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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

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Salzen zugeführt werden. Es wird uns klar, wie der Peruaner auf
dem dürrsten Flugsande die üppigsten Maisernten erzielen kann,
wenn nur ein kleines Bächlein von den Schneegipfeln der Andes
ihm die nöthigen auflöslichen Erdsalze zuführt. Hunderte von ähn-
lichen Erscheinungen werden plötzlich durch diesen genialen Gedan-
ken Liebigs aufgeklärt, aber auch Hunderte von neuen Gedanken
fruchtbar für die Ausbildung und Verbesserung, für Vereinfachung
und Sicherung des Landbaus werden angeregt, welche die nächste
Folgezeit ausbeuten wird, und wir fangen an, es natürlich zu fin-
den, daß England, wo der Ackerbau auf einer nach dem bisherigen
Maßstabe so hohen Stufe steht, ihn, den Begründer einer rationel-
len Pflanzencultur im Gegensatz der bisherigen rein empirischen auf
eine Weise feiern und mit Festen und Ehrenbezeigungen aller Art
überhäufen konnte, wie es kaum einem Menschen und sicher nie ei-
nem Ausländer in England widerfahren ist.

Wenn wir die Aschen der Pflanzen untersuchen, finden wir
insbesondere folgende vier Bestandtheile, durch welche sie charakteri-
sirt sind: Leicht auflösliche alcalische Salze, Erden besonders Kalk-
und Talkerde, Phosphorsäure und Kieselsäure oder Kieselerde.
Bald herrscht eine, bald zwei von diesen Substanzen in der Asche
der Pflanzen vor.

Hiernach theilte Liebig die Culturgewächse ein in:

1) Alcalipflanzen, wozu Kartoffeln und Runkeln;
2) Kalkpflanzen, wozu Klee, Erbsen u. s. w.;
3) Kieselpflanzen, wozu die Gräser;
4) Phosphorpflanzen, wozu Roggen und Weizen gehören.

Aber außerdem enthalten die Pflanzen noch manche andere
Stoffe, deren Mengen und Bedeutung wir nur zur Zeit noch weni-
ger genau kennen. Bei fortschreitender Wissenschaft wird aber sicher
jene Liebig'sche Eintheilung noch eine viel ausführlichere Gestalt
annehmen.

Alle jene Stoffe finden sich nun zwar in den Gebirgsarten der
festen Erdrinde vor, aber fast alle in einem völlig unauflöslichen,

Salzen zugeführt werden. Es wird uns klar, wie der Peruaner auf
dem dürrſten Flugſande die üppigſten Maisernten erzielen kann,
wenn nur ein kleines Bächlein von den Schneegipfeln der Andes
ihm die nöthigen auflöslichen Erdſalze zuführt. Hunderte von ähn-
lichen Erſcheinungen werden plötzlich durch dieſen genialen Gedan-
ken Liebigs aufgeklärt, aber auch Hunderte von neuen Gedanken
fruchtbar für die Ausbildung und Verbeſſerung, für Vereinfachung
und Sicherung des Landbaus werden angeregt, welche die nächſte
Folgezeit ausbeuten wird, und wir fangen an, es natürlich zu fin-
den, daß England, wo der Ackerbau auf einer nach dem bisherigen
Maßſtabe ſo hohen Stufe ſteht, ihn, den Begründer einer rationel-
len Pflanzencultur im Gegenſatz der bisherigen rein empiriſchen auf
eine Weiſe feiern und mit Feſten und Ehrenbezeigungen aller Art
überhäufen konnte, wie es kaum einem Menſchen und ſicher nie ei-
nem Ausländer in England widerfahren iſt.

Wenn wir die Aſchen der Pflanzen unterſuchen, finden wir
insbeſondere folgende vier Beſtandtheile, durch welche ſie charakteri-
ſirt ſind: Leicht auflösliche alcaliſche Salze, Erden beſonders Kalk-
und Talkerde, Phosphorſäure und Kieſelſäure oder Kieſelerde.
Bald herrſcht eine, bald zwei von dieſen Subſtanzen in der Aſche
der Pflanzen vor.

Hiernach theilte Liebig die Culturgewächſe ein in:

1) Alcalipflanzen, wozu Kartoffeln und Runkeln;
2) Kalkpflanzen, wozu Klee, Erbſen u. ſ. w.;
3) Kieſelpflanzen, wozu die Gräſer;
4) Phosphorpflanzen, wozu Roggen und Weizen gehören.

Aber außerdem enthalten die Pflanzen noch manche andere
Stoffe, deren Mengen und Bedeutung wir nur zur Zeit noch weni-
ger genau kennen. Bei fortſchreitender Wiſſenſchaft wird aber ſicher
jene Liebig'ſche Eintheilung noch eine viel ausführlichere Geſtalt
annehmen.

Alle jene Stoffe finden ſich nun zwar in den Gebirgsarten der
feſten Erdrinde vor, aber faſt alle in einem völlig unauflöslichen,

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[162/0178] Salzen zugeführt werden. Es wird uns klar, wie der Peruaner auf dem dürrſten Flugſande die üppigſten Maisernten erzielen kann, wenn nur ein kleines Bächlein von den Schneegipfeln der Andes ihm die nöthigen auflöslichen Erdſalze zuführt. Hunderte von ähn- lichen Erſcheinungen werden plötzlich durch dieſen genialen Gedan- ken Liebigs aufgeklärt, aber auch Hunderte von neuen Gedanken fruchtbar für die Ausbildung und Verbeſſerung, für Vereinfachung und Sicherung des Landbaus werden angeregt, welche die nächſte Folgezeit ausbeuten wird, und wir fangen an, es natürlich zu fin- den, daß England, wo der Ackerbau auf einer nach dem bisherigen Maßſtabe ſo hohen Stufe ſteht, ihn, den Begründer einer rationel- len Pflanzencultur im Gegenſatz der bisherigen rein empiriſchen auf eine Weiſe feiern und mit Feſten und Ehrenbezeigungen aller Art überhäufen konnte, wie es kaum einem Menſchen und ſicher nie ei- nem Ausländer in England widerfahren iſt. Wenn wir die Aſchen der Pflanzen unterſuchen, finden wir insbeſondere folgende vier Beſtandtheile, durch welche ſie charakteri- ſirt ſind: Leicht auflösliche alcaliſche Salze, Erden beſonders Kalk- und Talkerde, Phosphorſäure und Kieſelſäure oder Kieſelerde. Bald herrſcht eine, bald zwei von dieſen Subſtanzen in der Aſche der Pflanzen vor. Hiernach theilte Liebig die Culturgewächſe ein in: 1) Alcalipflanzen, wozu Kartoffeln und Runkeln; 2) Kalkpflanzen, wozu Klee, Erbſen u. ſ. w.; 3) Kieſelpflanzen, wozu die Gräſer; 4) Phosphorpflanzen, wozu Roggen und Weizen gehören. Aber außerdem enthalten die Pflanzen noch manche andere Stoffe, deren Mengen und Bedeutung wir nur zur Zeit noch weni- ger genau kennen. Bei fortſchreitender Wiſſenſchaft wird aber ſicher jene Liebig'ſche Eintheilung noch eine viel ausführlichere Geſtalt annehmen. Alle jene Stoffe finden ſich nun zwar in den Gebirgsarten der feſten Erdrinde vor, aber faſt alle in einem völlig unauflöslichen,

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/178>, abgerufen am 28.11.2024.