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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Genit. plur. Urspr., Altind.
welches = urspr. -au-s, altind. -os wäre) weist mit bestimtheit§. 252.
auf ein älteres *sunav-is, grundf. sunav-as hin, auß welchem
nach den gotischen lautgesetzen sunaus werden muß; 9. (die
masc., z. b. gastis, schlagen in die analogie von 10 um) fem.
mahtai-s, das ai-s (es steht nicht ei-s, welches urspr. -ai-s, alt-
ind. -es wäre) weist auf *mahtaj-is, grundf. maghtaj-as hin;
10. vulfi-s, dagi-s, vgl. altsächsisch daga-s, wol auß der grundf.
-asja, mit verlust des ja; daß die endung is nicht auß älterer
sprachperiode rürt, beweist das bleiben des i in der nun auß
lautenden silbe; femin. gibo-s.

Genitivus plur. Der genitivus pluralis endigt sich auf§. 253.
-am und -sam, lezteres ist jedoch fast nur in der pronominalen
declination erhalten. Es scheint, daß -am auß -sam entstan-
den ist, wie im nomin. plur. -as auß -sas; vak-am also auß
*vak-sam, wie nomin. plur. vak-as auß *vak-sas. Warschein-
lich ist sam die volle (oder villeicht die gedente) form des ur-
sprünglichen genitivsuffixes und das pluralzeichen ist verloren.
Nach diser vermutung wäre also gen. pl. -sam auß *sam-s,
oder *sam-s entstanden; vgl. den dat. dual. -bhjam auß *-bhjam-s,
neben dem dat. plur. -bhjas auß *-bhjam-s; wie neben dem
casussuffixe -bhi ein -bhj-am erscheint, so neben -s, -as ein
-s-am. An dises sam muß nun früher das plural-s sich ange-
schloßen haben, wie an jenes bhjam.

Indog. urspr. 1. vak-am auß älterem *vak-sams und so
bei allen übrigen; 2. manas am; 3. gnaman-am; 4. bharant-am,
vividvant-am;
5. bhratar-am, matar-am; 6. nav-am; 7. bhruv-am;
8. sunuv-am; 9. patij-am; 10. masc. akvam, neutr. jugam, fem.
akvam mit zusammenziehung des stammaußlautes mit dem an-
laute des casussuffixes. Auf dise grundformen leiten die formen
aller indogermanischen sprachen hin, obwol man (nach der pro-
nominalen declination) geneigt wäre der indog. ursprache ge-
nitive plur. wie *akva-sams zu zu sprechen.

Altindisch. -am tritt bei veränderlichen stämmen an die
kürzeste stamform. Vocalische stämme erweitern den stamm
durch n, vor welchem sie den stammaußlaut denen; das ar der
stämme auf ar wird zu r geschwächt und diß r nun als vocal

Genit. plur. Urspr., Altind.
welches = urspr. -au-s, altind. -ôs wäre) weist mit bestimtheit§. 252.
auf ein älteres *sunav-is, grundf. sunav-as hin, auß welchem
nach den gotischen lautgesetzen sunaus wérden muß; 9. (die
masc., z. b. gastis, schlagen in die analogie von 10 um) fem.
mahtai-s, das ai-s (es steht nicht ei-s, welches urspr. -ai-s, alt-
ind. -ês wäre) weist auf *mahtaj-is, grundf. maghtaj-as hin;
10. vulfi-s, dagi-s, vgl. altsächsisch daga-s, wol auß der grundf.
-asja, mit verlust des ja; daß die endung is nicht auß älterer
sprachperiode rürt, beweist das bleiben des i in der nun auß
lautenden silbe; femin. gibô-s.

Genitivus plur. Der genitivus pluralis endigt sich auf§. 253.
-âm und -sâm, lezteres ist jedoch fast nur in der pronominalen
declination erhalten. Es scheint, daß -âm auß -sâm entstan-
den ist, wie im nomin. plur. -as auß -sas; vâk-âm also auß
*vâk-sâm, wie nomin. plur. vâk-as auß *vâk-sas. Warschein-
lich ist sâm die volle (oder villeicht die gedente) form des ur-
sprünglichen genitivsuffixes und das pluralzeichen ist verloren.
Nach diser vermutung wäre also gen. pl. -sâm auß *sâm-s,
oder *sam-s entstanden; vgl. den dat. dual. -bhjâm auß *-bhjâm-s,
neben dem dat. plur. -bhjas auß *-bhjam-s; wie neben dem
casussuffixe -bhi ein -bhj-am erscheint, so neben -s, -as ein
-s-am. An dises sam muß nun früher das plural-s sich ange-
schloßen haben, wie an jenes bhjam.

Indog. urspr. 1. vâk-âm auß älterem *vâk-sâms und so
bei allen übrigen; 2. manas âm; 3. gnâman-âm; 4. bharant-âm,
vividvant-âm;
5. bhrâtar-âm, mâtar-âm; 6. nâv-âm; 7. bhruv-âm;
8. sunuv-âm; 9. patij-âm; 10. masc. akvâm, neutr. jugâm, fem.
akvâm mit zusammenziehung des stammaußlautes mit dem an-
laute des casussuffixes. Auf dise grundformen leiten die formen
aller indogermanischen sprachen hin, obwol man (nach der pro-
nominalen declination) geneigt wäre der indog. ursprache ge-
nitive plur. wie *akva-sâms zu zu sprechen.

Altindisch. -âm tritt bei veränderlichen stämmen an die
kürzeste stamform. Vocalische stämme erweitern den stamm
durch n, vor welchem sie den stammaußlaut denen; das ar der
stämme auf ar wird zu r geschwächt und diß r nun als vocal

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[455/0181] Genit. plur. Urspr., Altind. welches = urspr. -au-s, altind. -ôs wäre) weist mit bestimtheit auf ein älteres *sunav-is, grundf. sunav-as hin, auß welchem nach den gotischen lautgesetzen sunaus wérden muß; 9. (die masc., z. b. gastis, schlagen in die analogie von 10 um) fem. mahtai-s, das ai-s (es steht nicht ei-s, welches urspr. -ai-s, alt- ind. -ês wäre) weist auf *mahtaj-is, grundf. maghtaj-as hin; 10. vulfi-s, dagi-s, vgl. altsächsisch daga-s, wol auß der grundf. -asja, mit verlust des ja; daß die endung is nicht auß älterer sprachperiode rürt, beweist das bleiben des i in der nun auß lautenden silbe; femin. gibô-s. §. 252. Genitivus plur. Der genitivus pluralis endigt sich auf -âm und -sâm, lezteres ist jedoch fast nur in der pronominalen declination erhalten. Es scheint, daß -âm auß -sâm entstan- den ist, wie im nomin. plur. -as auß -sas; vâk-âm also auß *vâk-sâm, wie nomin. plur. vâk-as auß *vâk-sas. Warschein- lich ist sâm die volle (oder villeicht die gedente) form des ur- sprünglichen genitivsuffixes und das pluralzeichen ist verloren. Nach diser vermutung wäre also gen. pl. -sâm auß *sâm-s, oder *sam-s entstanden; vgl. den dat. dual. -bhjâm auß *-bhjâm-s, neben dem dat. plur. -bhjas auß *-bhjam-s; wie neben dem casussuffixe -bhi ein -bhj-am erscheint, so neben -s, -as ein -s-am. An dises sam muß nun früher das plural-s sich ange- schloßen haben, wie an jenes bhjam. §. 253. Indog. urspr. 1. vâk-âm auß älterem *vâk-sâms und so bei allen übrigen; 2. manas âm; 3. gnâman-âm; 4. bharant-âm, vividvant-âm; 5. bhrâtar-âm, mâtar-âm; 6. nâv-âm; 7. bhruv-âm; 8. sunuv-âm; 9. patij-âm; 10. masc. akvâm, neutr. jugâm, fem. akvâm mit zusammenziehung des stammaußlautes mit dem an- laute des casussuffixes. Auf dise grundformen leiten die formen aller indogermanischen sprachen hin, obwol man (nach der pro- nominalen declination) geneigt wäre der indog. ursprache ge- nitive plur. wie *akva-sâms zu zu sprechen. Altindisch. -âm tritt bei veränderlichen stämmen an die kürzeste stamform. Vocalische stämme erweitern den stamm durch n, vor welchem sie den stammaußlaut denen; das ar der stämme auf ar wird zu r geschwächt und diß r nun als vocal

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/181>, abgerufen am 03.05.2024.