Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Dialekt zu geben gesucht: eine zwar an sich drollige Jdee, wozu aber das Original keine Veranlassung giebt. Jch habe folgende Uebersetzung versucht: Gespräch
zwischen Babieca und Rocinante. B. Wie seyd ihr Rocinante, schmal gemessen! R. Man frißt ja nichts, und muß sich immer plagen. B. Wie stehts mit Hafer und des Strohes Lagen? R. Nicht einen Bissen läßt mein Herr mich essen. B. Ey, Freund, ihr seyd unartig und vermessen, Mit Eselszunge nach dem Herrn zu schlagen. R. Er bleibt ein Esel, wars seit jungen Tagen; Er ist verliebt, nun könnt ihr selbst ermessen. B. Jst Lieben Thorheit? R. Doch gewiß nicht weise. B. Jhr seyd ein Philosoph. R. Das kommt vom Fasten. B. Beklagt euch denn bey eures Ritters Knappen. R. Was hilft mirs, daß ich meine Noth beweise, Wenn Herr und Diener unter gleichen Lasten Jn die Rappuse gehn mit ihrem Rappen? Sehr fehlerhaft ist in das Gedicht der Oriana ganz fremde Ritter-Mythologie vom Sacripant hineingebracht, da in diesen Gedichten alles bis auf die feinsten Dialekt zu geben gesucht: eine zwar an sich drollige Jdee, wozu aber das Original keine Veranlassung giebt. Jch habe folgende Uebersetzung versucht: Gespraͤch
zwischen Babieca und Rocinante. B. Wie seyd ihr Rocinante, schmal gemessen! R. Man frißt ja nichts, und muß sich immer plagen. B. Wie stehts mit Hafer und des Strohes Lagen? R. Nicht einen Bissen laͤßt mein Herr mich essen. B. Ey, Freund, ihr seyd unartig und vermessen, Mit Eselszunge nach dem Herrn zu schlagen. R. Er bleibt ein Esel, wars seit jungen Tagen; Er ist verliebt, nun koͤnnt ihr selbst ermessen. B. Jst Lieben Thorheit? R. Doch gewiß nicht weise. B. Jhr seyd ein Philosoph. R. Das kommt vom Fasten. B. Beklagt euch denn bey eures Ritters Knappen. R. Was hilft mirs, daß ich meine Noth beweise, Wenn Herr und Diener unter gleichen Lasten Jn die Rappuse gehn mit ihrem Rappen? Sehr fehlerhaft ist in das Gedicht der Oriana ganz fremde Ritter-Mythologie vom Sacripant hineingebracht, da in diesen Gedichten alles bis auf die feinsten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0331" n="319"/> Dialekt zu geben gesucht: eine zwar an sich drollige Jdee, wozu aber das Original keine Veranlassung giebt. Jch habe folgende Uebersetzung versucht:</p><lb/><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Gespraͤch</hi></hi><lb/> zwischen Babieca und Rocinante.</head><lb/> <l>B. Wie seyd ihr Rocinante, schmal gemessen!</l><lb/> <l>R. Man frißt ja nichts, und muß sich immer plagen.</l><lb/> <l>B. Wie stehts mit Hafer und des Strohes Lagen?</l><lb/> <l>R. Nicht einen Bissen laͤßt mein Herr mich essen.</l><lb/><lb/> <l>B. Ey, Freund, ihr seyd unartig und vermessen,</l><lb/> <l>Mit Eselszunge nach dem Herrn zu schlagen.</l><lb/> <l>R. Er bleibt ein Esel, wars seit jungen Tagen;</l><lb/> <l>Er ist verliebt, nun koͤnnt ihr selbst ermessen.</l><lb/><lb/> <l>B. Jst Lieben Thorheit? R. Doch gewiß nicht weise.</l><lb/> <l>B. Jhr seyd ein Philosoph. R. Das kommt vom Fasten.</l><lb/> <l>B. Beklagt euch denn bey eures Ritters Knappen.</l><lb/><lb/> <l>R. Was hilft mirs, daß ich meine Noth beweise,</l><lb/> <l>Wenn Herr und Diener unter gleichen Lasten</l><lb/> <l>Jn die Rappuse gehn mit ihrem Rappen?</l><lb/> </lg><lb/> <p>Sehr fehlerhaft ist in das Gedicht der Oriana ganz fremde Ritter-Mythologie vom Sacripant hineingebracht, da in diesen Gedichten alles bis auf die feinsten </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [319/0331]
Dialekt zu geben gesucht: eine zwar an sich drollige Jdee, wozu aber das Original keine Veranlassung giebt. Jch habe folgende Uebersetzung versucht:
Gespraͤch
zwischen Babieca und Rocinante.
B. Wie seyd ihr Rocinante, schmal gemessen!
R. Man frißt ja nichts, und muß sich immer plagen.
B. Wie stehts mit Hafer und des Strohes Lagen?
R. Nicht einen Bissen laͤßt mein Herr mich essen.
B. Ey, Freund, ihr seyd unartig und vermessen,
Mit Eselszunge nach dem Herrn zu schlagen.
R. Er bleibt ein Esel, wars seit jungen Tagen;
Er ist verliebt, nun koͤnnt ihr selbst ermessen.
B. Jst Lieben Thorheit? R. Doch gewiß nicht weise.
B. Jhr seyd ein Philosoph. R. Das kommt vom Fasten.
B. Beklagt euch denn bey eures Ritters Knappen.
R. Was hilft mirs, daß ich meine Noth beweise,
Wenn Herr und Diener unter gleichen Lasten
Jn die Rappuse gehn mit ihrem Rappen?
Sehr fehlerhaft ist in das Gedicht der Oriana ganz fremde Ritter-Mythologie vom Sacripant hineingebracht, da in diesen Gedichten alles bis auf die feinsten
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Zitationshilfe: | Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/331>, abgerufen am 28.07.2024. |