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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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Wie möchten nach der Blutsfreunde Mord wir
glücklich sein, Madhovo! 3)
Wenn auch jene es nicht sehen, weil Habsucht ihren
Geist ergriff;
Da aber des Stammes Vertilgung uns als ein
schwer Verbrechen, Freund!
Wohl erkannt ist, wie sollten wir nicht ab von
dieser Sünde stehn?
O weh! ein großes Verbrechen sind zu vollbringen
wir bereit,
Daß wir aus Gier nach Herrscherlust morden wollen
den Freundes-Stamm.
Wenn unbewaffnet, ungerächt, selber bewaffnet
mich im Kampf
Erschlüge Dhritorashtro's Schaar, wär' es
leichter zu dulden mir.
Also sprach Orjun am Kampfplatz, niedersetzend im
Wagen sich,
Legte dann Pfeil und Köcher hin, überwältigt im Geist
von Schmerz.
Zu dem von Mitleid durchdrungnen, dessen Augen von
Thränen voll,
Redete zu dem klagenden Modhu's Besieger dieses
Wort.
3) Madhoyo, Beinahme des Krishno.
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Wie möchten nach der Blutsfreunde Mord wir
glücklich ſein, Madhovo! 3)
Wenn auch jene es nicht ſehen, weil Habſucht ihren
Geiſt ergriff;
Da aber des Stammes Vertilgung uns als ein
ſchwer Verbrechen, Freund!
Wohl erkannt iſt, wie ſollten wir nicht ab von
dieſer Sünde ſtehn?
O weh! ein großes Verbrechen ſind zu vollbringen
wir bereit,
Daß wir aus Gier nach Herrſcherluſt morden wollen
den Freundes-Stamm.
Wenn unbewaffnet, ungerächt, ſelber bewaffnet
mich im Kampf
Erſchlüge Dhritoraſhtro’s Schaar, wär’ es
leichter zu dulden mir.
Alſo ſprach Orjun am Kampfplatz, niederſetzend im
Wagen ſich,
Legte dann Pfeil und Köcher hin, überwältigt im Geiſt
von Schmerz.
Zu dem von Mitleid durchdrungnen, deſſen Augen von
Thränen voll,
Redete zu dem klagenden Modhu’s Beſieger dieſes
Wort.
3) Madhoyo, Beinahme des Kriſhno.
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[289/0308] Wie möchten nach der Blutsfreunde Mord wir glücklich ſein, Madhovo! 3) Wenn auch jene es nicht ſehen, weil Habſucht ihren Geiſt ergriff; Da aber des Stammes Vertilgung uns als ein ſchwer Verbrechen, Freund! Wohl erkannt iſt, wie ſollten wir nicht ab von dieſer Sünde ſtehn? O weh! ein großes Verbrechen ſind zu vollbringen wir bereit, Daß wir aus Gier nach Herrſcherluſt morden wollen den Freundes-Stamm. Wenn unbewaffnet, ungerächt, ſelber bewaffnet mich im Kampf Erſchlüge Dhritoraſhtro’s Schaar, wär’ es leichter zu dulden mir. Alſo ſprach Orjun am Kampfplatz, niederſetzend im Wagen ſich, Legte dann Pfeil und Köcher hin, überwältigt im Geiſt von Schmerz. Zu dem von Mitleid durchdrungnen, deſſen Augen von Thränen voll, Redete zu dem klagenden Modhu’s Beſieger dieſes Wort. 3) Madhoyo, Beinahme des Kriſhno. 19

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/308>, abgerufen am 24.11.2024.