Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.durch sein ganzes schönes Leben seines Daseyns Urquell bleibende ewige Freiheit, die er in sich fortführt durch den Strom der Zeiten, und zum Ziele fördert wie der Strom seine Quelle. 3.
Der Rheinfall bei Laufen. Mit einer fröhlichen Eile zu seinem mächtigen Falle beugt der Strom in ein Buchengebüsch auf felsiger Höhe, und winkt nur dem Wandrer zu einer großen Erwartung. Still schaust du ihm nach, wo die muthige Welle noch sichtbar bleibt am hervorragenden Gestein. Dann wandelst du abwärts durch kühlende Schatten, und er verschwindet deinem Blicke. Aber er wird nicht fortströmen in verborgnen Klüften. Stolz auf seine Kraft ist er des freien Ganges gewiß, und verspricht auch durch Felsen hindurch den Weg sich zu bahnen. Schon hörst du von fern her das Rauschen seines Falles wie dumpfes Getöse aus tiefer schauerlicher Waldung. Eine hohe Ahndung ergreift dich im Jnnersten, und hebt mit schnellerem Wechsel die tiefgerührte Brust. Lauter wird der Ruf, gleich dem Rufe des Donners, wenn er näher und näher am Gebirge heraufkommt, und durch die Stille der Thäler seine Erschütterung wandelt. Still und horchend, aber mit kühnerem Schritte eilest du dahin, und unverwandten Blickes fragst du den Sinn, der den Ruf vernimmt, durch sein ganzes schoͤnes Leben seines Daseyns Urquell bleibende ewige Freiheit, die er in sich fortfuͤhrt durch den Strom der Zeiten, und zum Ziele foͤrdert wie der Strom seine Quelle. 3.
Der Rheinfall bei Laufen. Mit einer froͤhlichen Eile zu seinem maͤchtigen Falle beugt der Strom in ein Buchengebuͤsch auf felsiger Hoͤhe, und winkt nur dem Wandrer zu einer großen Erwartung. Still schaust du ihm nach, wo die muthige Welle noch sichtbar bleibt am hervorragenden Gestein. Dann wandelst du abwaͤrts durch kuͤhlende Schatten, und er verschwindet deinem Blicke. Aber er wird nicht fortstroͤmen in verborgnen Kluͤften. Stolz auf seine Kraft ist er des freien Ganges gewiß, und verspricht auch durch Felsen hindurch den Weg sich zu bahnen. Schon hoͤrst du von fern her das Rauschen seines Falles wie dumpfes Getoͤse aus tiefer schauerlicher Waldung. Eine hohe Ahndung ergreift dich im Jnnersten, und hebt mit schnellerem Wechsel die tiefgeruͤhrte Brust. Lauter wird der Ruf, gleich dem Rufe des Donners, wenn er naͤher und naͤher am Gebirge heraufkommt, und durch die Stille der Thaͤler seine Erschuͤtterung wandelt. Still und horchend, aber mit kuͤhnerem Schritte eilest du dahin, und unverwandten Blickes fragst du den Sinn, der den Ruf vernimmt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0050" n="42"/> durch sein ganzes schoͤnes Leben seines Daseyns Urquell bleibende ewige Freiheit, die er in sich fortfuͤhrt durch den Strom der Zeiten, und zum Ziele foͤrdert wie der Strom seine Quelle.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">3.<lb/><hi rendition="#g">Der Rheinfall bei Laufen</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Mit einer froͤhlichen Eile zu seinem maͤchtigen Falle beugt der Strom in ein Buchengebuͤsch auf felsiger Hoͤhe, und winkt nur dem Wandrer zu einer großen Erwartung. Still schaust du ihm nach, wo die muthige Welle noch sichtbar bleibt am hervorragenden Gestein. Dann wandelst du abwaͤrts durch kuͤhlende Schatten, und er verschwindet deinem Blicke. Aber er wird nicht fortstroͤmen in verborgnen Kluͤften. Stolz auf seine Kraft ist er des freien Ganges gewiß, und verspricht auch durch Felsen hindurch den Weg sich zu bahnen.</p><lb/> <p>Schon hoͤrst du von fern her das Rauschen seines Falles wie dumpfes Getoͤse aus tiefer schauerlicher Waldung. Eine hohe Ahndung ergreift dich im Jnnersten, und hebt mit schnellerem Wechsel die tiefgeruͤhrte Brust. Lauter wird der Ruf, gleich dem Rufe des Donners, wenn er naͤher und naͤher am Gebirge heraufkommt, und durch die Stille der Thaͤler seine Erschuͤtterung wandelt. Still und horchend, aber mit kuͤhnerem Schritte eilest du dahin, und unverwandten Blickes fragst du den Sinn, der den Ruf vernimmt, </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0050]
durch sein ganzes schoͤnes Leben seines Daseyns Urquell bleibende ewige Freiheit, die er in sich fortfuͤhrt durch den Strom der Zeiten, und zum Ziele foͤrdert wie der Strom seine Quelle.
3.
Der Rheinfall bei Laufen.
Mit einer froͤhlichen Eile zu seinem maͤchtigen Falle beugt der Strom in ein Buchengebuͤsch auf felsiger Hoͤhe, und winkt nur dem Wandrer zu einer großen Erwartung. Still schaust du ihm nach, wo die muthige Welle noch sichtbar bleibt am hervorragenden Gestein. Dann wandelst du abwaͤrts durch kuͤhlende Schatten, und er verschwindet deinem Blicke. Aber er wird nicht fortstroͤmen in verborgnen Kluͤften. Stolz auf seine Kraft ist er des freien Ganges gewiß, und verspricht auch durch Felsen hindurch den Weg sich zu bahnen.
Schon hoͤrst du von fern her das Rauschen seines Falles wie dumpfes Getoͤse aus tiefer schauerlicher Waldung. Eine hohe Ahndung ergreift dich im Jnnersten, und hebt mit schnellerem Wechsel die tiefgeruͤhrte Brust. Lauter wird der Ruf, gleich dem Rufe des Donners, wenn er naͤher und naͤher am Gebirge heraufkommt, und durch die Stille der Thaͤler seine Erschuͤtterung wandelt. Still und horchend, aber mit kuͤhnerem Schritte eilest du dahin, und unverwandten Blickes fragst du den Sinn, der den Ruf vernimmt,
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