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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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dem diese Zuversicht wurde im hohen Anschauen der Natur. Unter den Blumen des Frühlings bargen sie den Knaben, uno in der schönen Umschattung an ihren heiligen Gewässern. Wohl dir, Jüngling, wenn sie so mit Liebe über dein Leben wachten, daß du herrlich hervorgingst in deiner Kraft, und du in hohen edlen Regungen dich frei erhieltest von einer gefühllosen Weisheit. Du suchest Leben des Ewigen und Bleibenden -- siehe es in dir. Was aus der eignen Fülle deines Geistes strömet, ist ewige Bildung im Sonnenlichte. Darum werde dir jede Erscheinung des freien offenen Sinnes Wahrheit dieses Sinnes, und wecke Gefühle der Himmel und bleibendes Leben in dir.

Du stehst hier an einem heiligen Orte, und verherrlichst die Natur durch eine hohe innige Rührung. Aber kehre den Blick freier zurück auf dein Gefühl, denn du fassest nicht seine Fülle, so lange der mächtige Eindruck deinen Sinn ergreift, und dich festhält in der Anschauung des Gegenstandes. Begreife deinen Zustand. Nur im Staunen des Auges ist Gleichgewicht der Kräfte. Jn der Betäubung erliegst du, und fühlst dich dann nur wieder frei, wenn die bildende Phantasie den Eindruck gewinnt, und so allmählig das große Schauspiel dir eine ruhige und lichte Anschauung wird.

Unter den großen Natur-Erscheinungen der Schweiz ist der mächtige Rheinfall dir schon längst als eine der erhabensten gepriesen worden. Er verdient diese Erhebung wenn auch mehrere Gewässer des schönen Landes durch das Verhältniß ihres Falles mit dem

dem diese Zuversicht wurde im hohen Anschauen der Natur. Unter den Blumen des Fruͤhlings bargen sie den Knaben, uno in der schoͤnen Umschattung an ihren heiligen Gewaͤssern. Wohl dir, Juͤngling, wenn sie so mit Liebe uͤber dein Leben wachten, daß du herrlich hervorgingst in deiner Kraft, und du in hohen edlen Regungen dich frei erhieltest von einer gefuͤhllosen Weisheit. Du suchest Leben des Ewigen und Bleibenden — siehe es in dir. Was aus der eignen Fuͤlle deines Geistes stroͤmet, ist ewige Bildung im Sonnenlichte. Darum werde dir jede Erscheinung des freien offenen Sinnes Wahrheit dieses Sinnes, und wecke Gefuͤhle der Himmel und bleibendes Leben in dir.

Du stehst hier an einem heiligen Orte, und verherrlichst die Natur durch eine hohe innige Ruͤhrung. Aber kehre den Blick freier zuruͤck auf dein Gefuͤhl, denn du fassest nicht seine Fuͤlle, so lange der maͤchtige Eindruck deinen Sinn ergreift, und dich festhaͤlt in der Anschauung des Gegenstandes. Begreife deinen Zustand. Nur im Staunen des Auges ist Gleichgewicht der Kraͤfte. Jn der Betaͤubung erliegst du, und fuͤhlst dich dann nur wieder frei, wenn die bildende Phantasie den Eindruck gewinnt, und so allmaͤhlig das große Schauspiel dir eine ruhige und lichte Anschauung wird.

Unter den großen Natur-Erscheinungen der Schweiz ist der maͤchtige Rheinfall dir schon laͤngst als eine der erhabensten gepriesen worden. Er verdient diese Erhebung wenn auch mehrere Gewaͤsser des schoͤnen Landes durch das Verhaͤltniß ihres Falles mit dem

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[44/0052] dem diese Zuversicht wurde im hohen Anschauen der Natur. Unter den Blumen des Fruͤhlings bargen sie den Knaben, uno in der schoͤnen Umschattung an ihren heiligen Gewaͤssern. Wohl dir, Juͤngling, wenn sie so mit Liebe uͤber dein Leben wachten, daß du herrlich hervorgingst in deiner Kraft, und du in hohen edlen Regungen dich frei erhieltest von einer gefuͤhllosen Weisheit. Du suchest Leben des Ewigen und Bleibenden — siehe es in dir. Was aus der eignen Fuͤlle deines Geistes stroͤmet, ist ewige Bildung im Sonnenlichte. Darum werde dir jede Erscheinung des freien offenen Sinnes Wahrheit dieses Sinnes, und wecke Gefuͤhle der Himmel und bleibendes Leben in dir. Du stehst hier an einem heiligen Orte, und verherrlichst die Natur durch eine hohe innige Ruͤhrung. Aber kehre den Blick freier zuruͤck auf dein Gefuͤhl, denn du fassest nicht seine Fuͤlle, so lange der maͤchtige Eindruck deinen Sinn ergreift, und dich festhaͤlt in der Anschauung des Gegenstandes. Begreife deinen Zustand. Nur im Staunen des Auges ist Gleichgewicht der Kraͤfte. Jn der Betaͤubung erliegst du, und fuͤhlst dich dann nur wieder frei, wenn die bildende Phantasie den Eindruck gewinnt, und so allmaͤhlig das große Schauspiel dir eine ruhige und lichte Anschauung wird. Unter den großen Natur-Erscheinungen der Schweiz ist der maͤchtige Rheinfall dir schon laͤngst als eine der erhabensten gepriesen worden. Er verdient diese Erhebung wenn auch mehrere Gewaͤsser des schoͤnen Landes durch das Verhaͤltniß ihres Falles mit dem

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/52>, abgerufen am 27.11.2024.