Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Canut,
Geruhig sah ich da die Zahl von deinen Heeren,
Mit Brücken unterstützt den breiten Strom beschweren;
Getrost erwartet ich, was mir ihr Zorn gedroht,
Sie eilten in den Sieg, und fanden nur den Tod;
Sie bebten, drängten sich, es brachen unter ihnen
Der Brücken Bande los, so bald ich nur erschienen;
Jhr halbersticktes Schreyn rief dich noch in der Fluth.
Zur Rache rief es dich: doch wo war ich? Canut!
So schnell ist kaum der Blitz, indem er schlägt, ver-
schwunden:
Jch hatte dich besiegt, und ward nicht mehr gefunden.
Den unbezwinglichen, den mächtigen Canut
Zwang Ulfo ohne Macht, wodurch? durch List und
Muth.
Die Welt muß, wenn sie nicht der Billigkeit vergessen,
Zum mindsten meinen Ruhm einst mit dem deinen
messen.
Und wenn sie auch bey dir der Siege Menge zählt,
Gestehn, daß nur das Glück zur Grösse mir gefehlt.
Canut.
Du sprichst von deinem Ruhm, und schweigest vom
Vergehen.
Sprich! reut dich dein Versehn?
Ulfo.
Jch kenne kein Versehen.
Erkenn entwaffnet noch des Ueberwinders Hand,
Den nicht die Tapferkeit, nur Macht und Menge band.
Was meinen Ruhm erhebt, hab ich mich stets er-
kühnet,
Thu nun, was deinem Ruhm und deinem Throne
dienet.

Canut.
Canut,
Geruhig ſah ich da die Zahl von deinen Heeren,
Mit Bruͤcken unterſtuͤtzt den breiten Strom beſchweren;
Getroſt erwartet ich, was mir ihr Zorn gedroht,
Sie eilten in den Sieg, und fanden nur den Tod;
Sie bebten, draͤngten ſich, es brachen unter ihnen
Der Bruͤcken Bande los, ſo bald ich nur erſchienen;
Jhr halberſticktes Schreyn rief dich noch in der Fluth.
Zur Rache rief es dich: doch wo war ich? Canut!
So ſchnell iſt kaum der Blitz, indem er ſchlaͤgt, ver-
ſchwunden:
Jch hatte dich beſiegt, und ward nicht mehr gefunden.
Den unbezwinglichen, den maͤchtigen Canut
Zwang Ulfo ohne Macht, wodurch? durch Liſt und
Muth.
Die Welt muß, wenn ſie nicht der Billigkeit vergeſſen,
Zum mindſten meinen Ruhm einſt mit dem deinen
meſſen.
Und wenn ſie auch bey dir der Siege Menge zaͤhlt,
Geſtehn, daß nur das Gluͤck zur Groͤſſe mir gefehlt.
Canut.
Du ſprichſt von deinem Ruhm, und ſchweigeſt vom
Vergehen.
Sprich! reut dich dein Verſehn?
Ulfo.
Jch kenne kein Verſehen.
Erkenn entwaffnet noch des Ueberwinders Hand,
Den nicht die Tapferkeit, nur Macht und Menge band.
Was meinen Ruhm erhebt, hab ich mich ſtets er-
kuͤhnet,
Thu nun, was deinem Ruhm und deinem Throne
dienet.

Canut.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#ULF">
            <p><pb facs="#f0088" n="74"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Canut,</hi></fw><lb/>
Geruhig &#x017F;ah ich da die Zahl von deinen Heeren,<lb/>
Mit Bru&#x0364;cken unter&#x017F;tu&#x0364;tzt den breiten Strom be&#x017F;chweren;<lb/>
Getro&#x017F;t erwartet ich, was mir ihr Zorn gedroht,<lb/>
Sie eilten in den Sieg, und fanden nur den Tod;<lb/>
Sie bebten, dra&#x0364;ngten &#x017F;ich, es brachen unter ihnen<lb/>
Der Bru&#x0364;cken Bande los, &#x017F;o bald ich nur er&#x017F;chienen;<lb/>
Jhr halber&#x017F;ticktes Schreyn rief dich noch in der Fluth.<lb/>
Zur Rache rief es dich: doch wo war ich? Canut!<lb/>
So &#x017F;chnell i&#x017F;t kaum der Blitz, indem er &#x017F;chla&#x0364;gt, ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chwunden:</hi><lb/>
Jch hatte dich be&#x017F;iegt, und ward nicht mehr gefunden.<lb/>
Den unbezwinglichen, den ma&#x0364;chtigen Canut<lb/>
Zwang Ulfo ohne Macht, wodurch? durch Li&#x017F;t und<lb/><hi rendition="#et">Muth.</hi><lb/>
Die Welt muß, wenn &#x017F;ie nicht der Billigkeit verge&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Zum mind&#x017F;ten meinen Ruhm ein&#x017F;t mit dem deinen<lb/><hi rendition="#et">me&#x017F;&#x017F;en.</hi><lb/>
Und wenn &#x017F;ie auch bey dir der Siege Menge za&#x0364;hlt,<lb/>
Ge&#x017F;tehn, daß nur das Glu&#x0364;ck zur Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e mir gefehlt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CAN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Canut.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Du &#x017F;prich&#x017F;t von deinem Ruhm, und &#x017F;chweige&#x017F;t vom<lb/><hi rendition="#et">Vergehen.</hi><lb/>
Sprich! reut dich dein Ver&#x017F;ehn?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ULF">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ulfo.</hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Jch kenne kein Ver&#x017F;ehen.</hi><lb/>
Erkenn entwaffnet noch des Ueberwinders Hand,<lb/>
Den nicht die Tapferkeit, nur Macht und Menge band.<lb/>
Was meinen Ruhm erhebt, hab ich mich &#x017F;tets er-<lb/><hi rendition="#et">ku&#x0364;hnet,</hi><lb/>
Thu nun, was deinem Ruhm und deinem Throne<lb/><hi rendition="#et">dienet.</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Canut.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0088] Canut, Geruhig ſah ich da die Zahl von deinen Heeren, Mit Bruͤcken unterſtuͤtzt den breiten Strom beſchweren; Getroſt erwartet ich, was mir ihr Zorn gedroht, Sie eilten in den Sieg, und fanden nur den Tod; Sie bebten, draͤngten ſich, es brachen unter ihnen Der Bruͤcken Bande los, ſo bald ich nur erſchienen; Jhr halberſticktes Schreyn rief dich noch in der Fluth. Zur Rache rief es dich: doch wo war ich? Canut! So ſchnell iſt kaum der Blitz, indem er ſchlaͤgt, ver- ſchwunden: Jch hatte dich beſiegt, und ward nicht mehr gefunden. Den unbezwinglichen, den maͤchtigen Canut Zwang Ulfo ohne Macht, wodurch? durch Liſt und Muth. Die Welt muß, wenn ſie nicht der Billigkeit vergeſſen, Zum mindſten meinen Ruhm einſt mit dem deinen meſſen. Und wenn ſie auch bey dir der Siege Menge zaͤhlt, Geſtehn, daß nur das Gluͤck zur Groͤſſe mir gefehlt. Canut. Du ſprichſt von deinem Ruhm, und ſchweigeſt vom Vergehen. Sprich! reut dich dein Verſehn? Ulfo. Jch kenne kein Verſehen. Erkenn entwaffnet noch des Ueberwinders Hand, Den nicht die Tapferkeit, nur Macht und Menge band. Was meinen Ruhm erhebt, hab ich mich ſtets er- kuͤhnet, Thu nun, was deinem Ruhm und deinem Throne dienet. Canut.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/88
Zitationshilfe: Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/88>, abgerufen am 03.05.2024.