Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

ward ihm immer klarer und fester,
daß vollendete Narrheit und Dumm-
heit im Großen das eigentliche Vor-
recht der Männer sey, muthwillige
Bosheit hingegen mit naiver Kälte
und lachender Gefühllosigkeit eine
angebohrne Kunst der Frauen. Das
war alles, was er lernte durch sein
angestrengtes Bestreben nach Men-
schenkenntniß. Im Einzelnen ver-
fehlte er immer auf eine scharfsinnige
Art das rechte, weil er überall künst-
liche Absichten voraussetzte und tie-
fen Zusammenhang, und gar keinen
Sinn hatte für das Unbedeutende.
Dabey wuchs seine Leidenschaft zum
Spiel, dessen zufällige Verwickelun-
gen, Sonderbarkeiten und Glücks-
fälle ihn auf eben die Art interes-

ward ihm immer klarer und feſter,
daß vollendete Narrheit und Dumm-
heit im Großen das eigentliche Vor-
recht der Männer ſey, muthwillige
Bosheit hingegen mit naiver Kälte
und lachender Gefühlloſigkeit eine
angebohrne Kunſt der Frauen. Das
war alles, was er lernte durch ſein
angeſtrengtes Beſtreben nach Men-
ſchenkenntniß. Im Einzelnen ver-
fehlte er immer auf eine ſcharfſinnige
Art das rechte, weil er überall künſt-
liche Abſichten vorausſetzte und tie-
fen Zuſammenhang, und gar keinen
Sinn hatte für das Unbedeutende.
Dabey wuchs ſeine Leidenſchaft zum
Spiel, deſſen zufällige Verwickelun-
gen, Sonderbarkeiten und Glücks-
fälle ihn auf eben die Art intereſ-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0147" n="142"/>
ward ihm immer klarer und fe&#x017F;ter,<lb/>
daß vollendete Narrheit und Dumm-<lb/>
heit im Großen das eigentliche Vor-<lb/>
recht der Männer &#x017F;ey, muthwillige<lb/>
Bosheit hingegen mit naiver Kälte<lb/>
und lachender Gefühllo&#x017F;igkeit eine<lb/>
angebohrne Kun&#x017F;t der Frauen. Das<lb/>
war alles, was er lernte durch &#x017F;ein<lb/>
ange&#x017F;trengtes Be&#x017F;treben nach Men-<lb/>
&#x017F;chenkenntniß. Im Einzelnen ver-<lb/>
fehlte er immer auf eine &#x017F;charf&#x017F;innige<lb/>
Art das rechte, weil er überall kün&#x017F;t-<lb/>
liche Ab&#x017F;ichten voraus&#x017F;etzte und tie-<lb/>
fen Zu&#x017F;ammenhang, und gar keinen<lb/>
Sinn hatte für das Unbedeutende.<lb/>
Dabey wuchs &#x017F;eine Leiden&#x017F;chaft zum<lb/>
Spiel, de&#x017F;&#x017F;en zufällige Verwickelun-<lb/>
gen, Sonderbarkeiten und Glücks-<lb/>
fälle ihn auf eben die Art intere&#x017F;-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0147] ward ihm immer klarer und feſter, daß vollendete Narrheit und Dumm- heit im Großen das eigentliche Vor- recht der Männer ſey, muthwillige Bosheit hingegen mit naiver Kälte und lachender Gefühlloſigkeit eine angebohrne Kunſt der Frauen. Das war alles, was er lernte durch ſein angeſtrengtes Beſtreben nach Men- ſchenkenntniß. Im Einzelnen ver- fehlte er immer auf eine ſcharfſinnige Art das rechte, weil er überall künſt- liche Abſichten vorausſetzte und tie- fen Zuſammenhang, und gar keinen Sinn hatte für das Unbedeutende. Dabey wuchs ſeine Leidenſchaft zum Spiel, deſſen zufällige Verwickelun- gen, Sonderbarkeiten und Glücks- fälle ihn auf eben die Art intereſ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Darüber hinaus sind keine weiteren Teile erschien… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/147
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/147>, abgerufen am 22.11.2024.