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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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Wenn dieses tolle kleine Buch
einmal gefunden, vielleicht gedruckt,
und gar gelesen wird, so muß es
auf alle glücklichen Jünglinge un-
gefähr den gleichen Eindruck machen.
Nur verschieden nach den verschiede-
nen Stufen ihrer Ausbildung. De-
nen vom ersten Grad wird es die
Empfindung des Fleisches erregen;
die vom zweyten kann es ganz be-
friedigen; und denen vom dritten
soll bloß warm dabey werden.

Ganz anders würde es mit den
Frauen seyn. Unter ihnen giebt es
keine Ungeweihten; denn jede hat
die Liebe schon ganz in sich, von
deren unerschöpflichem Wesen wir
Jünglinge nur immer ein wenig
mehr lernen und begreifen. Schon

Lucinde I. E

Wenn dieſes tolle kleine Buch
einmal gefunden, vielleicht gedruckt,
und gar geleſen wird, ſo muß es
auf alle glücklichen Jünglinge un-
gefähr den gleichen Eindruck machen.
Nur verſchieden nach den verſchiede-
nen Stufen ihrer Ausbildung. De-
nen vom erſten Grad wird es die
Empfindung des Fleiſches erregen;
die vom zweyten kann es ganz be-
friedigen; und denen vom dritten
ſoll bloß warm dabey werden.

Ganz anders würde es mit den
Frauen ſeyn. Unter ihnen giebt es
keine Ungeweihten; denn jede hat
die Liebe ſchon ganz in ſich, von
deren unerſchöpflichem Weſen wir
Jünglinge nur immer ein wenig
mehr lernen und begreifen. Schon

Lucinde I. E
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[65/0070] Wenn dieſes tolle kleine Buch einmal gefunden, vielleicht gedruckt, und gar geleſen wird, ſo muß es auf alle glücklichen Jünglinge un- gefähr den gleichen Eindruck machen. Nur verſchieden nach den verſchiede- nen Stufen ihrer Ausbildung. De- nen vom erſten Grad wird es die Empfindung des Fleiſches erregen; die vom zweyten kann es ganz be- friedigen; und denen vom dritten ſoll bloß warm dabey werden. Ganz anders würde es mit den Frauen ſeyn. Unter ihnen giebt es keine Ungeweihten; denn jede hat die Liebe ſchon ganz in ſich, von deren unerſchöpflichem Weſen wir Jünglinge nur immer ein wenig mehr lernen und begreifen. Schon Lucinde I. E

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/70>, abgerufen am 22.11.2024.