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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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auch bereichert ward die Mythologie durch die
Lehre von den zwei Principien, die Religion des
Lichts, und der frommen Gottbegeisterten Hel-
den; sobald aber, wo es auch sein mag, panthei-
stische Denkart herrschend ward, konnte die My-
thologie nur noch als Allegorie, als esoterische
Hülle oder Spiel der Dichtung stehen bleiben.
So wie die griechische Mythologie der schönen
Entwicklung nach vielleicht die reichste, so dürfte
die indische dem innern Wesen nach die umfas-
sendste sein, weil sie durch alle jene Denkarten
vollständig durchgeführt ist. Kaum dürfte sich
ein Begriff finden, der in einer der verschiedenen
intellectuellen Religionen irgend wesentlich und
dem indischen System unbekannt geblieben wäre,
oder eine Fabel, die in einer der blos dichteri-
schen Mythologien eine ausgezeichnete. Stelle
annähme, für die sich nicht in eben demselben
etwas ganz entsprechendes, und merkwürdig ähn-
liches aufzeigen liesse.

Welche Stelle die aegyptische und syrische
Mythologie in dem Cyklus des Ganzen einnehme,
ist schon im vorigen Buch angedeutet; man be-
trachte nach derselben Ansicht auch die europäischen

auch bereichert ward die Mythologie durch die
Lehre von den zwei Principien, die Religion des
Lichts, und der frommen Gottbegeiſterten Hel-
den; ſobald aber, wo es auch ſein mag, panthei-
ſtiſche Denkart herrſchend ward, konnte die My-
thologie nur noch als Allegorie, als eſoteriſche
Huͤlle oder Spiel der Dichtung ſtehen bleiben.
So wie die griechiſche Mythologie der ſchoͤnen
Entwicklung nach vielleicht die reichſte, ſo duͤrfte
die indiſche dem innern Weſen nach die umfaſ-
ſendſte ſein, weil ſie durch alle jene Denkarten
vollſtaͤndig durchgefuͤhrt iſt. Kaum duͤrfte ſich
ein Begriff finden, der in einer der verſchiedenen
intellectuellen Religionen irgend weſentlich und
dem indiſchen Syſtem unbekannt geblieben waͤre,
oder eine Fabel, die in einer der blos dichteri-
ſchen Mythologien eine ausgezeichnete. Stelle
annaͤhme, fuͤr die ſich nicht in eben demſelben
etwas ganz entſprechendes, und merkwuͤrdig aͤhn-
liches aufzeigen lieſſe.

Welche Stelle die aegyptiſche und ſyriſche
Mythologie in dem Cyklus des Ganzen einnehme,
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[160/0179] auch bereichert ward die Mythologie durch die Lehre von den zwei Principien, die Religion des Lichts, und der frommen Gottbegeiſterten Hel- den; ſobald aber, wo es auch ſein mag, panthei- ſtiſche Denkart herrſchend ward, konnte die My- thologie nur noch als Allegorie, als eſoteriſche Huͤlle oder Spiel der Dichtung ſtehen bleiben. So wie die griechiſche Mythologie der ſchoͤnen Entwicklung nach vielleicht die reichſte, ſo duͤrfte die indiſche dem innern Weſen nach die umfaſ- ſendſte ſein, weil ſie durch alle jene Denkarten vollſtaͤndig durchgefuͤhrt iſt. Kaum duͤrfte ſich ein Begriff finden, der in einer der verſchiedenen intellectuellen Religionen irgend weſentlich und dem indiſchen Syſtem unbekannt geblieben waͤre, oder eine Fabel, die in einer der blos dichteri- ſchen Mythologien eine ausgezeichnete. Stelle annaͤhme, fuͤr die ſich nicht in eben demſelben etwas ganz entſprechendes, und merkwuͤrdig aͤhn- liches aufzeigen lieſſe. Welche Stelle die aegyptiſche und ſyriſche Mythologie in dem Cyklus des Ganzen einnehme, iſt ſchon im vorigen Buch angedeutet; man be- trachte nach derſelben Anſicht auch die europaͤiſchen

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/179>, abgerufen am 24.11.2024.