Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite

Suffix -ana. Got. (infin.). Suff. -dhi. Altind. (-dhjai).
ursprünglichen primären suffixe -ana. Änlicher suffixa, in welchen§. 230.
n hauptelement ist, hat das slawische merere in häufigem ge-
brauche, genau entsprechendes ist jedoch selten.

Litauisch. Hierher gehören weibl. abstracta wie dargana
(tempestas pluvia), wurz. derg, darg (derg-ti pluviosum esse);
dov-ana (donum), wurz. du d. i. dau (du-ti dare), also mit
steigerung des wurzelvocals; alkana (esuriens, adj.; nom. sg.
msc. alkana-s, fem. alkana), wurz. alk (alk-ti esurire). Auch
hier finden sich mer dem -ana änliche, als dem selben völlig
entsprechende suffixa.

Gotisch. Der infinitiv des gotischen (und des deut-
schen überhaupt) hat casusendung samt stammaußlaut verloren;
(änliche starke verkürzung erlitten die griechischen infinitive
auf -men für -menai; -ein, dor. -en für -enai). Er wird gebildet
durch das suffix -ana, das an den praesensstamm so an tritt, daß
dessen außlaut a zugleich als anlaut des suffixes gilt, z. b.
bairan (ferre), stamm urspr. bharana, kann accus. und nomin.
bharana-m, locativ bharanai, dativ bharanai sein, praesensstamm
bhara, got. baira, wurz. bhar, got. bar (ferre); itan, grundf.
adana, praesensstamm ada, got. ita, wurz. ad, got. at (edere);
sitan, grundf. sadana, praesensstamm sada, got. sita, wurz. sad,
got. sat (sedere); biugan, grundf. bhaugana, praesensstamm
bhauga, got. biuga, wurz. bhug, got. bug (flectere); steigan,
grundf. staighana, praesensstamm staigha, got. steiga, wurz.
stigh, got. stig (ascendere) u. s. f. Eben so bei den ab gelei-
teten verben, z. b. satjan, grundform sadajana, (vgl. §. 209),
verbalstamm satja, grundform sadaja; laigon grundf. raighajana
(s. 303), verbalstamm laigo, grundf. raighaja, wurz. lig, urspr.
righ (lambere) u. s. f.

In thiudana (rex) ist das suffix wol na und secundär; das
wort scheint ab geleitet von thiuda (populus) und gehört also
nicht hierher.

Suffix -dhi.

Nur im arischen und warscheinlich im grie-§. 231.
chischen nachweisbar; es ist daher zweifelhaft, ob es der in-
dogermanischen ursprache bereits zu zu schreiben sei.

Altindisch. Nur in der ältesten sprachepoche (Veda) tritt

Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 25

Suffix -ana. Got. (infin.). Suff. -dhi. Altind. (-dhjâi).
ursprünglichen primären suffixe -ana. Änlicher suffixa, in welchen§. 230.
n hauptelement ist, hat das slawische merere in häufigem ge-
brauche, genau entsprechendes ist jedoch selten.

Litauisch. Hierher gehören weibl. abstracta wie darganà
(tempestas pluvia), wurz. derg, darg (dèrg-ti pluviosum esse);
dôv-anà (donum), wurz. d. i. dau (dů́-ti dare), also mit
steigerung des wurzelvocals; álkana (esuriens, adj.; nom. sg.
msc. álkana-s, fem. alkanà), wurz. àlk (álk-ti esurire). Auch
hier finden sich mer dem -ana änliche, als dem selben völlig
entsprechende suffixa.

Gotisch. Der infinitiv des gotischen (und des deut-
schen überhaupt) hat casusendung samt stammaußlaut verloren;
(änliche starke verkürzung erlitten die griechischen infinitive
auf -μεν für -μεναι; -ειν, dor. -εν für -εναι). Er wird gebildet
durch das suffix -ana, das an den praesensstamm so an tritt, daß
dessen außlaut a zugleich als anlaut des suffixes gilt, z. b.
baíran (ferre), stamm urspr. bharana, kann accus. und nomin.
bharana-m, locativ bharanai, dativ bharanâi sein, praesensstamm
bhara, got. baíra, wurz. bhar, got. bar (ferre); itan, grundf.
adana, praesensstamm ada, got. ita, wurz. ad, got. at (edere);
sitan, grundf. sadana, praesensstamm sada, got. sita, wurz. sad,
got. sat (sedere); biugan, grundf. bhaugana, praesensstamm
bhauga, got. biuga, wurz. bhug, got. bug (flectere); steigan,
grundf. staighana, praesensstamm staigha, got. steiga, wurz.
stigh, got. stig (ascendere) u. s. f. Eben so bei den ab gelei-
teten verben, z. b. satjan, grundform sâdajana, (vgl. §. 209),
verbalstamm satja, grundform sâdaja; laigôn grundf. râighajana
(s. 303), verbalstamm laigô, grundf. râighaja, wurz. lig, urspr.
righ (lambere) u. s. f.

In thiudana (rex) ist das suffix wol na und secundär; das
wort scheint ab geleitet von thiuda (populus) und gehört also
nicht hierher.

Suffix -dhi.

Nur im arischen und warscheinlich im grie-§. 231.
chischen nachweisbar; es ist daher zweifelhaft, ob es der in-
dogermanischen ursprache bereits zu zu schreiben sei.

Altindisch. Nur in der ältesten sprachepoche (Vêda) tritt

Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 25
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0107" n="381"/><fw place="top" type="header">Suffix <hi rendition="#i">-ana</hi>. Got. (infin.). Suff. <hi rendition="#i">-dhi</hi>. Altind. <hi rendition="#i">(-dhjâi)</hi>.</fw><lb/>
ursprünglichen primären suffixe <hi rendition="#i">-ana</hi>. Änlicher suffixa, in welchen<note place="right">§. 230.</note><lb/><hi rendition="#i">n</hi> hauptelement ist, hat das slawische merere in häufigem ge-<lb/>
brauche, genau entsprechendes ist jedoch selten.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Litauisch</hi>. Hierher gehören weibl. abstracta wie <hi rendition="#i">darganà</hi><lb/>
(tempestas pluvia), wurz. <hi rendition="#i">derg, darg (dèrg-ti</hi> pluviosum esse);<lb/><hi rendition="#i">dôv-anà</hi> (donum), wurz. <hi rendition="#i">d&#x016F;</hi> d. i. <hi rendition="#i">dau (d&#x016F;&#x0301;-ti</hi> dare), also mit<lb/>
steigerung des wurzelvocals; <hi rendition="#i">álkana</hi> (esuriens, adj.; nom. sg.<lb/>
msc. <hi rendition="#i">álkana-s,</hi> fem. <hi rendition="#i">alkanà),</hi> wurz. <hi rendition="#i">àlk (álk-ti</hi> esurire). Auch<lb/>
hier finden sich mer dem <hi rendition="#i">-ana</hi> änliche, als dem selben völlig<lb/>
entsprechende suffixa.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Gotisch</hi>. Der <hi rendition="#g">infinitiv</hi> des gotischen (und des deut-<lb/>
schen überhaupt) hat casusendung samt stammaußlaut verloren;<lb/>
(änliche starke verkürzung erlitten die griechischen infinitive<lb/>
auf <hi rendition="#i">-&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;</hi> für <hi rendition="#i">-&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;; -&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;,</hi> dor. <hi rendition="#i">-&#x03B5;&#x03BD;</hi> für <hi rendition="#i">-&#x03B5;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;)</hi>. Er wird gebildet<lb/>
durch das suffix <hi rendition="#i">-ana,</hi> das an den praesensstamm so an tritt, daß<lb/>
dessen außlaut <hi rendition="#i">a</hi> zugleich als anlaut des suffixes gilt, z. b.<lb/><hi rendition="#i">baíran</hi> (ferre), stamm urspr. <hi rendition="#i">bharana,</hi> kann accus. und nomin.<lb/><hi rendition="#i">bharana-m,</hi> locativ <hi rendition="#i">bharanai,</hi> dativ <hi rendition="#i">bharanâi</hi> sein, praesensstamm<lb/><hi rendition="#i">bhara,</hi> got. <hi rendition="#i">baíra,</hi> wurz. <hi rendition="#i">bhar,</hi> got. <hi rendition="#i">bar</hi> (ferre); <hi rendition="#i">itan,</hi> grundf.<lb/><hi rendition="#i">adana,</hi> praesensstamm <hi rendition="#i">ada,</hi> got. <hi rendition="#i">ita,</hi> wurz. <hi rendition="#i">ad,</hi> got. <hi rendition="#i">at</hi> (edere);<lb/><hi rendition="#i">sitan,</hi> grundf. <hi rendition="#i">sadana,</hi> praesensstamm <hi rendition="#i">sada,</hi> got. <hi rendition="#i">sita,</hi> wurz. <hi rendition="#i">sad,</hi><lb/>
got. <hi rendition="#i">sat</hi> (sedere); <hi rendition="#i">biugan,</hi> grundf. <hi rendition="#i">bhaugana,</hi> praesensstamm<lb/><hi rendition="#i">bhauga,</hi> got. <hi rendition="#i">biuga,</hi> wurz. <hi rendition="#i">bhug,</hi> got. <hi rendition="#i">bug</hi> (flectere); <hi rendition="#i">steigan,</hi><lb/>
grundf. <hi rendition="#i">staighana,</hi> praesensstamm <hi rendition="#i">staigha,</hi> got. <hi rendition="#i">steiga,</hi> wurz.<lb/><hi rendition="#i">stigh,</hi> got. <hi rendition="#i">stig</hi> (ascendere) u. s. f. Eben so bei den ab gelei-<lb/>
teten verben, z. b. <hi rendition="#i">satjan,</hi> grundform <hi rendition="#i">sâdajana,</hi> (vgl. §. 209),<lb/>
verbalstamm <hi rendition="#i">satja,</hi> grundform <hi rendition="#i">sâdaja; laigôn</hi> grundf. <hi rendition="#i">râighajana</hi><lb/>
(s. 303), verbalstamm <hi rendition="#i">laigô,</hi> grundf. <hi rendition="#i">râighaja,</hi> wurz. <hi rendition="#i">lig,</hi> urspr.<lb/><hi rendition="#i">righ</hi> (lambere) u. s. f.</p><lb/>
              <p>In <hi rendition="#i">thiudana</hi> (rex) ist das suffix wol <hi rendition="#i">na</hi> und secundär; das<lb/>
wort scheint ab geleitet von <hi rendition="#i">thiuda</hi> (populus) und gehört also<lb/>
nicht hierher.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#g">Suffix <hi rendition="#i">-dhi</hi></hi>.</head>
                <p>Nur im arischen und warscheinlich im grie-<note place="right">§. 231.</note><lb/>
chischen nachweisbar; es ist daher zweifelhaft, ob es der in-<lb/>
dogermanischen ursprache bereits zu zu schreiben sei.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Altindisch</hi>. Nur in der ältesten sprachepoche (Vêda) tritt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Schleicher</hi>, vergl. gramm. d. indog. spr. 25</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0107] Suffix -ana. Got. (infin.). Suff. -dhi. Altind. (-dhjâi). ursprünglichen primären suffixe -ana. Änlicher suffixa, in welchen n hauptelement ist, hat das slawische merere in häufigem ge- brauche, genau entsprechendes ist jedoch selten. §. 230. Litauisch. Hierher gehören weibl. abstracta wie darganà (tempestas pluvia), wurz. derg, darg (dèrg-ti pluviosum esse); dôv-anà (donum), wurz. dů d. i. dau (dů́-ti dare), also mit steigerung des wurzelvocals; álkana (esuriens, adj.; nom. sg. msc. álkana-s, fem. alkanà), wurz. àlk (álk-ti esurire). Auch hier finden sich mer dem -ana änliche, als dem selben völlig entsprechende suffixa. Gotisch. Der infinitiv des gotischen (und des deut- schen überhaupt) hat casusendung samt stammaußlaut verloren; (änliche starke verkürzung erlitten die griechischen infinitive auf -μεν für -μεναι; -ειν, dor. -εν für -εναι). Er wird gebildet durch das suffix -ana, das an den praesensstamm so an tritt, daß dessen außlaut a zugleich als anlaut des suffixes gilt, z. b. baíran (ferre), stamm urspr. bharana, kann accus. und nomin. bharana-m, locativ bharanai, dativ bharanâi sein, praesensstamm bhara, got. baíra, wurz. bhar, got. bar (ferre); itan, grundf. adana, praesensstamm ada, got. ita, wurz. ad, got. at (edere); sitan, grundf. sadana, praesensstamm sada, got. sita, wurz. sad, got. sat (sedere); biugan, grundf. bhaugana, praesensstamm bhauga, got. biuga, wurz. bhug, got. bug (flectere); steigan, grundf. staighana, praesensstamm staigha, got. steiga, wurz. stigh, got. stig (ascendere) u. s. f. Eben so bei den ab gelei- teten verben, z. b. satjan, grundform sâdajana, (vgl. §. 209), verbalstamm satja, grundform sâdaja; laigôn grundf. râighajana (s. 303), verbalstamm laigô, grundf. râighaja, wurz. lig, urspr. righ (lambere) u. s. f. In thiudana (rex) ist das suffix wol na und secundär; das wort scheint ab geleitet von thiuda (populus) und gehört also nicht hierher. Suffix -dhi.Nur im arischen und warscheinlich im grie- chischen nachweisbar; es ist daher zweifelhaft, ob es der in- dogermanischen ursprache bereits zu zu schreiben sei. §. 231. Altindisch. Nur in der ältesten sprachepoche (Vêda) tritt Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 25

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/107
Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/107>, abgerufen am 22.11.2024.