Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Das Universum kann man weder erklären noch begreifen, nur anschauen und offenbaren. Höret nur auf das System der Empirte Universum zu nennen, und lernt die wahre religiöse Jdee desselben, wenn ihr den Spinosa nicht schon verstanden habt, vor der Hand in den Reden über die Religion lesen.


Jn alle Gestalten von Gefühl kann die Religion ausbrechen. Der wilde Zorn und der süßeste Schmerz gränzen hier unmittelbar aneinander, der fressende Haß und das kindliche Lächeln froher Demuth.


Willst du die Menschheit vollständig erblicken, so suche eine Familie. Jn der Familie werden die Gemüther organisch Eins, und eben darum ist sie ganz Poesie.


Alle Selbständigkeit ist ursprünglich, ist Originalität, und alle Originalität ist moralisch, ist Originalität des ganzen Menschen. Ohne sie keine Energie der Vernunft und keine Schönheit des Gemüths.


Zuerst vom Höchsten redet man durchaus freymüthig, völlig sorglos, aber gerade zum Ziel.


Jch habe einige Jdeen ausgesprochen, die aufs Centrum deuten, ich habe die Morgenröthe begrüßt nach meiner Ansicht, aus meinem Standpunkt. Wer den Weg kennt, thue desgleichen nach seiner Ansicht, aus seinem Standpunkt.

Das Universum kann man weder erklaͤren noch begreifen, nur anschauen und offenbaren. Hoͤret nur auf das System der Empirte Universum zu nennen, und lernt die wahre religioͤse Jdee desselben, wenn ihr den Spinosa nicht schon verstanden habt, vor der Hand in den Reden uͤber die Religion lesen.


Jn alle Gestalten von Gefuͤhl kann die Religion ausbrechen. Der wilde Zorn und der suͤßeste Schmerz graͤnzen hier unmittelbar aneinander, der fressende Haß und das kindliche Laͤcheln froher Demuth.


Willst du die Menschheit vollstaͤndig erblicken, so suche eine Familie. Jn der Familie werden die Gemuͤther organisch Eins, und eben darum ist sie ganz Poesie.


Alle Selbstaͤndigkeit ist urspruͤnglich, ist Originalitaͤt, und alle Originalitaͤt ist moralisch, ist Originalitaͤt des ganzen Menschen. Ohne sie keine Energie der Vernunft und keine Schoͤnheit des Gemuͤths.


Zuerst vom Hoͤchsten redet man durchaus freymuͤthig, voͤllig sorglos, aber gerade zum Ziel.


Jch habe einige Jdeen ausgesprochen, die aufs Centrum deuten, ich habe die Morgenroͤthe begruͤßt nach meiner Ansicht, aus meinem Standpunkt. Wer den Weg kennt, thue desgleichen nach seiner Ansicht, aus seinem Standpunkt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0040" n="32"/>
          <p>Das Universum kann man weder erkla&#x0364;ren noch begreifen, nur anschauen und offenbaren. Ho&#x0364;ret nur auf das System der Empirte Universum zu nennen, und lernt die wahre religio&#x0364;se Jdee desselben, wenn ihr den Spinosa nicht schon verstanden habt, vor der Hand in den Reden u&#x0364;ber die Religion lesen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jn alle Gestalten von Gefu&#x0364;hl kann die Religion ausbrechen. Der wilde Zorn und der su&#x0364;ßeste Schmerz gra&#x0364;nzen hier unmittelbar aneinander, der fressende Haß und das kindliche La&#x0364;cheln froher Demuth.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Willst du die Menschheit vollsta&#x0364;ndig erblicken, so suche eine Familie. Jn der Familie werden die Gemu&#x0364;ther organisch Eins, und eben darum ist sie ganz Poesie.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Alle Selbsta&#x0364;ndigkeit ist urspru&#x0364;nglich, ist Originalita&#x0364;t, und alle Originalita&#x0364;t ist moralisch, ist Originalita&#x0364;t des ganzen Menschen. Ohne sie keine Energie der Vernunft und keine Scho&#x0364;nheit des Gemu&#x0364;ths.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Zuerst vom Ho&#x0364;chsten redet man durchaus freymu&#x0364;thig, vo&#x0364;llig sorglos, aber gerade zum Ziel.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jch habe einige Jdeen ausgesprochen, die aufs Centrum deuten, ich habe die Morgenro&#x0364;the begru&#x0364;ßt nach meiner Ansicht, aus meinem Standpunkt. Wer den Weg kennt, thue desgleichen nach seiner Ansicht, aus seinem Standpunkt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0040] Das Universum kann man weder erklaͤren noch begreifen, nur anschauen und offenbaren. Hoͤret nur auf das System der Empirte Universum zu nennen, und lernt die wahre religioͤse Jdee desselben, wenn ihr den Spinosa nicht schon verstanden habt, vor der Hand in den Reden uͤber die Religion lesen. Jn alle Gestalten von Gefuͤhl kann die Religion ausbrechen. Der wilde Zorn und der suͤßeste Schmerz graͤnzen hier unmittelbar aneinander, der fressende Haß und das kindliche Laͤcheln froher Demuth. Willst du die Menschheit vollstaͤndig erblicken, so suche eine Familie. Jn der Familie werden die Gemuͤther organisch Eins, und eben darum ist sie ganz Poesie. Alle Selbstaͤndigkeit ist urspruͤnglich, ist Originalitaͤt, und alle Originalitaͤt ist moralisch, ist Originalitaͤt des ganzen Menschen. Ohne sie keine Energie der Vernunft und keine Schoͤnheit des Gemuͤths. Zuerst vom Hoͤchsten redet man durchaus freymuͤthig, voͤllig sorglos, aber gerade zum Ziel. Jch habe einige Jdeen ausgesprochen, die aufs Centrum deuten, ich habe die Morgenroͤthe begruͤßt nach meiner Ansicht, aus meinem Standpunkt. Wer den Weg kennt, thue desgleichen nach seiner Ansicht, aus seinem Standpunkt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/40
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/40>, abgerufen am 23.11.2024.