Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Lener, der ruhig so gesinnt, des Frommen höchstes
Gut und Glück
Erreicht er, alles Scheins befreit; Gottes Wesen von
Flecken rein.
Immer vollendend sein Innres, wird der Fromme von
Sünde frei,
Berührt Gott in der Seeligkeit und genießt ein unend-
lich Gut.
In allen Wesen das Selbst 12), sieht wieder die Wesen
all' im Selbst,
Welcher wiedervereinten Sinns, alles mit gleichem
Muthe schaut.
Wer nur mich überall erblickt, und wer alles erblickt
in mir,
Nimmer werd' ich von dem fern sein, noch wird von
mir er je getrennt.
Wer den allgegenwärt' gen, mich, verehrt, und fest an
der Einheit hält,
Wo er immer auch wandeln mag, wandelt der Fromme
stets in mir.

12) Atmo heißt zugleich selbst und Geist, und ist oft
schwer ganz genau auszudrücken. Ich und Ichheit darf
man es nicht übersetzen, weil es dafür ein andres Wort
giebt, Ohonkaro.
Lener, der ruhig ſo geſinnt, des Frommen höchſtes
Gut und Glück
Erreicht er, alles Scheins befreit; Gottes Weſen von
Flecken rein.
Immer vollendend ſein Innres, wird der Fromme von
Sünde frei,
Berührt Gott in der Seeligkeit und genießt ein unend-
lich Gut.
In allen Weſen das Selbſt 12), ſieht wieder die Weſen
all’ im Selbſt,
Welcher wiedervereinten Sinns, alles mit gleichem
Muthe ſchaut.
Wer nur mich überall erblickt, und wer alles erblickt
in mir,
Nimmer werd’ ich von dem fern ſein, noch wird von
mir er je getrennt.
Wer den allgegenwärt’ gen, mich, verehrt, und feſt an
der Einheit hält,
Wo er immer auch wandeln mag, wandelt der Fromme
ſtets in mir.

12) Atmo heißt zugleich ſelbſt und Geiſt, und iſt oft
ſchwer ganz genau auszudrücken. Ich und Ichheit darf
man es nicht überſetzen, weil es dafür ein andres Wort
giebt, Ohonkaro.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0320" n="301"/>
            <lg type="poem">
              <l>Lener, der ruhig &#x017F;o ge&#x017F;innt, des Frommen höch&#x017F;tes</l><lb/>
              <l>Gut und Glück</l><lb/>
              <l>Erreicht er, alles Scheins befreit; Gottes We&#x017F;en von</l><lb/>
              <l>Flecken rein.</l><lb/>
              <l>Immer vollendend &#x017F;ein Innres, wird der Fromme von</l><lb/>
              <l>Sünde frei,</l><lb/>
              <l>Berührt Gott in der Seeligkeit und genießt ein unend-</l><lb/>
              <l>lich Gut.</l><lb/>
              <l>In allen We&#x017F;en das Selb&#x017F;t <note place="foot" n="12)"><hi rendition="#g">Atmo</hi> heißt zugleich <hi rendition="#g">&#x017F;elb&#x017F;t</hi> und <hi rendition="#g">Gei&#x017F;t</hi>, und i&#x017F;t oft<lb/>
&#x017F;chwer ganz genau auszudrücken. Ich und Ichheit darf<lb/>
man es nicht über&#x017F;etzen, weil es dafür ein andres Wort<lb/>
giebt, <hi rendition="#g">Ohonkaro</hi>.</note>, &#x017F;ieht wieder die We&#x017F;en</l><lb/>
              <l>all&#x2019; im Selb&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Welcher wiedervereinten Sinns, alles mit gleichem</l><lb/>
              <l>Muthe &#x017F;chaut.</l><lb/>
              <l>Wer nur mich überall erblickt, und wer alles erblickt</l><lb/>
              <l>in mir,</l><lb/>
              <l>Nimmer werd&#x2019; ich von dem fern &#x017F;ein, noch wird von</l><lb/>
              <l>mir er je getrennt.</l><lb/>
              <l>Wer den allgegenwärt&#x2019; gen, mich, verehrt, und fe&#x017F;t an</l><lb/>
              <l>der Einheit hält,</l><lb/>
              <l>Wo er immer auch wandeln mag, wandelt der Fromme</l><lb/>
              <l>&#x017F;tets in mir.</l>
            </lg><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0320] Lener, der ruhig ſo geſinnt, des Frommen höchſtes Gut und Glück Erreicht er, alles Scheins befreit; Gottes Weſen von Flecken rein. Immer vollendend ſein Innres, wird der Fromme von Sünde frei, Berührt Gott in der Seeligkeit und genießt ein unend- lich Gut. In allen Weſen das Selbſt 12), ſieht wieder die Weſen all’ im Selbſt, Welcher wiedervereinten Sinns, alles mit gleichem Muthe ſchaut. Wer nur mich überall erblickt, und wer alles erblickt in mir, Nimmer werd’ ich von dem fern ſein, noch wird von mir er je getrennt. Wer den allgegenwärt’ gen, mich, verehrt, und feſt an der Einheit hält, Wo er immer auch wandeln mag, wandelt der Fromme ſtets in mir. 12) Atmo heißt zugleich ſelbſt und Geiſt, und iſt oft ſchwer ganz genau auszudrücken. Ich und Ichheit darf man es nicht überſetzen, weil es dafür ein andres Wort giebt, Ohonkaro.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/320
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/320>, abgerufen am 05.05.2024.