Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.Gotisch. Vocalische lautgesetze. (imitari), leis-a (orbita); leih-ts (levis) ist mit alind. lagh-us,e-lakh-us gleicher wurzel; ahd. mein-jan (opinari) = slaw. men- iti ist von wurzel man (cogitare) gebildet u. a. Vocalische lautgesetze.§. 110. Hiatus und verwantes. 1. Der hiatus wird teils geduldet, so z. b. in zusammen- 2. Es wechselt u und i mit v und j, z. b. kniu (genu) ju wechselt mit iv in sunju-s nom. plur. von sunus (filius) vi wechselt mit uj in tauj-an (facere) perf. tavi-da, strauj-an ei wechselt mit ij, z. b. frija nom. sing. fem. vom stamme In fällen wie nom. sg. taui (neutr. opus, factum) gen. tojis 3. Die entfernung des hiatus durch außstoß eines vocals Einfluß von consonanten auf vocale. 1. au und ai stehen für u und i vor r und h regelmäßig Gotisch. Vocalische lautgesetze. (imitari), leis-a (orbita); leih-ts (levis) ist mit alind. lagh-ús,ἐ-λαχ-ύς gleicher wurzel; ahd. mein-jan (opinari) = slaw. měn- iti ist von wurzel man (cogitare) gebildet u. a. Vocalische lautgesetze.§. 110. Hiatus und verwantes. 1. Der hiatus wird teils geduldet, so z. b. in zusammen- 2. Es wechselt u und i mit v und j, z. b. kniu (genu) ju wechselt mit iv in sunju-s nom. plur. von sunus (filius) vi wechselt mit uj in tauj-an (facere) perf. tavi-da, strauj-an ei wechselt mit ij, z. b. frija nom. sing. fem. vom stamme In fällen wie nom. sg. tauï (neutr. opus, factum) gen. tôjis 3. Die entfernung des hiatus durch außstoß eines vocals Einfluß von consonanten auf vocale. 1. aú und aí stehen für u und i vor r und h regelmäßig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0144" n="130"/><fw place="top" type="header">Gotisch. Vocalische lautgesetze.</fw><lb/> (imitari)<hi rendition="#i">, leis-a</hi> (orbita); <hi rendition="#i">leih-ts</hi> (levis) ist mit alind. <hi rendition="#i">lagh-ús</hi>,<lb/><hi rendition="#i">ἐ-λαχ-ύς</hi> gleicher wurzel; ahd. <hi rendition="#i">mein-jan</hi> (opinari) = slaw. <hi rendition="#i">měn-<lb/> iti</hi> ist von wurzel <hi rendition="#i">man</hi> (cogitare) gebildet u. a.</p> </div> </div><lb/> <div n="5"> <head>Vocalische lautgesetze.</head> <note place="left">§. 110.</note><lb/> <div n="6"> <head><hi rendition="#g">Hiatus und verwantes</hi>.</head><lb/> <p>1. Der hiatus wird teils geduldet, so z. b. in zusammen-<lb/> setzungen, wie <hi rendition="#i">ga-ïbnjan</hi> (coaequare), <hi rendition="#i">ga-arman</hi> (commisereri),<lb/> aber auch im innern des wortes, z. b. <hi rendition="#i">sauïl</hi> (sol), <hi rendition="#i">saisôum</hi> (1.<lb/> plur. perf. zu wurz. <hi rendition="#i">sa</hi>, serere); <hi rendition="#i">saia</hi> (1. plur. praes. sero) ist<lb/> sogar auß *<hi rendition="#i">sa-ja</hi> grundf. <hi rendition="#i">sa-jâmi</hi> entstanden u. s. f.</p><lb/> <p>2. 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Gotisch. Vocalische lautgesetze.
(imitari), leis-a (orbita); leih-ts (levis) ist mit alind. lagh-ús,
ἐ-λαχ-ύς gleicher wurzel; ahd. mein-jan (opinari) = slaw. měn-
iti ist von wurzel man (cogitare) gebildet u. a.
Vocalische lautgesetze.
Hiatus und verwantes.
1. Der hiatus wird teils geduldet, so z. b. in zusammen-
setzungen, wie ga-ïbnjan (coaequare), ga-arman (commisereri),
aber auch im innern des wortes, z. b. sauïl (sol), saisôum (1.
plur. perf. zu wurz. sa, serere); saia (1. plur. praes. sero) ist
sogar auß *sa-ja grundf. sa-jâmi entstanden u. s. f.
2. Es wechselt u und i mit v und j, z. b. kniu (genu)
auß *kniv-am (s. §. 113, 1) gen. knivis; qius auß *qiv-a-s, gen.
qivis; faus (paucus), comparat. faviza u. änl.; das in disen bei-
spilen nach auß - und abfall der ursprüngl. vocale in den auß -
laut oder vor consonanten gerükte v ist zu u gewandelt; thivi
(ancilla) auß *thiujâ, i = jâ (§. 113, 4), daher gen. thiujôs u. a.
ju wechselt mit iv in sunju-s nom. plur. von sunus (filius)
neben suniv-ê (gen. plur.) u. a. der art.
vi wechselt mit uj in tauj-an (facere) perf. tavi-da, strauj-an
(sternere, spargere) perf. strav-ida (Gr. gr. I3, 66).
ei wechselt mit ij, z. b. frija nom. sing. fem. vom stamme
frija (liber), aber freis nom. sing. masc. für *frij-s auß *frij-a-s
(§. 113, 1) u. s. f.
In fällen wie nom. sg. tauï (neutr. opus, factum) gen. tôjis
grundf. *tavja-m, *tavja-sja stamm tavja (oder tâvja); stôjan
(infin., judicare, damnare) praet. stauïda ist ô ersazdenung für
das auß gefallene v; ôj = avj (tôjis, stôjan = *tavjis, *stavjan).
3. Die entfernung des hiatus durch außstoß eines vocals
findet nur zwischen zwei worten statt und ist also für die vgl.
grammatik nicht von belang (z. b. nist auß ni ist u. dergl.).
Einfluß von consonanten auf vocale.
1. aú und aí stehen für u und i vor r und h regelmäßig
(Grimm nent dise erscheinung brechung, s. §§. 104, 107, 108);
selten unterbleibt dise wandlung (wie in nih = neque; -uh, z.
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