Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746.Canut, Dritter Auftritt. Godewin, Estrithe. Estrithe. O Himmel! läßt er mich in Angst und zweifelsvoll? Verzieh doch, Godewin, sprich was ich denken soll. Erkläre, was Canut vom Ulfo mir gesaget. Verräther, du hast ihn wohl mehr als ich verklaget. Jch kenne schon die Art der Menschen ohne Muth, Den Schaden thut ihr Mund, den uns ihr Arm nicht thut. Sie scheuen die Gefahr, sich Rache zu verschaffen Und an des Schwerdtes statt, sind Reden ihre Waffen. Godewin. So glaubst du denn von mir nichts, als was mich entehrt? Werd ich denn stets beschimpft und niemals angehört? Jndeß, da sich mein Herz bemüht für dich zu sprechen, So sucht das deine stets an mir ein neu Verbrechen. Bey dieser Qvaal, von dir nicht hochgeschätzt zu seyn, Jst selber dein Verlust mir nur geringe Pein. Und doch um diese Qvaal noch härter zu empfinden, Muß ich dich ohne Schuld und edelmuthig finden. Prinzeßin, hätt ich wohl mein Unglück ie geglaubt? So ists kein Trieb von dir, der mir dein Herz geraubt? So haben Ruff, Betrug und Jrrthum sich ver- schworen, Daß ich das Edelste, was ich besaß, verloren? So hat ein falsch Gerücht, das man dir vorgebracht, Jn deinen Augen mich verachtungswerth gemacht? Und
Canut, Dritter Auftritt. Godewin, Eſtrithe. Eſtrithe. O Himmel! laͤßt er mich in Angſt und zweifelsvoll? Verzieh doch, Godewin, ſprich was ich denken ſoll. Erklaͤre, was Canut vom Ulfo mir geſaget. Verraͤther, du haſt ihn wohl mehr als ich verklaget. Jch kenne ſchon die Art der Menſchen ohne Muth, Den Schaden thut ihr Mund, den uns ihr Arm nicht thut. Sie ſcheuen die Gefahr, ſich Rache zu verſchaffen Und an des Schwerdtes ſtatt, ſind Reden ihre Waffen. Godewin. So glaubſt du denn von mir nichts, als was mich entehrt? Werd ich denn ſtets beſchimpft und niemals angehoͤrt? Jndeß, da ſich mein Herz bemuͤht fuͤr dich zu ſprechen, So ſucht das deine ſtets an mir ein neu Verbrechen. Bey dieſer Qvaal, von dir nicht hochgeſchaͤtzt zu ſeyn, Jſt ſelber dein Verluſt mir nur geringe Pein. Und doch um dieſe Qvaal noch haͤrter zu empfinden, Muß ich dich ohne Schuld und edelmuthig finden. Prinzeßin, haͤtt ich wohl mein Ungluͤck ie geglaubt? So iſts kein Trieb von dir, der mir dein Herz geraubt? So haben Ruff, Betrug und Jrrthum ſich ver- ſchworen, Daß ich das Edelſte, was ich beſaß, verloren? So hat ein falſch Geruͤcht, das man dir vorgebracht, Jn deinen Augen mich verachtungswerth gemacht? Und
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Canut,
Dritter Auftritt.
Godewin, Eſtrithe.
Eſtrithe.
O Himmel! laͤßt er mich in Angſt und zweifelsvoll?
Verzieh doch, Godewin, ſprich was ich denken ſoll.
Erklaͤre, was Canut vom Ulfo mir geſaget.
Verraͤther, du haſt ihn wohl mehr als ich verklaget.
Jch kenne ſchon die Art der Menſchen ohne Muth,
Den Schaden thut ihr Mund, den uns ihr Arm nicht
thut.
Sie ſcheuen die Gefahr, ſich Rache zu verſchaffen
Und an des Schwerdtes ſtatt, ſind Reden ihre Waffen.
Godewin.
So glaubſt du denn von mir nichts, als was mich
entehrt?
Werd ich denn ſtets beſchimpft und niemals angehoͤrt?
Jndeß, da ſich mein Herz bemuͤht fuͤr dich zu ſprechen,
So ſucht das deine ſtets an mir ein neu Verbrechen.
Bey dieſer Qvaal, von dir nicht hochgeſchaͤtzt zu ſeyn,
Jſt ſelber dein Verluſt mir nur geringe Pein.
Und doch um dieſe Qvaal noch haͤrter zu empfinden,
Muß ich dich ohne Schuld und edelmuthig finden.
Prinzeßin, haͤtt ich wohl mein Ungluͤck ie geglaubt?
So iſts kein Trieb von dir, der mir dein Herz geraubt?
So haben Ruff, Betrug und Jrrthum ſich ver-
ſchworen,
Daß ich das Edelſte, was ich beſaß, verloren?
So hat ein falſch Geruͤcht, das man dir vorgebracht,
Jn deinen Augen mich verachtungswerth gemacht?
Und
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Zitationshilfe: | Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/34>, abgerufen am 16.07.2024. |