Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.wenn sie mehrere Generationen hindurch unter denselben Bedingungen trum minus, Ranunculus arvensis, Viola tricolor, Silene gallica und
inflata, Spergula arvensis, Medicago falcata, lupulina, tribuloides, Vicia villosa, sepium, grandiflora, angustifolia, Knautia hybrida, arven- sis, Scabiosa gramuntia, Cirsium arvense, Taraxacum officinale, Galeopsis ladanum, Agrostis stolonifera, vulgaris, Aira caespitosa, Festuca ovina, rubra, Bromus secalinus. -- Ja manche Arten mögen erst innerhalb der historischen Zeit aus solchen Spielarten entstanden seyn, so Thalic- trum minus und majus, Veronica praecox und triphyllos. Daß alle eigent- lichen Culturpflanzen aber in zahllosen Spielarten vorkommen, brauche ich wohl kaum noch zu erwähnen, da Erbsen, Kohl und Kartoffeln, der Obstbäume gar nicht zu gedenken, Jedem diese Wahrheit nahe genug legen. wenn ſie mehrere Generationen hindurch unter denſelben Bedingungen trum minus, Ranunculus arvensis, Viola tricolor, Silene gallica und
inflata, Spergula arvensis, Medicago falcata, lupulina, tribuloides, Vicia villosa, sepium, grandiflora, angustifolia, Knautia hybrida, arven- sis, Scabiosa gramuntia, Cirsium arvense, Taraxacum officinale, Galeopsis ladanum, Agrostis stolonifera, vulgaris, Aira caespitosa, Festuca ovina, rubra, Bromus secalinus. — Ja manche Arten mögen erſt innerhalb der hiſtoriſchen Zeit aus ſolchen Spielarten entſtanden ſeyn, ſo Thalic- trum minus und majus, Veronica praecox und triphyllos. Daß alle eigent- lichen Culturpflanzen aber in zahlloſen Spielarten vorkommen, brauche ich wohl kaum noch zu erwähnen, da Erbſen, Kohl und Kartoffeln, der Obſtbäume gar nicht zu gedenken, Jedem dieſe Wahrheit nahe genug legen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0285" n="269"/> wenn ſie mehrere Generationen hindurch unter denſelben Bedingungen<lb/> fortvegetiren, zuletzt in Unterarten, das heißt in Spielarten, die ſich<lb/> mit Sicherheit durch ihren Saamen fortpflanzen laſſen, übergehen, wie<lb/> das z. B. unſere Erbſenbeete, unſere Kohlpflanzungen, unſere Wei-<lb/> zenfelder beweiſen. Wie nun aber, wenn dieſelben Einflüſſe, die eine<lb/> Abänderung der urſprünglichen Form einer Pflanze hervorriefen, nicht<lb/> Jahrhunderte und Jahrtauſende, ſondern 10 und 100 Tauſend Jahre<lb/> in gleicher Weiſe zu wirken fortfahren, — wird nicht da zuletzt wie aus<lb/> der Spielart eine Unterart, ſo aus dieſer eine ſo feſtſtehende Pflan-<lb/> zenform werden, daß wir ſie als Art bezeichnen und bezeichnen müſſen?<lb/> Nun denn, iſt die erſte Zelle gegeben, ſo iſt dann mit dem Vorigen<lb/> auch der Weg bezeichnet, wie ſich ausgehend von Derſelben allmälig<lb/> der ganze Reichthum der Pflanzenwelt durch Bildung von Spielarten,<lb/> Unterarten und Arten und ſo fort von dieſen aufs Neue beginnend,<lb/> habe bilden können, — freilich in Zeiträumen, von denen wir keinen<lb/> Begriff haben, über die wir aber, wenn es ſonſt an Nichts fehlt, in<lb/> unſern Träumen nach Belieben verfügen dürfen; denn um es hier<lb/> noch zu erwähnen, alle neuern ausgezeichneten Geologen kommen im-<lb/> mer mehr und mehr zu der Anſicht, daß gar Vieles bei der Bildung<lb/> unſerer Erdveſte, was man früher heftigen, krampfhaften und plötz-<lb/> lichen Revolutionen zuſchrieb, vielmehr das Product langſam aber<lb/> durch ungeheure Zeiträume hindurch wirkender Thätigkeit geweſen<lb/> ſey. Der Niagarafall z. B. ergießt ſich in eine Schlucht, die in eine<lb/> Gebirgs-Terraſſe eingeſchniten iſt und <hi rendition="#g">Lyell</hi> hat nachgewieſen, daß<lb/><note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">trum minus, Ranunculus</hi> arvensis, <hi rendition="#g">Viola</hi> tricolor, <hi rendition="#g">Silene</hi> gallica</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">inflata, <hi rendition="#g">Spergula</hi> arvensis, <hi rendition="#g">Medicago</hi> falcata, lupulina, tribuloides,<lb/><hi rendition="#g">Vicia</hi> villosa, sepium, grandiflora, angustifolia, <hi rendition="#g">Knautia</hi> hybrida, arven-<lb/> sis, <hi rendition="#g">Scabiosa</hi> gramuntia, <hi rendition="#g">Cirsium</hi> arvense, <hi rendition="#g">Taraxacum</hi> officinale,<lb/><hi rendition="#g">Galeopsis</hi> ladanum, <hi rendition="#g">Agrostis</hi> stolonifera, vulgaris, <hi rendition="#g">Aira</hi> caespitosa,<lb/><hi rendition="#g">Festuca</hi> ovina, rubra, <hi rendition="#g">Bromus</hi> secalinus</hi>. — Ja manche Arten mögen erſt<lb/> innerhalb der hiſtoriſchen Zeit aus ſolchen Spielarten entſtanden ſeyn, ſo <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Thalic-<lb/> trum</hi> minus</hi> und <hi rendition="#aq">majus, <hi rendition="#g">Veronica</hi> praecox</hi> und <hi rendition="#aq">triphyllos</hi>. Daß alle eigent-<lb/> lichen Culturpflanzen aber in zahlloſen Spielarten vorkommen, brauche ich wohl<lb/> kaum noch zu erwähnen, da Erbſen, Kohl und Kartoffeln, der Obſtbäume gar nicht<lb/> zu gedenken, Jedem dieſe Wahrheit nahe genug legen.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [269/0285]
wenn ſie mehrere Generationen hindurch unter denſelben Bedingungen
fortvegetiren, zuletzt in Unterarten, das heißt in Spielarten, die ſich
mit Sicherheit durch ihren Saamen fortpflanzen laſſen, übergehen, wie
das z. B. unſere Erbſenbeete, unſere Kohlpflanzungen, unſere Wei-
zenfelder beweiſen. Wie nun aber, wenn dieſelben Einflüſſe, die eine
Abänderung der urſprünglichen Form einer Pflanze hervorriefen, nicht
Jahrhunderte und Jahrtauſende, ſondern 10 und 100 Tauſend Jahre
in gleicher Weiſe zu wirken fortfahren, — wird nicht da zuletzt wie aus
der Spielart eine Unterart, ſo aus dieſer eine ſo feſtſtehende Pflan-
zenform werden, daß wir ſie als Art bezeichnen und bezeichnen müſſen?
Nun denn, iſt die erſte Zelle gegeben, ſo iſt dann mit dem Vorigen
auch der Weg bezeichnet, wie ſich ausgehend von Derſelben allmälig
der ganze Reichthum der Pflanzenwelt durch Bildung von Spielarten,
Unterarten und Arten und ſo fort von dieſen aufs Neue beginnend,
habe bilden können, — freilich in Zeiträumen, von denen wir keinen
Begriff haben, über die wir aber, wenn es ſonſt an Nichts fehlt, in
unſern Träumen nach Belieben verfügen dürfen; denn um es hier
noch zu erwähnen, alle neuern ausgezeichneten Geologen kommen im-
mer mehr und mehr zu der Anſicht, daß gar Vieles bei der Bildung
unſerer Erdveſte, was man früher heftigen, krampfhaften und plötz-
lichen Revolutionen zuſchrieb, vielmehr das Product langſam aber
durch ungeheure Zeiträume hindurch wirkender Thätigkeit geweſen
ſey. Der Niagarafall z. B. ergießt ſich in eine Schlucht, die in eine
Gebirgs-Terraſſe eingeſchniten iſt und Lyell hat nachgewieſen, daß
**)
**) trum minus, Ranunculus arvensis, Viola tricolor, Silene gallica und
inflata, Spergula arvensis, Medicago falcata, lupulina, tribuloides,
Vicia villosa, sepium, grandiflora, angustifolia, Knautia hybrida, arven-
sis, Scabiosa gramuntia, Cirsium arvense, Taraxacum officinale,
Galeopsis ladanum, Agrostis stolonifera, vulgaris, Aira caespitosa,
Festuca ovina, rubra, Bromus secalinus. — Ja manche Arten mögen erſt
innerhalb der hiſtoriſchen Zeit aus ſolchen Spielarten entſtanden ſeyn, ſo Thalic-
trum minus und majus, Veronica praecox und triphyllos. Daß alle eigent-
lichen Culturpflanzen aber in zahlloſen Spielarten vorkommen, brauche ich wohl
kaum noch zu erwähnen, da Erbſen, Kohl und Kartoffeln, der Obſtbäume gar nicht
zu gedenken, Jedem dieſe Wahrheit nahe genug legen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/285 |
Zitationshilfe: | Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/285>, abgerufen am 27.07.2024. |