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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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meynte, die Freunde wüßten nicht klar genug um die Verschiedenheit ihrer Ansichten. Dadurch werde die Mittheilung verworren, und schwiege mancher gar, der sonst wohl reden würde. Jeder, oder zunächst nur wer eben am meisten Lust habe, solle einmal seine Gedanken über Poesie, oder über einen Theil, eine Seite derselben von Grund des Herzens aussprechen, oder lieber ausschreiben, damit man's schwarz auf weiß besitze, wie's jeder meyne. Camilla stimmte ihrer Freundin lebhaft bey, damit wenigstens einmal etwas neues geschähe, zur Abwechslung von dem ewigen Lesen. Der Streit, sagte sie, würde dann erst recht arg werden; und das müsse er auch, denn eher sey keine Hoffnung zum ewigen Frieden.

Die Freunde ließen sich den Vorschlag gefallen und legten sogleich Hand ans Werk, ihn auszuführen. Selbst Lothario, der sonst am wenigsten sagte und stritt, ja oft Stundenlang bey allem was die andern sagen und streiten mochten, stumm blieb und sich in seiner würdigen Ruhe nicht stören ließ, schien den lebhaftesten Antheil zu nehmen, und gab selbst Versprechungen, etwas vorzulesen. Das Jnteresse wuchs mit dem Werk und mit den Vorbereitungen dazu, die Frauen machten sich ein Fest daraus, und es wurde endlich ein Tag festgesetzt, an dem jeder vorlesen sollte, was er bringen würde. Durch alle diese Umstände war die Aufmerksamkeit gespannter, als gewöhnlich; der Ton des Gesprächs indessen blieb ganz so zwanglos und leicht wie er sonst unter ihnen zu seyn pflegte.

Camilla hatte mit vielem Feuer ein Schauspiel beschrieben und gerühmt, was am Tage zuvor gegeben war.

meynte, die Freunde wuͤßten nicht klar genug um die Verschiedenheit ihrer Ansichten. Dadurch werde die Mittheilung verworren, und schwiege mancher gar, der sonst wohl reden wuͤrde. Jeder, oder zunaͤchst nur wer eben am meisten Lust habe, solle einmal seine Gedanken uͤber Poesie, oder uͤber einen Theil, eine Seite derselben von Grund des Herzens aussprechen, oder lieber ausschreiben, damit man's schwarz auf weiß besitze, wie's jeder meyne. Camilla stimmte ihrer Freundin lebhaft bey, damit wenigstens einmal etwas neues geschaͤhe, zur Abwechslung von dem ewigen Lesen. Der Streit, sagte sie, wuͤrde dann erst recht arg werden; und das muͤsse er auch, denn eher sey keine Hoffnung zum ewigen Frieden.

Die Freunde ließen sich den Vorschlag gefallen und legten sogleich Hand ans Werk, ihn auszufuͤhren. Selbst Lothario, der sonst am wenigsten sagte und stritt, ja oft Stundenlang bey allem was die andern sagen und streiten mochten, stumm blieb und sich in seiner wuͤrdigen Ruhe nicht stoͤren ließ, schien den lebhaftesten Antheil zu nehmen, und gab selbst Versprechungen, etwas vorzulesen. Das Jnteresse wuchs mit dem Werk und mit den Vorbereitungen dazu, die Frauen machten sich ein Fest daraus, und es wurde endlich ein Tag festgesetzt, an dem jeder vorlesen sollte, was er bringen wuͤrde. Durch alle diese Umstaͤnde war die Aufmerksamkeit gespannter, als gewoͤhnlich; der Ton des Gespraͤchs indessen blieb ganz so zwanglos und leicht wie er sonst unter ihnen zu seyn pflegte.

Camilla hatte mit vielem Feuer ein Schauspiel beschrieben und geruͤhmt, was am Tage zuvor gegeben war.

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[63/0071] meynte, die Freunde wuͤßten nicht klar genug um die Verschiedenheit ihrer Ansichten. Dadurch werde die Mittheilung verworren, und schwiege mancher gar, der sonst wohl reden wuͤrde. Jeder, oder zunaͤchst nur wer eben am meisten Lust habe, solle einmal seine Gedanken uͤber Poesie, oder uͤber einen Theil, eine Seite derselben von Grund des Herzens aussprechen, oder lieber ausschreiben, damit man's schwarz auf weiß besitze, wie's jeder meyne. Camilla stimmte ihrer Freundin lebhaft bey, damit wenigstens einmal etwas neues geschaͤhe, zur Abwechslung von dem ewigen Lesen. Der Streit, sagte sie, wuͤrde dann erst recht arg werden; und das muͤsse er auch, denn eher sey keine Hoffnung zum ewigen Frieden. Die Freunde ließen sich den Vorschlag gefallen und legten sogleich Hand ans Werk, ihn auszufuͤhren. Selbst Lothario, der sonst am wenigsten sagte und stritt, ja oft Stundenlang bey allem was die andern sagen und streiten mochten, stumm blieb und sich in seiner wuͤrdigen Ruhe nicht stoͤren ließ, schien den lebhaftesten Antheil zu nehmen, und gab selbst Versprechungen, etwas vorzulesen. Das Jnteresse wuchs mit dem Werk und mit den Vorbereitungen dazu, die Frauen machten sich ein Fest daraus, und es wurde endlich ein Tag festgesetzt, an dem jeder vorlesen sollte, was er bringen wuͤrde. Durch alle diese Umstaͤnde war die Aufmerksamkeit gespannter, als gewoͤhnlich; der Ton des Gespraͤchs indessen blieb ganz so zwanglos und leicht wie er sonst unter ihnen zu seyn pflegte. Camilla hatte mit vielem Feuer ein Schauspiel beschrieben und geruͤhmt, was am Tage zuvor gegeben war.

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/71>, abgerufen am 25.11.2024.