren kleiner, und in den-
selben war weniger Holz verwandt, als in denen der
Trojaner, denn obwol die aufeinanderruhenden Haus-
reste mehrfache grosse Convulsionen beurkunden, so
findet man hier doch viel weniger verkohlte Trümmer
als beim vorhergehenden Volke; ja diese Schuttschichten
haben meistentheils ein graues oder schwarzes Ansehen,
und sieht man in denselben Millionen kleiner Muschel-
schalen, Knochen, Fischgräten u. s. w. Merkwürdig ist

einleitung.
ter unter der jetzigen Oberfläche reichen, die nämlichen
Stücke Terracotta mit religiösen Symbolen.

Da ich bei jedem Gegenstand in den photographi-
schen Tafeln des Atlas genau die Tiefe vermerkt habe,
in welcher er gefunden worden ist, so kann man leicht
die von diesem Volke stammenden Sachen herausfinden.
Die Töpferwaaren dieser Nation haben Aehnlichkeit mit
denen der Trojaner, sind aber schlechter und gröber,
und es kommen viele neue Typen vor; fast alle Vasen
haben auch hier eine Röhre an jeder Seite zum Auf-
hängen mit Schnüren. Ich fand hier, in 5 Meter Tiefe,
das steinerne Stück einer Leier mit sechs Saiten, und
in 4 Meter Tiefe das schön verzierte elfenbeinene Stück
einer andern von sieben Saiten. Man findet beide
Stücke in den photographirten Tafeln des Atlas dar-
gestellt.

Die Architektur dieses Volks war, wie man aus den
vielen von mir aufgedeckten Hauswänden ersieht, durch-
gehends von kleinen mit Erde vereinigten Steinen; je-
doch sieht man auch auf zwei Stellen in den Tiefen
des Minervatempels eine Mauer von an der Sonne ge-
trockneten Ziegeln, die dieser Nation anzugehören schei-
nen. Die Häuser derselben waren kleiner, und in den-
selben war weniger Holz verwandt, als in denen der
Trojaner, denn obwol die aufeinanderruhenden Haus-
reste mehrfache grosse Convulsionen beurkunden, so
findet man hier doch viel weniger verkohlte Trümmer
als beim vorhergehenden Volke; ja diese Schuttschichten
haben meistentheils ein graues oder schwarzes Ansehen,
und sieht man in denselben Millionen kleiner Muschel-
schalen, Knochen, Fischgräten u. s. w. Merkwürdig ist

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[XXV/0031] einleitung. ter unter der jetzigen Oberfläche reichen, die nämlichen Stücke Terracotta mit religiösen Symbolen. Da ich bei jedem Gegenstand in den photographi- schen Tafeln des Atlas genau die Tiefe vermerkt habe, in welcher er gefunden worden ist, so kann man leicht die von diesem Volke stammenden Sachen herausfinden. Die Töpferwaaren dieser Nation haben Aehnlichkeit mit denen der Trojaner, sind aber schlechter und gröber, und es kommen viele neue Typen vor; fast alle Vasen haben auch hier eine Röhre an jeder Seite zum Auf- hängen mit Schnüren. Ich fand hier, in 5 Meter Tiefe, das steinerne Stück einer Leier mit sechs Saiten, und in 4 Meter Tiefe das schön verzierte elfenbeinene Stück einer andern von sieben Saiten. Man findet beide Stücke in den photographirten Tafeln des Atlas dar- gestellt. Die Architektur dieses Volks war, wie man aus den vielen von mir aufgedeckten Hauswänden ersieht, durch- gehends von kleinen mit Erde vereinigten Steinen; je- doch sieht man auch auf zwei Stellen in den Tiefen des Minervatempels eine Mauer von an der Sonne ge- trockneten Ziegeln, die dieser Nation anzugehören schei- nen. Die Häuser derselben waren kleiner, und in den- selben war weniger Holz verwandt, als in denen der Trojaner, denn obwol die aufeinanderruhenden Haus- reste mehrfache grosse Convulsionen beurkunden, so findet man hier doch viel weniger verkohlte Trümmer als beim vorhergehenden Volke; ja diese Schuttschichten haben meistentheils ein graues oder schwarzes Ansehen, und sieht man in denselben Millionen kleiner Muschel- schalen, Knochen, Fischgräten u. s. w. Merkwürdig ist

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XXV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/31>, abgerufen am 25.11.2024.