Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

chischen und römischen auf der andern Seite
ausfüllen und einnehmen.

Die erste Stelle unter diesen verdient un-
streitig die armenische, in der man nicht nur rö-
mische und griechische, persische und deutsche
Wurzeln genug findet, und zwar solche, die zu
den ersten und wesentlichsten Sprachbestandthei-
len gehören; wie die Zahlen, Pronomina, Par-
tikeln oder die nothwendigsten Zeitwörter. Um
nur einige seltnere und besonders merkwürdige
anzuführen: kan, die lateinische Conjunction
quam; mi, eins -- verwandt mit dem Griechi-
schen mia; hingh, fünf -- quinque, ciurch
-- circa; ham, das griechische ama, praefigirt
wie sum und con; die negative Partikel mi,
griechisch me; praefigirt werden im gleichen Sinne
an und ab, wie a und ab, a im Lateinischen,
un im Deutschen; aminajim, das lateinische
omnis. Ferner einige Zeitwörter: lusauorim,
ich leuchte -- luceo; luzzim, ich löse -- luo;
uranam, ich leugne -- arneomai; zairanam,
ich zürne; arnum, ich nehme -- arnumi; te-
nim
, ich setze -- theinai; Adim, ich hasse --
odium; udim, ich esse -- edo; garodim,

chiſchen und roͤmiſchen auf der andern Seite
ausfuͤllen und einnehmen.

Die erſte Stelle unter dieſen verdient un-
ſtreitig die armeniſche, in der man nicht nur roͤ-
miſche und griechiſche, perſiſche und deutſche
Wurzeln genug findet, und zwar ſolche, die zu
den erſten und weſentlichſten Sprachbeſtandthei-
len gehoͤren; wie die Zahlen, Pronomina, Par-
tikeln oder die nothwendigſten Zeitwoͤrter. Um
nur einige ſeltnere und beſonders merkwuͤrdige
anzufuͤhren: kan, die lateiniſche Conjunction
quam; mi, eins — verwandt mit dem Griechi-
ſchen μια; hingh, fuͤnf — quinque, ciurch
circa; ham, das griechiſche ἁμα, praefigirt
wie συμ und con; die negative Partikel mi,
griechiſch μη; praefigirt werden im gleichen Sinne
an und ab, wie α und ab, a im Lateiniſchen,
un im Deutſchen; aminajim, das lateiniſche
omnis. Ferner einige Zeitwoͤrter: luſauorim,
ich leuchte — luceo; luzzim, ich loͤſe — λυω;
uranam, ich leugne — αρνεομαι; zairanam,
ich zuͤrne; arnum, ich nehme — αρνυμι; te-
nim
, ich ſetze — θειναι; Adim, ich haſſe —
odium; udim, ich eſſe — edo; garodim,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0096" n="77"/>
chi&#x017F;chen und ro&#x0364;mi&#x017F;chen auf der andern Seite<lb/>
ausfu&#x0364;llen und einnehmen.</p><lb/>
          <p>Die er&#x017F;te Stelle unter die&#x017F;en verdient un-<lb/>
&#x017F;treitig die armeni&#x017F;che, in der man nicht nur ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;che und griechi&#x017F;che, per&#x017F;i&#x017F;che und deut&#x017F;che<lb/>
Wurzeln genug findet, und zwar &#x017F;olche, die zu<lb/>
den er&#x017F;ten und we&#x017F;entlich&#x017F;ten Sprachbe&#x017F;tandthei-<lb/>
len geho&#x0364;ren; wie die Zahlen, Pronomina, Par-<lb/>
tikeln oder die nothwendig&#x017F;ten Zeitwo&#x0364;rter. Um<lb/>
nur einige &#x017F;eltnere und be&#x017F;onders merkwu&#x0364;rdige<lb/>
anzufu&#x0364;hren: <hi rendition="#g">kan</hi>, die lateini&#x017F;che Conjunction<lb/><hi rendition="#aq">quam;</hi> <hi rendition="#g">mi</hi>, eins &#x2014; verwandt mit dem Griechi-<lb/>
&#x017F;chen &#x03BC;&#x03B9;&#x03B1;; <hi rendition="#g">hingh</hi>, fu&#x0364;nf &#x2014; <hi rendition="#aq">quinque,</hi> <hi rendition="#g">ciurch</hi><lb/>
&#x2014; <hi rendition="#aq">circa;</hi> <hi rendition="#g">ham</hi>, das griechi&#x017F;che &#x1F01;&#x03BC;&#x03B1;, praefigirt<lb/>
wie &#x03C3;&#x03C5;&#x03BC; und <hi rendition="#aq">con;</hi> die negative Partikel <hi rendition="#g">mi</hi>,<lb/>
griechi&#x017F;ch &#x03BC;&#x03B7;; praefigirt werden im gleichen Sinne<lb/><hi rendition="#g">an und ab</hi>, wie &#x03B1; und <hi rendition="#aq">ab</hi>, <hi rendition="#aq">a</hi> im Lateini&#x017F;chen,<lb/><hi rendition="#g">un</hi> im Deut&#x017F;chen; <hi rendition="#g">aminajim</hi>, das lateini&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">omnis.</hi> Ferner einige Zeitwo&#x0364;rter: <hi rendition="#g">lu&#x017F;auorim</hi>,<lb/>
ich leuchte &#x2014; <hi rendition="#aq">luceo;</hi> <hi rendition="#g">luzzim</hi>, ich lo&#x0364;&#x017F;e &#x2014; &#x03BB;&#x03C5;&#x03C9;;<lb/><hi rendition="#g">uranam</hi>, ich leugne &#x2014; &#x03B1;&#x03C1;&#x03BD;&#x03B5;&#x03BF;&#x03BC;&#x03B1;&#x03B9;; <hi rendition="#g">zairanam</hi>,<lb/>
ich zu&#x0364;rne; <hi rendition="#g">arnum</hi>, ich nehme &#x2014; &#x03B1;&#x03C1;&#x03BD;&#x03C5;&#x03BC;&#x03B9;; <hi rendition="#g">te-<lb/>
nim</hi>, ich &#x017F;etze &#x2014; &#x03B8;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;; <hi rendition="#g">Adim</hi>, ich ha&#x017F;&#x017F;e &#x2014;<lb/><hi rendition="#aq">odium;</hi> <hi rendition="#g">udim</hi>, ich e&#x017F;&#x017F;e &#x2014; <hi rendition="#aq">edo;</hi> <hi rendition="#g">garodim</hi>,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0096] chiſchen und roͤmiſchen auf der andern Seite ausfuͤllen und einnehmen. Die erſte Stelle unter dieſen verdient un- ſtreitig die armeniſche, in der man nicht nur roͤ- miſche und griechiſche, perſiſche und deutſche Wurzeln genug findet, und zwar ſolche, die zu den erſten und weſentlichſten Sprachbeſtandthei- len gehoͤren; wie die Zahlen, Pronomina, Par- tikeln oder die nothwendigſten Zeitwoͤrter. Um nur einige ſeltnere und beſonders merkwuͤrdige anzufuͤhren: kan, die lateiniſche Conjunction quam; mi, eins — verwandt mit dem Griechi- ſchen μια; hingh, fuͤnf — quinque, ciurch — circa; ham, das griechiſche ἁμα, praefigirt wie συμ und con; die negative Partikel mi, griechiſch μη; praefigirt werden im gleichen Sinne an und ab, wie α und ab, a im Lateiniſchen, un im Deutſchen; aminajim, das lateiniſche omnis. Ferner einige Zeitwoͤrter: luſauorim, ich leuchte — luceo; luzzim, ich loͤſe — λυω; uranam, ich leugne — αρνεομαι; zairanam, ich zuͤrne; arnum, ich nehme — αρνυμι; te- nim, ich ſetze — θειναι; Adim, ich haſſe — odium; udim, ich eſſe — edo; garodim,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/96
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/96>, abgerufen am 22.11.2024.