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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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ben, die Wurzeln, auf deren oft weitgesuchte
Aehnlichkeit man gewöhnlich allein sieht. Das
nächste an Wichtigkeit nach der Sprache ist der
Gebrauch der Metalle, sowohl des Kupfers und
Eisens zum Krieg und Ackerbau, als des Goldes
und Silbers zum allgemein geltenden Zeichen
des äussern Werths der Dinge; und die Zäh-
mung derjenigen Thiere, die dem Menschen am
nützlichsten, und zu jenen Künsten am unent-
behrlichsten sind. Doch kann der Umstand, daß
sich in Amerika, als es entdeckt ward, die in der
alten Welt allgemein verbreiteten dienstbaren
Thierarten nicht fanden, noch keinen vollständi-
gen Beweis abgeben, daß die Amerikaner ein
eigner von dem asiatischen verschiedener Men-
schenstamm seien, worauf so manche allen ameri-
kanischen Sprachen gemeinschaftliche Seltsamkeit,
so manche sehr auffallende und doch allen diesen
Völkern gemeinsame Sitte, und die allgemeine
Unbekanntschaft mit dem Gebrauch der Metalle,
führen könnte; denn auf den ostindischen Inseln,
wo doch Sprache und andre Anzeichen die asiatische
Abstammung beweisen, fehlen jene Thierarten
gleichfalls; und wenn die fremden asiatischen oder

ben, die Wurzeln, auf deren oft weitgeſuchte
Aehnlichkeit man gewoͤhnlich allein ſieht. Das
naͤchſte an Wichtigkeit nach der Sprache iſt der
Gebrauch der Metalle, ſowohl des Kupfers und
Eiſens zum Krieg und Ackerbau, als des Goldes
und Silbers zum allgemein geltenden Zeichen
des aͤuſſern Werths der Dinge; und die Zaͤh-
mung derjenigen Thiere, die dem Menſchen am
nuͤtzlichſten, und zu jenen Kuͤnſten am unent-
behrlichſten ſind. Doch kann der Umſtand, daß
ſich in Amerika, als es entdeckt ward, die in der
alten Welt allgemein verbreiteten dienſtbaren
Thierarten nicht fanden, noch keinen vollſtaͤndi-
gen Beweis abgeben, daß die Amerikaner ein
eigner von dem aſiatiſchen verſchiedener Men-
ſchenſtamm ſeien, worauf ſo manche allen ameri-
kaniſchen Sprachen gemeinſchaftliche Seltſamkeit,
ſo manche ſehr auffallende und doch allen dieſen
Voͤlkern gemeinſame Sitte, und die allgemeine
Unbekanntſchaft mit dem Gebrauch der Metalle,
fuͤhren koͤnnte; denn auf den oſtindiſchen Inſeln,
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gleichfalls; und wenn die fremden aſiatiſchen oder

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[167/0186] ben, die Wurzeln, auf deren oft weitgeſuchte Aehnlichkeit man gewoͤhnlich allein ſieht. Das naͤchſte an Wichtigkeit nach der Sprache iſt der Gebrauch der Metalle, ſowohl des Kupfers und Eiſens zum Krieg und Ackerbau, als des Goldes und Silbers zum allgemein geltenden Zeichen des aͤuſſern Werths der Dinge; und die Zaͤh- mung derjenigen Thiere, die dem Menſchen am nuͤtzlichſten, und zu jenen Kuͤnſten am unent- behrlichſten ſind. Doch kann der Umſtand, daß ſich in Amerika, als es entdeckt ward, die in der alten Welt allgemein verbreiteten dienſtbaren Thierarten nicht fanden, noch keinen vollſtaͤndi- gen Beweis abgeben, daß die Amerikaner ein eigner von dem aſiatiſchen verſchiedener Men- ſchenſtamm ſeien, worauf ſo manche allen ameri- kaniſchen Sprachen gemeinſchaftliche Seltſamkeit, ſo manche ſehr auffallende und doch allen dieſen Voͤlkern gemeinſame Sitte, und die allgemeine Unbekanntſchaft mit dem Gebrauch der Metalle, fuͤhren koͤnnte; denn auf den oſtindiſchen Inſeln, wo doch Sprache und andre Anzeichen die aſiatiſche Abſtammung beweiſen, fehlen jene Thierarten gleichfalls; und wenn die fremden aſiatiſchen oder

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/186>, abgerufen am 24.11.2024.