Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
ein Trauerspiel.
Ulfo.
Jst deine Pflicht dein Trost, den kann dir nichts ent-
ziehn:
Du hast sonst keine Pflicht als die, nur mich zu lieben.
Halt dich an diese Pflicht, so darf dich nichts betrüben.
Wiß, ich bin dein Gemahl.
Estrithe.
Gemahl! ach schwere Pflicht!
Du foderst Liebe zwar, doch du verdienst sie nicht.
Ulfo.
Jst der nicht liebenswerth, der nur nach Ruhme jaget?
Verdient der keinen Ruhm, der grosse Thaten waget.?
Jch eile, du sollst sehn, daß Ulfo deiner Treu
Weit mehr als Godewin und einzig würdig sey.
Estrithe.
Wohin? ach! Grausamer! den, dem ich untreu worden,
Den, dem du mich geraubt, den willst du noch er-
morden.
Ach! trage denn nur ich das Joch von meiner Pflicht?
Jndeß daß mein Gemahl der Menschheit Pflichten
bricht.
Sieh doch! dieß Herz, das du geraubt, geqvält, be-
trogen,
Wird immer noch zu dir bloß durch die Pflicht gezogen.
Ach! höre doch dieß Herz, und bist du mein Gemahl:
So häuffe doch nicht stets durch Frevel meine Qvaal.
Hör doch.. Jch liebe dich. Willst du mich denn noch
kränken?
Willst du mir nicht sein Blut für meine Liebe schenken?

Ulfo.
ein Trauerſpiel.
Ulfo.
Jſt deine Pflicht dein Troſt, den kann dir nichts ent-
ziehn:
Du haſt ſonſt keine Pflicht als die, nur mich zu lieben.
Halt dich an dieſe Pflicht, ſo darf dich nichts betruͤben.
Wiß, ich bin dein Gemahl.
Eſtrithe.
Gemahl! ach ſchwere Pflicht!
Du foderſt Liebe zwar, doch du verdienſt ſie nicht.
Ulfo.
Jſt der nicht liebenswerth, der nur nach Ruhme jaget?
Verdient der keinen Ruhm, der groſſe Thaten waget.?
Jch eile, du ſollſt ſehn, daß Ulfo deiner Treu
Weit mehr als Godewin und einzig wuͤrdig ſey.
Eſtrithe.
Wohin? ach! Grauſamer! den, dem ich untreu worden,
Den, dem du mich geraubt, den willſt du noch er-
morden.
Ach! trage denn nur ich das Joch von meiner Pflicht?
Jndeß daß mein Gemahl der Menſchheit Pflichten
bricht.
Sieh doch! dieß Herz, das du geraubt, geqvaͤlt, be-
trogen,
Wird immer noch zu dir bloß durch die Pflicht gezogen.
Ach! hoͤre doch dieß Herz, und biſt du mein Gemahl:
So haͤuffe doch nicht ſtets durch Frevel meine Qvaal.
Hoͤr doch.. Jch liebe dich. Willſt du mich denn noch
kraͤnken?
Willſt du mir nicht ſein Blut fuͤr meine Liebe ſchenken?

Ulfo.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0045" n="31"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">ein Trauer&#x017F;piel.</hi> </fw><lb/>
          <sp who="#ULF">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ulfo.</hi> </speaker><lb/>
            <p>J&#x017F;t deine Pflicht dein Tro&#x017F;t, den kann dir nichts ent-<lb/><hi rendition="#et">ziehn:</hi><lb/>
Du ha&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t keine Pflicht als die, nur mich zu lieben.<lb/>
Halt dich an die&#x017F;e Pflicht, &#x017F;o darf dich nichts betru&#x0364;ben.<lb/>
Wiß, ich bin dein Gemahl.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EST">
            <speaker> <hi rendition="#fr">E&#x017F;trithe.</hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Gemahl! ach &#x017F;chwere Pflicht!</hi><lb/>
Du foder&#x017F;t Liebe zwar, doch du verdien&#x017F;t &#x017F;ie nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ULF">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ulfo.</hi> </speaker><lb/>
            <p>J&#x017F;t der nicht liebenswerth, der nur nach Ruhme jaget?<lb/>
Verdient der keinen Ruhm, der gro&#x017F;&#x017F;e Thaten waget.?<lb/>
Jch eile, du &#x017F;oll&#x017F;t &#x017F;ehn, daß Ulfo deiner Treu<lb/>
Weit mehr als Godewin und einzig wu&#x0364;rdig &#x017F;ey.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EST">
            <speaker> <hi rendition="#fr">E&#x017F;trithe.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Wohin? ach! Grau&#x017F;amer! den, dem ich untreu worden,<lb/>
Den, dem du mich geraubt, den will&#x017F;t du noch er-<lb/><hi rendition="#et">morden.</hi><lb/>
Ach! trage denn nur ich das Joch von meiner Pflicht?<lb/>
Jndeß daß mein Gemahl der Men&#x017F;chheit Pflichten<lb/><hi rendition="#et">bricht.</hi><lb/>
Sieh doch! dieß Herz, das du geraubt, geqva&#x0364;lt, be-<lb/><hi rendition="#et">trogen,</hi><lb/>
Wird immer noch zu dir bloß durch die Pflicht gezogen.<lb/>
Ach! ho&#x0364;re doch dieß Herz, und bi&#x017F;t du mein Gemahl:<lb/>
So ha&#x0364;uffe doch nicht &#x017F;tets durch Frevel meine Qvaal.<lb/>
Ho&#x0364;r doch.. Jch liebe dich. Will&#x017F;t du mich denn noch<lb/><hi rendition="#et">kra&#x0364;nken?</hi><lb/>
Will&#x017F;t du mir nicht &#x017F;ein Blut fu&#x0364;r meine Liebe &#x017F;chenken?</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ulfo.</hi> </fw>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0045] ein Trauerſpiel. Ulfo. Jſt deine Pflicht dein Troſt, den kann dir nichts ent- ziehn: Du haſt ſonſt keine Pflicht als die, nur mich zu lieben. Halt dich an dieſe Pflicht, ſo darf dich nichts betruͤben. Wiß, ich bin dein Gemahl. Eſtrithe. Gemahl! ach ſchwere Pflicht! Du foderſt Liebe zwar, doch du verdienſt ſie nicht. Ulfo. Jſt der nicht liebenswerth, der nur nach Ruhme jaget? Verdient der keinen Ruhm, der groſſe Thaten waget.? Jch eile, du ſollſt ſehn, daß Ulfo deiner Treu Weit mehr als Godewin und einzig wuͤrdig ſey. Eſtrithe. Wohin? ach! Grauſamer! den, dem ich untreu worden, Den, dem du mich geraubt, den willſt du noch er- morden. Ach! trage denn nur ich das Joch von meiner Pflicht? Jndeß daß mein Gemahl der Menſchheit Pflichten bricht. Sieh doch! dieß Herz, das du geraubt, geqvaͤlt, be- trogen, Wird immer noch zu dir bloß durch die Pflicht gezogen. Ach! hoͤre doch dieß Herz, und biſt du mein Gemahl: So haͤuffe doch nicht ſtets durch Frevel meine Qvaal. Hoͤr doch.. Jch liebe dich. Willſt du mich denn noch kraͤnken? Willſt du mir nicht ſein Blut fuͤr meine Liebe ſchenken? Ulfo.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/45
Zitationshilfe: Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/45>, abgerufen am 21.11.2024.