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Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838.

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der Übung. Die Kritik kann sich nur auf den Punkt stellen, zu
lehren, was zu thun sei wenn der Verdacht entstanden und an-
erkannt sei, und wie man dazu komme, die Differenz zu lösen.

Jezt können wir übersehen, wie die Aufgabe zu theilen sei
und wovon man ausgehen müsse, um bestimmt und sicher ver-
fahren zu können.

Von der Größe des Verdachtes müssen wir abstrahiren, denn
dieser ist zufällig. Sollen wir nun ausgehen von der Art, wie
der Fehler, der Irrthum entsteht, wovon der Verdacht ausgeht,
oder wie der Verdacht entsteht? Das leztere hängt aber wie ge-
sagt von dem ab, was außerhalb der Kritik liegt. Also müssen
wir ausgehen von der Art, wie der Irrthum, Fehler, entsteht.
Davon hängen die Regeln des Verfahrens ab. Da müssen wir
aber ausgehen von der ursprünglichen Voraussezung, womit alle
Operation der Kritik beginnt, nemlich, dem Verdacht oder der
Vermuthung, daß das Vorhandene mit der ursprünglichen That-
sache nicht übereinstimmt. Theilen wir nun das Geschäft, so
werden wir dem Obigen zufolge bestimmt sondern die Vermu-
thungen, welche auf einen mechanischen Fehler, und
die
, welche auf eine dazwischen getretene freie Hand-
lung, wodurch die Differenz zwischen der Thatsache
und Relation veranlaßt oder verursacht ist
, schließen
lassen
. Auf die Weise entsteht eine Analogie mit der Einthei-
lung in die niedere und höhere Kritik.

Die Aufgabe selbst besteht nun (dort wie hier) aus zwei
Momenten, dem Erkennen des Fehlers und der Wiederherstellung
des Ursprünglichen. Da aber die Erklärungsgründe in jenen bei-
den Haupttheilen verschieden sind, so muß jenes die Hauptein-
theilung bleiben.


der Übung. Die Kritik kann ſich nur auf den Punkt ſtellen, zu
lehren, was zu thun ſei wenn der Verdacht entſtanden und an-
erkannt ſei, und wie man dazu komme, die Differenz zu loͤſen.

Jezt koͤnnen wir uͤberſehen, wie die Aufgabe zu theilen ſei
und wovon man ausgehen muͤſſe, um beſtimmt und ſicher ver-
fahren zu koͤnnen.

Von der Groͤße des Verdachtes muͤſſen wir abſtrahiren, denn
dieſer iſt zufaͤllig. Sollen wir nun ausgehen von der Art, wie
der Fehler, der Irrthum entſteht, wovon der Verdacht ausgeht,
oder wie der Verdacht entſteht? Das leztere haͤngt aber wie ge-
ſagt von dem ab, was außerhalb der Kritik liegt. Alſo muͤſſen
wir ausgehen von der Art, wie der Irrthum, Fehler, entſteht.
Davon haͤngen die Regeln des Verfahrens ab. Da muͤſſen wir
aber ausgehen von der urſpruͤnglichen Vorausſezung, womit alle
Operation der Kritik beginnt, nemlich, dem Verdacht oder der
Vermuthung, daß das Vorhandene mit der urſpruͤnglichen That-
ſache nicht uͤbereinſtimmt. Theilen wir nun das Geſchaͤft, ſo
werden wir dem Obigen zufolge beſtimmt ſondern die Vermu-
thungen, welche auf einen mechaniſchen Fehler, und
die
, welche auf eine dazwiſchen getretene freie Hand-
lung, wodurch die Differenz zwiſchen der Thatſache
und Relation veranlaßt oder verurſacht iſt
, ſchließen
laſſen
. Auf die Weiſe entſteht eine Analogie mit der Einthei-
lung in die niedere und hoͤhere Kritik.

Die Aufgabe ſelbſt beſteht nun (dort wie hier) aus zwei
Momenten, dem Erkennen des Fehlers und der Wiederherſtellung
des Urſpruͤnglichen. Da aber die Erklaͤrungsgruͤnde in jenen bei-
den Haupttheilen verſchieden ſind, ſo muß jenes die Hauptein-
theilung bleiben.


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[283/0307] der Übung. Die Kritik kann ſich nur auf den Punkt ſtellen, zu lehren, was zu thun ſei wenn der Verdacht entſtanden und an- erkannt ſei, und wie man dazu komme, die Differenz zu loͤſen. Jezt koͤnnen wir uͤberſehen, wie die Aufgabe zu theilen ſei und wovon man ausgehen muͤſſe, um beſtimmt und ſicher ver- fahren zu koͤnnen. Von der Groͤße des Verdachtes muͤſſen wir abſtrahiren, denn dieſer iſt zufaͤllig. Sollen wir nun ausgehen von der Art, wie der Fehler, der Irrthum entſteht, wovon der Verdacht ausgeht, oder wie der Verdacht entſteht? Das leztere haͤngt aber wie ge- ſagt von dem ab, was außerhalb der Kritik liegt. Alſo muͤſſen wir ausgehen von der Art, wie der Irrthum, Fehler, entſteht. Davon haͤngen die Regeln des Verfahrens ab. Da muͤſſen wir aber ausgehen von der urſpruͤnglichen Vorausſezung, womit alle Operation der Kritik beginnt, nemlich, dem Verdacht oder der Vermuthung, daß das Vorhandene mit der urſpruͤnglichen That- ſache nicht uͤbereinſtimmt. Theilen wir nun das Geſchaͤft, ſo werden wir dem Obigen zufolge beſtimmt ſondern die Vermu- thungen, welche auf einen mechaniſchen Fehler, und die, welche auf eine dazwiſchen getretene freie Hand- lung, wodurch die Differenz zwiſchen der Thatſache und Relation veranlaßt oder verurſacht iſt, ſchließen laſſen. Auf die Weiſe entſteht eine Analogie mit der Einthei- lung in die niedere und hoͤhere Kritik. Die Aufgabe ſelbſt beſteht nun (dort wie hier) aus zwei Momenten, dem Erkennen des Fehlers und der Wiederherſtellung des Urſpruͤnglichen. Da aber die Erklaͤrungsgruͤnde in jenen bei- den Haupttheilen verſchieden ſind, ſo muß jenes die Hauptein- theilung bleiben.

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Zitationshilfe: Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiermacher_hermeneutik_1838/307>, abgerufen am 22.12.2024.