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Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746.

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ein Trauerspiel.
Fünfter Aufzug.
Erster Auftritt.

Godewin, Estrithe.

Godewin.
Verlaß dich doch getrost auf deiner Thränen Kraft.
Nein! ihnen widerstehn wär allzufrevelhaft;
Sie würden manches Herz, das sie mit Leid durch-
dringen,
So weit, als kaum vielleicht die Pflicht erlaubte,
bringen:
Sollt Ulfo denn allein bey so gerechtem Flehn
Sich selbst zum Besten nicht die Menschlichkeit ge-
stehn?
Der gütigste Canut verspricht ihm zu verzeyhen.
Die That ist schon geschenkt, er darf sie nur bereuen.
Ein einzig Wort von ihm, daß er sich schuldig nennt,
Soll alle Strafe seyn, die man ihm zuerkennt.
Jtzt wird er hergeführt: bitt ihn, dieß Wort zu sprechen.
Jch weiß, sein eignes Herz zeigt ihm schon sein Ver-
brechen?
Jhn rührt des Königs Huld und daß er dich betrübt,
Und meynst du, daß ein Held nicht auch das Leben
liebt?
Wie sollt er fühllos seyn, wenn sich mit deinem Wei-
nen
Erkenntlichkeit und Recht und die Natur vereinen,
Und alles, was nur ie ein Herz gefangen nimmt,
Und was nur Reu erweckt, in ihm zu sammen stimmt?

Estrithe.
ein Trauerſpiel.
Fuͤnfter Aufzug.
Erſter Auftritt.

Godewin, Eſtrithe.

Godewin.
Verlaß dich doch getroſt auf deiner Thraͤnen Kraft.
Nein! ihnen widerſtehn waͤr allzufrevelhaft;
Sie wuͤrden manches Herz, das ſie mit Leid durch-
dringen,
So weit, als kaum vielleicht die Pflicht erlaubte,
bringen:
Sollt Ulfo denn allein bey ſo gerechtem Flehn
Sich ſelbſt zum Beſten nicht die Menſchlichkeit ge-
ſtehn?
Der guͤtigſte Canut verſpricht ihm zu verzeyhen.
Die That iſt ſchon geſchenkt, er darf ſie nur bereuen.
Ein einzig Wort von ihm, daß er ſich ſchuldig nennt,
Soll alle Strafe ſeyn, die man ihm zuerkennt.
Jtzt wird er hergefuͤhrt: bitt ihn, dieß Wort zu ſprechen.
Jch weiß, ſein eignes Herz zeigt ihm ſchon ſein Ver-
brechen?
Jhn ruͤhrt des Koͤnigs Huld und daß er dich betruͤbt,
Und meynſt du, daß ein Held nicht auch das Leben
liebt?
Wie ſollt er fuͤhllos ſeyn, wenn ſich mit deinem Wei-
nen
Erkenntlichkeit und Recht und die Natur vereinen,
Und alles, was nur ie ein Herz gefangen nimmt,
Und was nur Reu erweckt, in ihm zu ſammen ſtimmt?

Eſtrithe.
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[63/0077] ein Trauerſpiel. Fuͤnfter Aufzug. Erſter Auftritt. Godewin, Eſtrithe. Godewin. Verlaß dich doch getroſt auf deiner Thraͤnen Kraft. Nein! ihnen widerſtehn waͤr allzufrevelhaft; Sie wuͤrden manches Herz, das ſie mit Leid durch- dringen, So weit, als kaum vielleicht die Pflicht erlaubte, bringen: Sollt Ulfo denn allein bey ſo gerechtem Flehn Sich ſelbſt zum Beſten nicht die Menſchlichkeit ge- ſtehn? Der guͤtigſte Canut verſpricht ihm zu verzeyhen. Die That iſt ſchon geſchenkt, er darf ſie nur bereuen. Ein einzig Wort von ihm, daß er ſich ſchuldig nennt, Soll alle Strafe ſeyn, die man ihm zuerkennt. Jtzt wird er hergefuͤhrt: bitt ihn, dieß Wort zu ſprechen. Jch weiß, ſein eignes Herz zeigt ihm ſchon ſein Ver- brechen? Jhn ruͤhrt des Koͤnigs Huld und daß er dich betruͤbt, Und meynſt du, daß ein Held nicht auch das Leben liebt? Wie ſollt er fuͤhllos ſeyn, wenn ſich mit deinem Wei- nen Erkenntlichkeit und Recht und die Natur vereinen, Und alles, was nur ie ein Herz gefangen nimmt, Und was nur Reu erweckt, in ihm zu ſammen ſtimmt? Eſtrithe.

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Zitationshilfe: Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/77>, abgerufen am 27.11.2024.