Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Die undurchdringliche Dunkelheit, woüber unser Philologe klagt, beruht auf einer Auslassung, die sich von selbst versteht: "Es ist zu aufmerksam und zu gesellig," nämlich die Namen zu behalten, "Für die Verwandlung," natürlich eines geringen Mannes in einen vornehmen. Das your ist humoristisch zu nehmen, wie es oft vorkommt: Für so eine Verwandlung. Die untergeschobne Lesart verdirbt und verwirrt alles, und respective muß nach derselben etwas heißen, was es gar nicht bedeuten kann. -- Ferner! "Eben so wenig "möchte (Th. V. S. 84.) für die Worte (Huberts in "der Szene mit Arthur):

-- Nun du thöricht Wasser,
Du treibst die unbarmherz'ge Marter aus!

"der deutsche Leser eine befriedigende Auskunft zu "finden im Stande seyn. -- --

How now foolish rheum,
Turning dispiteous nature out of door!

" "Was wollt ihr, alberne Thränen, die mich um " "meine ganze Standhaftigkeit bringen?" Was "soll nun die unbarmherz'ge Marter? Wir wür"den vielleicht glauben, daß Marter durch einen "Druckfehler für Natur stehe, wenn nicht das Syl"benmaß dem widerspräche; aber selbst dann würde "die Stelle wenig gewinnen." Das wahre Original lautet hier:

Turning dispiteous torture out of door!

Torture und im Deutschen Marter ist aktiv genommen, für das Martern, der Vorsatz zu martern. Die

Die undurchdringliche Dunkelheit, wouͤber unser Philologe klagt, beruht auf einer Auslassung, die sich von selbst versteht: “Es ist zu aufmerksam und zu gesellig,” naͤmlich die Namen zu behalten, “Fuͤr die Verwandlung,” natuͤrlich eines geringen Mannes in einen vornehmen. Das your ist humoristisch zu nehmen, wie es oft vorkommt: Fuͤr so eine Verwandlung. Die untergeschobne Lesart verdirbt und verwirrt alles, und respective muß nach derselben etwas heißen, was es gar nicht bedeuten kann. — Ferner! “Eben so wenig “moͤchte (Th. V. S. 84.) fuͤr die Worte (Huberts in “der Szene mit Arthur):

— Nun du thoͤricht Wasser,
Du treibst die unbarmherz'ge Marter aus!

“der deutsche Leser eine befriedigende Auskunft zu “finden im Stande seyn. — —

How now foolish rheum,
Turning dispiteous nature out of door!

“ “Was wollt ihr, alberne Thraͤnen, die mich um “ “meine ganze Standhaftigkeit bringen?” Was “soll nun die unbarmherz'ge Marter? Wir wuͤr“den vielleicht glauben, daß Marter durch einen “Druckfehler fuͤr Natur stehe, wenn nicht das Syl“benmaß dem widerspraͤche; aber selbst dann wuͤrde “die Stelle wenig gewinnen.” Das wahre Original lautet hier:

Turning dispiteous torture out of door!

Torture und im Deutschen Marter ist aktiv genommen, fuͤr das Martern, der Vorsatz zu martern. Die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0346" n="334"/>
            <p>Die undurchdringliche Dunkelheit, wou&#x0364;ber unser Philologe klagt, beruht auf einer Auslassung, die sich von selbst versteht: &#x201C;Es ist zu aufmerksam und zu gesellig,&#x201D; na&#x0364;mlich die Namen zu behalten, &#x201C;Fu&#x0364;r die Verwandlung,&#x201D; natu&#x0364;rlich eines geringen Mannes in einen vornehmen. Das <hi rendition="#g">your</hi> ist humoristisch zu nehmen, wie es oft vorkommt: Fu&#x0364;r so eine Verwandlung. Die untergeschobne Lesart verdirbt und verwirrt alles, und respective muß nach derselben etwas heißen, was es gar nicht bedeuten kann. &#x2014; Ferner! &#x201C;Eben so wenig &#x201C;mo&#x0364;chte (Th. V. S. 84.) fu&#x0364;r die Worte (Huberts in &#x201C;der Szene mit Arthur):<lb/><lg type="poem"><l>&#x2014; Nun du tho&#x0364;richt Wasser,</l><lb/><l>Du treibst die unbarmherz'ge Marter aus!</l></lg><lb/>
&#x201C;der deutsche Leser eine befriedigende Auskunft zu &#x201C;finden im Stande seyn. &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>How now foolish rheum,</l><lb/>
              <l>Turning dispiteous nature out of door!</l>
            </lg><lb/>
            <p>&#x201C; &#x201C;Was wollt ihr, alberne Thra&#x0364;nen, die mich um &#x201C; &#x201C;meine ganze Standhaftigkeit bringen?&#x201D; Was &#x201C;soll nun die <hi rendition="#g">unbarmherz'ge Marter</hi>? Wir wu&#x0364;r&#x201C;den vielleicht glauben, daß <hi rendition="#g">Marter</hi> durch einen &#x201C;Druckfehler fu&#x0364;r <hi rendition="#g">Natur</hi> stehe, wenn nicht das Syl&#x201C;benmaß dem widerspra&#x0364;che; aber selbst dann wu&#x0364;rde &#x201C;die Stelle wenig gewinnen.&#x201D; Das wahre Original lautet hier:</p><lb/>
            <l>Turning dispiteous <hi rendition="#g">torture</hi> out of door!</l>
            <p>Torture und im Deutschen <hi rendition="#g">Marter</hi> ist aktiv genommen, fu&#x0364;r das Martern, der Vorsatz zu martern. Die
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[334/0346] Die undurchdringliche Dunkelheit, wouͤber unser Philologe klagt, beruht auf einer Auslassung, die sich von selbst versteht: “Es ist zu aufmerksam und zu gesellig,” naͤmlich die Namen zu behalten, “Fuͤr die Verwandlung,” natuͤrlich eines geringen Mannes in einen vornehmen. Das your ist humoristisch zu nehmen, wie es oft vorkommt: Fuͤr so eine Verwandlung. Die untergeschobne Lesart verdirbt und verwirrt alles, und respective muß nach derselben etwas heißen, was es gar nicht bedeuten kann. — Ferner! “Eben so wenig “moͤchte (Th. V. S. 84.) fuͤr die Worte (Huberts in “der Szene mit Arthur): — Nun du thoͤricht Wasser, Du treibst die unbarmherz'ge Marter aus! “der deutsche Leser eine befriedigende Auskunft zu “finden im Stande seyn. — — How now foolish rheum, Turning dispiteous nature out of door! “ “Was wollt ihr, alberne Thraͤnen, die mich um “ “meine ganze Standhaftigkeit bringen?” Was “soll nun die unbarmherz'ge Marter? Wir wuͤr“den vielleicht glauben, daß Marter durch einen “Druckfehler fuͤr Natur stehe, wenn nicht das Syl“benmaß dem widerspraͤche; aber selbst dann wuͤrde “die Stelle wenig gewinnen.” Das wahre Original lautet hier: Turning dispiteous torture out of door! Torture und im Deutschen Marter ist aktiv genommen, fuͤr das Martern, der Vorsatz zu martern. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/346
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/346>, abgerufen am 22.11.2024.